Am Freitag, den 5. Mai, feiert der Architekt und Bauhistoriker Professor Martin Graßnick in Baden-Baden seinen 100. Geburtstag. Er war Gründungsbeauftragter der damaligen Landesregierung zur Einrichtung der Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern. Zudem engagierte er sich stark beim Aufbau universitärer Strukturen für die Ingenieursausbildung im Lande. Am Fachbereich Architektur der TU Kaiserslautern trägt seit 2015 eine nach ihm benannte „Visiting Professur“ (Gastprofessur) seinen Namen. Ziel hierbei ist es, den wissenschaftlichen Nachwuchses in der Kunst- und Architekturgeschichte zu fördern.

Martin Graßnicks historische Tat ist die „Vorbereitung“ der Gründung der Doppeluniversität Trier – Kaiserslautern. Zum Leiter einer entsprechenden Dienststelle war der damalige Direktor eines von ihm selbst aufgebauten Mainzer Instituts für Berufspädagogik 1969 durch Bernhard Vogel berufen worden, den ersten Kultusminister im Kabinett Helmut Kohls als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Er konnte sich später rühmen, mit Graßnick die schnellste bundesrepublikanische Universitätsgründung überhaupt realisiert zu haben.

Als ehemaliger Mitverfasser eines Memorandums, das bereits 1966 den Aufbau universitärer Strukturen für die Ingenieursausbildung des Landes gefordert hatte, hat Graßnick sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Neugründung nicht allein der Lehrerausbildung vorbehalten blieb. Wenn an der heutigen Technischen Universität Kaiserslautern Maschinenbauer und Elektrotechniker ausgebildet werden, aber auch Sozialwissenschaftler, Raum- und Umweltplaner, Bauingenieure und Architekten, so geht dies maßgeblich mit auf Graßnick zurück, der 1970 der erste Dekan des Fachbereichs Technologie am Standort Kaiserslautern wurde, aus dem die genannten Fachbereiche sämtlich hervorgingen.

Professor Matthias Schirren hat das Werk und das Leben des Jubilars nun in einer Festschrift zusammengestellt und persönliche Papiere und Planunterlagen von Professor Graßnick miteinfließen lassen. Dabei ist eine Programmschrift entstanden. Sie ruft dazu auf, die bislang im Land verstreuten Kräfte zur Hebung von Archivschätzen im Bereich Architektur zu bündeln und die Voraussetzungen für einen qualifizierten Architekturgeschichtsunterricht in der universitären Ausbildung der Architekten zu bewahren beziehungsweise zu verbessern.

Die Publikation stellt Graßnicks eigene Ausbildungszeit an der Technischen Hochschule in Darmstadt unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ins Zentrum, wo Graßnick so unterschiedliche Charaktere wie den ehemaligen Bauhäusler und Verfasser der bis heute immer wieder aufgelegten Bauordnungslehre (BOL), Ernst Neufert, zu seinen Lehrern zählte, aber auch den Friedrich-Ostendorf-Schüler Karl Gruber und den Architekten der legendären Kölner Domplombe, Wilhelm Schorn.

Ein Kataloganhang dokumentiert qualitätsvolle eigenhändige Zeichnungen aus Graßnicks Zeit als angehender Architekt, aber auch solche von fremder Hand. So haben sich im Bestand Graßßnicks Zeichnungen des heute weitgehend vergessenen Frankfurter Architekten H.F.W. Kramer erhalten, der in den 1920er Jahren unter Hochbauamtschef Martin Elsaesser für die Errichtung der berühmten Frankfurter Großmarkthalle zuständig war, die heute die Vorhalle zum EZB Turm bildet.

Ergänzt wird der Band durch jeweils einen Beitrag der Martin Graßnick Visiting Professoren Ulf Schulte-Umberg, Bochum/Rom und Britta Hentschel, Zürich. Sie handeln exemplarisch über die Kaiserslauterer Stiftskirche und die Klosterkirche der Zisterzienser im nahe gelegenen Otterbach, sowie über die Fruchthalle August von Voits im Zentrum Kaiserslauterns.

Das Buch erscheint im Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen/ Berlin und wurde von dem Stuttgarter Grafiker Demian Bern gestaltet.

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