Am 17. Januar 2017 verkündete Theresa May erste Details über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Der Brexit solle nach der „harten Variante“ erfolgen und würde somit nicht nur den Austritt aus der europäischen Zollunion beinhalten, sondern auch mit einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit von EU-Bürgern einhergehen. Großbritannien solle somit seine nationale Souveränität wiedererlangen, so die britische Premierministerin.

Die wirtschaftlichen Folgen des Brexits für die Europäische Union – aber auch für Asien – sind bisher noch nicht abzusehen. Der OAV und die Nikkei Asia Review luden aus diesem Grund am 9. Februar 2017 zu einem Experten-Seminar ein, um "Brexit´s impact on the EU and Asia" zu diskutieren. Hierzu referierten Experten der Financial Times Frankfurt, PwC sowie des Fujitsu Research Institutes (Tokyo).

Die Herausforderungen des Brexits für den Bereich Financial Services stellte Herr Markus Sauerland, Senior Advisor to PWC, dar. Großbritannien fürchte momentan vor allem den Verlust seiner Vormachtstellung im Bereich Finanzdienstleistungen in Europa. Dies betreffe vorrangig Firmen, welche grenzüberschreitende Aktivitäten durchführen und über kurz oder lang ihre Aufstellung in Europa überdenken müssen, um die Erbringung der Dienstleistungen für ihre bestehenden Kunden zu gewährleisten, so Sauerland. Obwohl die Ergebnisse der Verhandlungen zurzeit noch unsicher seien, wird vermutet, dass viele Unternehmen Interimslösungen in den zwei Jahren während der Verhandlungen unternehmen werden. Sobald die Bedingungen der neuen Beziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU bekannt seien, werden Banken allerdings mehr Zeit benötigen, um strategische Lösungen zu finden und die Bedürfnisse ihrer Kunden umfassend zu befriedigen. Einigkeit bestand in dem Punkt, dass eine Zeitspanne von mindestens drei Jahren nötig wäre, um eine langfristige Umstellung der Branche durchzuführen, wie eine kürzlich erhobene PWC-Studie im Auftrag von AFME aufzeigt.

Zuletzt sprach Herr Dr. Martin Schulz, Senior Research Fellow, Fujitsu Research Institute, über die Auswirkungen des Brexits auf Asien. Schulz merkte an, dass durch den Brexit keine signifikante Gefahr für den Handel zwischen der EU und Asien bestünde, aber Anlagestrategien asiatischer Unternehmen in der EU stark betroffen sein könnten. Die EU gelte gemeinhin als hochattraktiver Markt für asiatische Investoren, auch da sich viele asiatische Unternehmen durch einen schwächelnden Binnenmarkt zunehmend Richtung Ausland orientierten. Ein großer Teil dieser Investitionen gehe nach Europa – im Falle Großbritanniens in den Finanz- und Kommunikationsbereich, welcher durch einen harten Brexit sicher negativ beeinträchtigt würde. Auf der anderen Seite stellte Schulz infrage, ob es nun an der Zeit sei, Großbritannien den Rücken zu kehren, da hierfür eine weitreichende EU-Strategie vonnöten wäre, die nicht leicht zu entwickeln sei. Weiterhin bemerkte Schulz, dass die EU aus asiatischer Perspektive als momentan instabiles Konstrukt gesehen werde: territoriale Konflikte, Tendenzen zu Nationalismus und Protektionismus, eine mangelhafte Konsensfähigkeit und Governance sowie die trüben Aussichten auf eine Besserung der Lage wirken aktuell als weitaus größerer Hemmschuh für ausländische Investitionen.

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