– Brutto‐Zubau der Windenergie an Land von 2.281 Megawatt (MW) bzw. 790 Anlagen im ersten Halbjahr 2017 erwartungsgemäß hoch
– Branche setzt die bis Ende 2016 erteilten Genehmigungen um ‐ Übergangseffekt wird in 2018 auslaufen
– Perspektive nach der ersten Ausschreibungsrunde für Windenergie an Land:
. Große Planungsunsicherheit durch Erfolg von Projekten ohne Genehmigung
. Kostenreduktion geht weiter
– Gesetzgeber muss Bundes‐Immissionsschutzgesetz‐Genehmigung (BImSchG‐Genehmigung) als einheitliche Präqualifikation festschreiben, die entsprechende Regelung für die zwei Ausschreibungen in 2018 muss dauerhaft gelten
– Kapazität nicht realisierter Projekte erneut auszuschreiben ist notwendig für eine erfolgreiche Energiewende
Im ersten Halbjahr 2017 wurden in Deutschland 790 Windenergieanlagen an Land mit einer Gesamtleistung von 2.281 MW gebaut. Dies entspricht einem Zuwachs von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 146 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 167 MW wurden im selben Zeitraum abgebaut, so dass sich ein Netto‐Zubau von 644 Windenergieanlagen mit 2.114 MW ergibt. Deutschlandweit produzieren nun 27.914 Windenergieanlagen saubere Energie. Für das Gesamtjahr 2017 erwarten VDMA Power Systems und Bundesverband WindEnergie (BWE) ein Brutto‐Volumen von rund 5.000 MW für Windenergie an Land. Die kostengünstige Windenergie an Land erlebt damit das vierte starke Jahr in Folge. Es ist zu erwarten, dass für 2018 noch ca. 3.500 MW an Genehmigungen aus dem Übergangssystem zur Verfügung stehen. Aufgrund des großen Anteils von noch nicht genehmigten Projekten in der ersten Ausschreibungsrunde und den daraus folgenden Realisierungsrisiken ist allerdings eine seriöse Zubauprognose für die kommenden Jahre kaum möglich.
Stabiler Zubau im Übergang dank Projekten aus dem „alten EEG“
Der Zubau basiert auf dem recht hohen Bestand an bis 31.12.2016 erteilte Genehmigungen. Stand Mai 2017 waren im Anlagenregister der Bundesnetzagentur noch 6.885 MW gemeldet, die bis 31.12.2018 die Regelungen des EEG‐2014 ‐ jedoch mit einer starken Vergütungsdegression ‐ in Anspruch nehmen können. Nach der ersten Ausschreibungsrunde und dem Bekanntwerden der fast ausschließlichen Zuschläge für Projekte ohne BImSchG‐Genehmigung hat die Branche Risiken für die zukünftige Entwicklung benannt, die sich aktuell in den Auftragseingängen zeigen. Den Unternehmen geht damit die für Industrieunternehmen unerlässliche Planungssicherheit verloren. „Seit vier Jahren ist der deutsche Markt der starke Leitmarkt für die Windbranche. Der Süden konnte in den letzten Jahren im Zubau deutlich aufholen. Insgesamt blieben trotz des starken Zubaus die Strompreise weitgehend stabil. Auch die EEG‐Umlage stabilisiert sich. Die Versorgungssicherheit ist zu jeder Zeit gewährleistet. Dies macht deutlich, dass sich die fluktuierenden Erneuerbaren hervorragend in den Markt integrieren lassen. Nach der Ausschreibung steht auch fest, dass Kostendebatten anders geführt werden können. Es geht heute darum, die Chancen, die Digitalisierung und der Einsatz Erneuerbarer Energien für Mobilität, Wärme und Industrie mit sich bringen, zu nutzen“, so Hermann Albers, Präsident des BWE.
Deutliche Risiken in 2018/19
In 2018 sollten zunächst Projekte aus der ersten Ausschreibungsrunden hinzukommen. Sollten die folgenden beiden Ausschreibungsrunden für Windenergie an Land erneut von Projekten ohne BImSchG‐Genehmigung dominiert werden, muss nach der Übergangsphase mit einem deutlichen Einbruch der Ausbauzahlen gerechnet werden. Entscheidend ist hierbei die Realisierungsquote der Projekte, die in den Ausschreibungen über die Sonderregelung für Bürgerenergieprojekte erfolgreich waren.
„Unsere im Juli 2016 formulierte Erwartung, dass der Zubau 2018 bereits stark aus den Zuschlägen der Ausschreibungen in 2017 geprägt sein wird, müssen wir angesichts der Ausschreibungsergebnisse korrigieren. Schon jetzt sehen wir einen Rückgang der Anlagenbestellungen für die kommenden Jahre. Der Gesetzgeber hat bereits etwas nachgesteuert und für die ersten Ausschreibungen in 2018 grundsätzlich Genehmigungen als Gebotsvoraussetzung verlangt. Das ist richtig, wirkt aber zu spät und muss sehr schnell dauerhaft festgeschrieben werden. Außerdem müssen nicht realisierte Volumen erneut zur Ausschreibung kommen, um auf dem Ausbaupfad zu bleiben“, fordert Andreas von Bobart, Stellvertretender Vorsitzender VDMA Power Systems.
Kontinuierliche Energiepolitik sichert Wirtschaftskraft
Für die Zukunft brauchen wir messbare nationale Klimaschutzziele in allen Sektoren entlang des Klimaschutzplans 2050. Solche Ziele stellen eine wichtige Orientierung für die Marktteilnehmer dar und heben Innovations‐ und Effizienzpotenziale. Digitalisierung und Sektorenkopplung werden die Flexibilisierung in der Energiewirtschaft antreiben und Versorgungssicherheit gewährleisten. „Deutschland ist durch seinen innovationsstarken Heimatmarkt in vielen Bereichen Weltmarktführer. Dies lässt sich nur aufrechterhalten, wenn die Energiepolitik von Stabilität und Kontinuität geprägt ist. Nachdem alle Marktakteure ihren Beitrag zur Transformation der Energiewirtschaft leisten, darf die Politik nicht bremsend eingreifen“, so Hermann Albers und Andreas von Bobart.
Weltmarkt – leichter Rückgang erwartet
Der Weltmarkt ist weitgehend stabil mit einer leicht rückläufigen Tendenz und die deutsche Windindustrie behauptet sich darin gut. Mit gewisser Sorge blickt der VDMA Power Systems auf die Entwicklung im Freihandel aber auch beim wichtigen türkischen Markt.
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