Bis zum Jahr 2030 werden in Heilbronn-Franken durchschnittlich 20 000 Fachkräfte pro Jahr fehlen. Damit verschärft sich der Fachkräftemangel in der Region weiter. 2016 lag die Prognose noch bei durchschnittlich 18 000 fehlenden Fachkräften pro Jahr. Zwar fällt der Fachkräftemangel aktuell mit einem Engpass von 1 000 Arbeitskräften relativ gering aus, doch wird dieser Wert bis 2030 stetig steigen. Das zeigt eine Auswertung der neuesten Ergebnisse des Fachkräftemonitors der baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern für die Region Heilbronn-Franken.

Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken: „Der Fachkräftemangel wird für unsere Unternehmen zu einem immer größeren Problem. Langfristig wird sich dies allein durch Rationalisierungsanstrengungen nicht auffangen lassen.“

Der IHK-Fachkräftemonitor hilft Unternehmen dabei, die Entwicklung des Fachkräftebedarfs in ihrer Branche zu verfolgen und den eigenen Personalbedarf besser zu planen. Zudem bietet der Fachkräftemonitor Schulabsolventen eine wichtige Orientierungshilfe.

Vor allem bei Fachkräften mit einer höheren beruflichen Qualifizierung, also Meister, Techniker, Betriebswirte und Fachkaufleute, wird sich das Angebot verringern. Bis 2030 werden durchschnittlich 7 500 Personen mit diesen Qualifikationen pro Jahr fehlen. Der Mangel an Meistern und Technikern schlägt sich insbesondere in den Berufsgruppen Mechatronik und Automatisierungstechnik, Technische Forschung und Entwicklung, Schutz und Sicherheit sowie Maschinenbau und Betriebstechnik nieder. Allein in diesen Berufsgruppen können in den nächsten 13 Jahren weniger als 80 Prozent aller Stellen besetzt werden. Auch im kaufmännischen Bereich werden Meister und Techniker fehlen, vor allem in den Berufsgruppen Vertrieb und Handel, Unternehmensführung sowie Gesundheit und Medizintechnik. Elke Döring: „Hier ist auch die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen für neue Fachkräftepotenziale durch eine optimierte Berufsorientierung, den bedarfsgerechten Ausbau der Kinderbetreuung sowie die Flexibilisierung des Renteneintritts zu verbessern.“

In den akademischen Berufen werden bis 2030 durchschnittlich 2 100 Fachkräfte pro Jahr fehlen. Insbesondere Absolventen aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften und Unternehmensführung werden fehlen. Auch Ingenieure wird es weiter zu wenige auf dem Arbeitsmarkt geben.

Der Fachkräftemangel bei Beschäftigten mit mittlerer Qualifikation, also Absolventen einer Berufsausbildung, wird sich ebenfalls weiter zuspitzen. Zwar kann im laufenden Jahr die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt noch gedeckt werden, jedoch wird in Zukunft das Angebot weiter sinken. Bis 2030 werden durchschnittlich 10 300 beruflich ausgebildete Fachkräfte pro Jahr fehlen. Bis 2030 werden insbesondere die Berufsgruppen Bauplanung und Architektur, Rohstoffgewinnung, Umweltschutz, Veranstaltungsservice sowie Berufe im Bereich der Biologie, Mathematik, Erziehung und Soziales betroffen sein. Selbst der Überschuss an Hilfskräften, das heißt Arbeitskräfte mit einer maximal einjährigen Ausbildung bzw. an- und ungelernte Arbeitskräfte, wird weiter zurückgehen und bis zum Jahr 2026 verschwinden. Die Branchen mit dem größten relativen Mangel an Fachkräften sind die beratenden und wirtschaftsnahen Dienstleitungen, der öffentliche Dienst und das Gesundheits- und Sozialwesen.

Der Höchststand an verfügbaren Fachkräften in der Region Heilbronn-Franken wurde im vergangenen Jahr mit 330 000 Arbeitskräften erreicht. Bereits seit dem letzten Jahr reichen die Zugänge aus der stillen Reserve, also erwerbsfähige aber nicht erwerbstätige Menschen, der ausgebildete Nachwuchs und die Zuwanderung nicht mehr aus, um die Abgänge aus dem demografischen Rückgang auszugleichen. Selbst bei einer gelingenden Eingliederung aller Zugewanderten in den Arbeitsmarkt würde das Fachkräfteangebot nicht ausreichen, um die Nachfrage zu decken.

Die jährlich aktualisierte Webanwendung IHK-Fachkräfte-monitor für Baden-Württemberg errechnet die Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf dem Fachkräftearbeitsmarkt, den zeitlichen Verlauf des Fachkräftemangels sowie die Berufe mit dem größten Mangel bzw. Überschuss an Fachkräften bis zum Jahr 2030. 105 Berufsgruppen und Qualifikationsniveaus in 19 Branchen bzw. in den zwölf IHK-Regionen Baden-Württembergs werden abgedeckt. Ab sofort lassen sich im Fachkräftemonitor nun auch Daten zu jeder Branche in einer Excel-Tabelle oder einer Grafik herunterladen. Der Monitor basiert auf einem Berechnungs- und Prognosemodell, das die WifOR Wirtschaftsforschung GmbH, Darmstadt, im Auftrag der baden-württembergischen IHKs entwickelt. Ergänzt wird der IHK-Fachkräftemonitor durch den ebenfalls jährlich aktualisierten IHK-Demografierechner, der auf dem gleichen Prognosemodell beruht und Unternehmen die Analyse ihrer betrieblichen Altersstruktur und ihres künftigen Bedarfs an Fachkräften ermöglicht.

Beide Webanwendungen sind kostenfrei auf der IHK-Homepage abrufbar

www.heilbronn.ihk.de/fachkraeftemonitor

www.heilbronn.ihk.de/demografierechner

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