Der erfolgreiche Start des ersten Satelliten der SmallGEO-Produktlinie ist für OHB ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte. Erstmals nach über 20 Jahren konnte mit SmallGEO wieder ein Telekommunikationssatellit in Deutschland entwickelt, integriert und getestet werden.
„Wir sind glücklich und erleichtert, dass H36W-1 jetzt auf dem Weg ist. Der erste Satellit ist immer ein großer Schritt, vor allem, wenn man sich mit einer eigens neu entwickelten Plattform in ein so wichtiges Segment wie den Telekommunikationsmarkt wagt. Wir haben ein komplettes Design entwickelt, gemanagt, umgesetzt und in elf Monaten Testphase intensiv durchgecheckt. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir ab Ende März eine gute Performance nachweisen werden“, so Dr. Dieter Birreck, verantwortlicher Projektleiter bei OHB System.
Erste “Lebenszeichen” des Satelliten wurden bereits nach knapp einer Stunde über die Bodenstationen Kumsan, Südkorea, und Uralla, Australien, im Satellitenkontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen empfangen. Dort leisten 22 Mitarbeiter der OHB System AG, vier Kollegen von OHB Sweden und zwei von OHB Italia rund um die Uhr Unterstützung bei der Inbetriebnahme und der Missionskontrolle des Telekommunikationssatelliten. In zwölf Tagen erreicht H36W-1 seine geostationäre Testposition, in der er gut fünf Wochen kalibriert und in Betrieb genommen wird. Nach weiteren neun Tagen Reisezeit erreicht der Satellit dann seine endgültige Position über dem 36. westlichen Längengrad, von wo er über 15 Jahre die flexible Breitbandversorgung der Iberischen Halbinsel, der Kanarischen Inseln und von Südamerika für den spanischen Betreiber HISPASAT übernehmen soll.
Der erste seiner Art
Die Rückkehr Deutschlands zur Systemfähigkeit im kommerziellen Markt der Telekommunikationssatelliten beruht auf der engen Zusammenarbeit zwischen OHB, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Die Entwicklung von SmallGEO ist explizit in der deutschen Raumfahrtstrategie erwähnt und unterstreicht den Wunsch, im Segment kleinerer Satelliten unabhängig und flexibel auftreten zu können.
Mit SmallGEO hat OHB im ARTES-Programm (Advanced Research in Telecommunications Systems) der ESA eine vielseitige geostationäre Satellitenplattform entwickelt, die auf verschiedene Missionsziele wie Telekommunikation, Erdbeobachtung und Technologieerprobung zugeschnitten werden kann. Die modulare Bauweise der Satellitenplattform SmallGEO erlaubt es, flexibel auf Kundenbedürfnisse eingehen zu können. Beim Satellitenantrieb können Kunden zwischen klassisch, hybrid und elektrisch wählen. Die Startmasse der Satelliten bewegt sich je nach Typ zwischen 2.500 und 3.500 kg, wobei die jeweils erlaubte Nutzlastmasse zwischen 450 kg und 900 kg variiert. Der 3,7 x 1,9 x 2 Meter große H36W-1 wies beim Start eine Masse von 3.200 kg auf.
Beteiligung weiterer Konzernunternehmen der OHB SE
Neben OHB System AG als Hauptauftragnehmer waren auch drei europäische Schwestergesellschaften der OHB an der erfolgreichen Entwicklung und Umsetzung des ersten SmallGEO-Satelliten beteiligt. So lieferte OHB Sweden innovative Teilsysteme für den elektrischen Satellitenantrieb sowie für die Höhen- und Umlaufbahnsteuerung. Luxspace stellte die Telemetrie-, Fernsteuerungs- und Rangierteilsysteme zur Verfügung und beteiligte sich aktiv an deren Validierung auf der Satellitenebene. Darüber hinaus leistete Luxspace einen Beitrag zur Entwicklung des Satellitensimulators. OHB Italia lieferte die Nutzlaststeuerungseinheit und half bei der systemgestützten Entwicklung des Thermalsteuerungsteilsystems mit.
Weitere SmallGEO-Projekte von OHB
Der erste SmallGEO-Satellit, H36W-1, wurde im Rahmen eines PPP-Projektes (private-public partnership) zwischen der ESA, OHB und dem spanischen Satellitenbetreiber HISPASAT realisiert. Weitere Projekte im klassischen Telekommunikationsbereich sind EDRS-C (Laserrelais) und Heinrich Hertz (In Orbit Verifikation zahlreicher nationaler wissenschaftlicher und technischer Innovationen sowie Satellitenkommunikation für die Bundeswehr). Mit Electra entwickelt OHB einen vollständig elektrisch angetriebenen Satelliten auf Basis der SmallGEO-Plattform, der aufgrund des geringeren Gewichts des Antriebssystems deutlich mehr Nutzlast mitführen kann. Europas künftige Wettersatellitenflotte, die EUMETSAT-Satelliten „Meteosat Third Generation“, basiert ebenfalls auf der SmallGEO-Satellitenplattform.
Über die HISPASAT-Gruppe
Die HISPASAT-Gruppe besteht aus Unternehmen, die in Spanien sowie in Lateinamerika, wo sich das brasilianische Schwesterunternehmen HISPAMAR befindet, tätig sind. Die Gruppe ist bei der Verteilung und der Übertragung von spanisch- und portugiesischsprachigen Inhalten Weltführer. Dabei wird ihre Satellitenflotte durch wichtige Fernsehsender sowie die Anbieter von Hochauflösungsfernsehplattformen verwendet. HISPASAT stellt auch Behörden, Unternehmen und Telekommunikationsanbietern in Amerika, Europa und Nordafrika satellitengestützte Breitbanddienste sowie andere Mehrwertlösungen zur Verfügung. HISPASAT gehört nach Umsatzerlösen zu den weltweit größten Branchenvertretern und tritt als die wichtigste Kommunikationsbrücke zwischen Europa und Amerika auf.
Über die ESA
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA), Europas Tor zum Weltraum, ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen.
Die ESA hat 22 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik, Ungarn und das Vereinigte Königreich. Slowenien ist assoziierter Mitgliedstaat.
Außerdem arbeitet die ESA förmlich mit sechs EU-Mitgliedstaaten zusammen. Im Rahmen eines Kooperationsabkommens nimmt auch Kanada an bestimmten ESA-Programmen teil.
Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen. Des Weiteren arbeitet sie eng mit der EU bei der Verwirklichung der Programme Galileo und Copernicus und mit EUMETSAT bei der Entwicklung von Meteorologiemissionen zusammen.
Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt.
Sie entwickelt und startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums. Außerdem führt sie ein umfangreiches Anwendungsprogramm zur Entwicklung von Erdbeobachtungs-, Navigations- und Telekommunikationsdiensten durch.
Die OHB System AG ist eines der drei führenden Raumfahrtunternehmen Europas. Der Systemanbieter gehört zum börsennotierten Hochtechnologiekonzern OHB SE, in dem rund 2.200 Fachkräfte an zentralen europäischen Raumfahrtprogrammen arbeiten. Mit zwei starken Standorten in Bremen und Oberpfaffenhofen bei München und 35 Jahren Erfahrung ist OHB System spezialisiert auf High-Tech-Lösungen für die Raumfahrt. Dazu zählen erdnahe und geostationäre Satelliten für Erdbeobachtung, Navigation, Telekommunikation, Wissenschaft und Exploration des Weltraums ebenso wie Systeme für die Astronautische Raumfahrt, Luftaufklärung und Prozessleittechnik.
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