Herr Metz, können Sie IST Metz kurz vorstellen?
Christian Metz: 1977 hat mein Großvater die Firma unter dem Namen „Impuls-Strahlungs-Trocknung – IST“ gegründet. Inzwischen ist eine Firmengruppe mit 13 Unternehmen in aller Welt daraus gewachsen. Wir beschäftigen 500 Mitarbeiter und hatten zuletzt einen Umsatz von 73 Mio. Euro. Mein Großvater hat früh die Internationalisierung eingeleitet und durch Übernahmen und Ausgründungen das Wachstum forciert. Heute bietet IST Metz das größte Portfolio von UV-Systemen auf Lampen- und LED-Basis weltweit. Wir sind Weltmarktführer.
Ihr Großvater hat auf globales Wachstum gesetzt. Wo sehen Sie Wachstumspotential?
Metz: Global sind wir. Wir erzielen rund 85 Prozent unserer Umsätze im Ausland, davon gut die Hälfte außerhalb Europas. Es geht nun um weitere Diversifizierung der Zielmärkte. Über den analogen Etiketten- und Verpackungsdruck hinaus sind unsere Systeme im Inkjetdruck gefragt. Außerdem liefern wir UV-Technik für die Trinkwasserentkeimung, Beschichtungs- und Verklebungstechnik. Im Automobilbau sind sie ebenso im Einsatz wie unter anderem im Haushaltsgeräte- und Displaybereich. Es gibt hunderte Anwendungen für UV-Licht.
Welchen Anteil an Ihren Umsätzen machen klassische Druckereianwendungen aus?
Metz: Etwa die Hälfte. Ich denke, dass wir trotz aller Konsolidierung genau hinsehen sollten. Ob Hochglanzprospekte eine große Zukunft haben, ist fraglich. Aber im Verpackungs- und im Akzidenzdruck sehe ich langfristig Wachstumspotential.
Das gilt auch in der UV-Welt mit der zentralen Frage: UV-Lampe oder UV-LED?
Metz: Diese Diskussion verläuft wieder sachlicher. Lampen und LEDs haben ihre Vor- und Nachteile. Wir helfen unseren Kunden, die Total-Cost-of-Ownership zu analysieren und anhand konkreter Anforderungen in spezifischen Anwendungen die richtige Technik zu wählen. Die UV-Lampe liefert grob gesagt viel Power für wenig Geld und es gibt ein breitbandiges Spektrum. Dagegen ist die LED schneller schaltbar, lässt sich dimmen, hat eine lange Lebensdauer und die bekannte Energieeffizienz.
Welche Rolle spielt dabei Ihr UV Transfer Center?
Metz: Das haben wir 2002 zur Wissensvermittlung an potentielle und bestehende Kunden gegründet. Wir klären dort über die jeweiligen Vorteile von UV-Lampen und UV-LED auf – und können diese mit unseren Anlagen demonstrieren. Wenn gewünscht, können wir auch praktische Versuchsreihen fahren.
Inwieweit sind die Lichtquellen mittlerweile austauschbar?
Metz: Auf der drupa haben wir ein UV Hot Swap System vorgestellt. Auf der Bühne haben wir live von Lampe auf LED gewechselt. Die Peripherie, also Vorschaltgerät, Kühlung und Steuerungstechnik, bleiben gleich. Das soll nicht heißen, dass Druckereien nun ständig die Lichtquellen tauschen. Vielmehr wollen wir Zukunftssicherheit für Investitionen schaffen. Wer heute Systeme mit UV-Lampe kauft, kann bei Bedarf wechseln. Etwa, wenn Aufträge nach dimmbarem, schnell schaltbarem Licht verlangen oder wenn Gesetzgeber die LED-Technik forcieren.
Braucht der Digitaldruck eine andere Trocknungstechnik als der analoge Druck?
Metz: Wir sehen bei Herstellern von Inkjet-Anlagen Offenheit gegenüber UV-LEDs, aber sie trocknen auch mit Infrarotsystemen. Die Infrarot- und Wärmetechnik ist etwas aus dem Blick geraten – ist aber keineswegs ein Auslaufmodell. Wir stellen eher eine Renaissance fest. Es braucht verschiedenste Trocknungsverfahren, um die Vielfalt der Prozesse in allen Branchen abzudecken. Unser neuer Slogan „Energy in Light“ sagt es aus: Nicht die Wellenlänge zählt. Es geht um die richtige Portion Energie an der richtigen Stelle zur rechten Zeit.
Greifen Digitalisierung und der Trend zur 3D-Bearbeitung auch im UV-Bereich?
Metz: Mithilfe unserer Raytracing-Technologie lassen sich die Effizienz des Aggregats, die Homogenität der Bestrahlung und die Abstandcharakteristik berechnen und optimieren. Per Raytracing und Thermosimulation können wir Entwicklungszeiten bedeutend verkürzen. Bei unseren UV-LED-Systemen ist die Digitalisierung Standard. Wir beschäftigen uns natürlich auch mit 3D-Druckverfahren, in denen die UV-Härtung eine Rolle spielt.
Welche Rolle spielt die Kooperation mit Forschungsinstituten und Anwendern?
Metz: Sie ist absolut unverzichtbar. Unsere Trocknungssysteme sind in Anlagen eingebettet, mit deren Herstellern wir zusammenarbeiten. Sie trocknen und härten Lacke und Kunststoffe, mit deren Herstellern wir uns abstimmen. Und wir müssen Wünsche und Anforderungen der Endkunden kennen, die unsere Systeme in ihren Anlagen nutzen. Um den Dialog zu pflegen, veranstalten wir regelmäßige Hausmessen. Vom 15.-18. Mai 2017 erwarten wir auf unseren UV Days 40 Aussteller und über 1.000 Fachbesucher aus über 30 Ländern.
Bis Mai ist der Weg also klar. Was sehen Sie, wenn Sie bis 2030 vorausschauen?
Metz: Bis dahin haben sich die Wogen im Druckbereich geglättet. Es gibt eine Arbeitsteilung zwischen Offset-, Flexo- und weiteren analogen Verfahren auf der einen Seite und digitalen Druckverfahren auf der anderen. Aus einer informierten Haltung heraus werden Kunden die für sie geeignete Technik zum Trocknen und Härten wählen. Wir werden eine starke Basis im Druckmaschinenbau haben. Unsere UV-Systeme können aber auch in zwei bis drei Dutzend Anwendungen anderer Branchen eingesetzt werden. UV-Licht ist in vielen industriellen Prozessen unverzichtbar. Es wird mit Sicherheit nicht ausgehen.
VDMA, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.
Lyoner Str. 18
60528 Frankfurt
Telefon: +49 (69) 6603-0
Telefax: +49 (69) 6603-1511
http://www.vdma.org/