Demnach komme Amazon ohne Marktplatzgeschäft und Amazon Web Services (AWS) – also nur mit eigenem Einzelhandel – auf rund 9,5 Milliarden Euro Einzelhandelsumsatz netto in Deutschland und sei damit bereits größter Non-Food-Händler. Das alleine ist bereits mehr als der Umsatz der Media-Saturn-Holding, bislang größter Anbieter bei Nichtlebensmitteln hierzulande. Hinzu kommen rund 8 Milliarden Euro, die Amazon unter seiner Marke und Datenkontrolle auf dem deutschen Marktplatz umsetzt. Damit kommt das Amazon-Handelsgeschäft zusammen auf 17,5 Milliarden Euro in Deutschland. Bei mindestens 20 Prozent Wachstum wird alleine der zusätzliche Umsatz dieses Jahr rund 3,5 Milliarden Euro betragen und damit doppelt so hoch sein wie das Volumen, das Kaiser’s Tengelmann zuletzt insgesamt umsetzte.
Dem Branchendienst „Location Insider“ sagte Heinemann in einem Interview, dass die deutschen Handelsunternehmen reagieren sollten: Viele täten Online-Handel immer noch als Non-Profit-Veranstaltung ab: „Disruptive Technologien können im Zeitverlauf starkes Wachstum aufweisen und vorhandene Märkte völlig verdrängen. Diese Gefahr besteht derzeit auch im deutschen Einzelhandel. Dieser hat zwar überwiegend realisiert, zu welch einer Gefahr sich insbesondere der Innovator Amazon entwickeln kann. Trotzdem wird immer noch gekleckert und nicht geklotzt.“
Heinemann, der an der Hochschule Niederrhein das eWeb-Research-Center leitet und Handel lehrt, rät den deutschen Händlern, massiv in digitale Strategien zu investieren, wenn man nicht vollends vom Branchenriesen an die Wand gedrückt werden wollte. In diesem Zusammenhang nennt der E-Commerce-Experte den Baumarkt Hornbach, der 220 Millionen Euro in den digitalen Bereich investiert und diese Summe bis 2020 noch einmal verdoppeln möchte. Heinemann: „Es gibt aber auch Händler, die anscheinend sterben wollen, denn sie überlassen Amazon mehr oder weniger kampflos das Feld.“
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