„Wir dürfen das übergreifende Ziel der Energiewende nicht aus den Augen verlieren: Eine zuverlässige und bezahlbare Stromversorgung, die zugleich klimafreundlich ist. Der Weg dorthin führt über den Ausbau der Stromnetze, auf den sich die Politik überparteilich geeinigt hat", so die Kernbotschaft von Jochen Homann, dem Präsidenten der Bundesnetzagentur.
„Wir brauchen den Netzausbau!“, bestätigte Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in seiner Ansprache zum Energiegipfel. Dabei verwies er auf die notwendige Akzeptanz der Vorhaben in der Bevölkerung. „Daher haben wir für das Projekt SuedLink bereits vor Beginn der formalen Genehmigungsverfahren die Bevölkerung, Kommunen, Verbände und weitere Akteure in einem frühzeitigen Dialogverfahren umfassend informiert und beteiligt.“ Er sei davon überzeugt, dass gerade deswegen der Netzausbau in den betroffenen Regionen in Baden-Württemberg überwiegend akzeptiert werde.
Außerdem habe die Landesregierung Ende Juni den Vorschlag in die Antragskonferenz eingebracht, einen Teil der geplanten Strom-Übertragungsleitung von Brunsbüttel nach Großgartach auf einer Länge von 15 Kilometern in vorhandene Bergwerksstollen der Südwestdeutschen Salzwerke AG (SWS) zu legen und so den Großraum Heilbronn möglichst konfliktfrei zu unterqueren, so der Staatssekretär des Umweltministeriums weiter.
Baumann sieht die Energiewende auch als große Chance für die Wirtschaft: „Ob beim Bau und der Wartung von Anlagen der erneuerbaren Energien, beim Netzausbau oder bei der energetischen Sanierung älterer Gebäude: Die Energiewende bietet den vielen innovativen Unternehmen, Stadtwerken und Handwerksbetrieben in Baden-Württemberg großen Chancen. Diese wollen wir nutzen!“.
Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz-Josef Pschierer hielt in seiner Begrüßung fest: „Die bayerische Staatsregierung steht voll und ganz hinter der Energiewende. Der Umbau unserer Energieversorgung ist ein gigantisches Projekt. Dabei sind die Energiekosten und die Akzeptanz der Bevölkerung zwei zentrale Stellschrauben. Deswegen haben wir die Erdverkabelung durchgesetzt. Das ist ein wichtiger Beitrag dazu, dass die Bürger die Energiewende mittragen. Um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen nicht zu gefährden, müssen wir dafür Sorge tragen, dass die Kosten im Rahmen bleiben Mit dem EEG 2017 haben wir einen ersten wichtigen Schritt unternommen, um die Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren zu deckeln. Weitere Schritte müssen aber folgen. Es geht aber auch um die Versorgungssicherheit. Deswegen hat Bayern sich für eine ausreichende Netzreserve eingesetzt.“ Pschierer wies abschließend darauf hin, dass man das Bemühen um intelligente Energielösungen weiter verstärken müsse: „Ein Drittel der Forschungsmittel aller Länder kommt aus Bayern. Technologien wie Lastmanagement, Stromspeicher oder Power-to-X bieten hier viel Potenzial für unsere künftige Energieversorgung.“
Für die Infrastruktur der Energiewende sind die Übertragungsnetzbetreiber zuständig. Ihr gesetzlicher Auftrag ist die sichere Stromversorgung. TenneT TSO und Transnet BW arbeiten gemeinsam am Vorhaben SuedLink und unterstützen die Bundesnetzagentur bei der Bundesfachplanung, in deren Rahmen der endgültige Trassenverlauf festgelegt wird. Um eine einvernehmliche Lösung zu erzielen, müssen die Netzbetreiber dazu die unterschiedlichen Interessen auf einen Nenner bringen. „Neben dem Netzausbau kümmern wir uns auch um die zukünftigen Herausforderungen durch die zunehmende Versorgung mit erneuerbaren Energien“, so Dr. Werner Götz, Vorsitzender der TransnetBW. Dazu gehöre neben einer besseren Flexibilität und Belastbarkeit der Übertragungsnetze auch ein gesellschaftlicher Dialog. Außerdem spielt Innovation eine wichtige Rolle, wie Lex Hartmann, Vorsitzender der TenneT TSO, ergänzt: „Eine Möglichkeit der effizienteren Nutzung der erneuerbaren Energien könnte in der Blockchain-Technologie liegen. Viele vernetzte, dezentrale Heimspeicher könnten helfen, das Netz zu stabilisieren und eine bessere Steuerung von Angebot und Nachfrage zu ermöglichen.“ Ein entsprechendes Pilotprojekt dazu laufe bereits.
Für Thorsten Müller, Vorstand der Stiftung Umweltenergierecht, bieten die Stromnetze selbst große Flexibilitätspotenziale, dazu kommen noch zahlreiche weitere Möglichkeiten.
„Der Rechtsrahmen mit den Vorgaben zum Netzausbau und zusätzlichen Instrumenten – quasi Netz und doppelter Boden – enthält sehr gute Vorkehrungen für Versorgungssicherheit. Die fortschreitende Energiewende erfordert allerdings noch vielfältige Änderungen.“ Blackouts sind also nicht zu befürchten, die Lichter werden nicht ausgehen. Diese Auffassung teilten alle Redner des Energiegipfels.
Im Mittelpunkt der gemeinsamen Veranstaltung von IHK Würzburg-Schweinfurt und IHK Heilbronn-Franken stand somit der Umbau des gesamten Stromerzeugungssystems, der im Zuge der Energiewende stattfinden soll. Hintergrund ist der steigende Anteil von Strom aus dezentralen erneuerbaren Energiequellen.
Die im Norden und Osten Deutschlands überwiegend aus Windenergie erzeugten Strommengen müssen zu den Lastzentren im Süden transportiert werden. Die immer stärker werdende Digitalisierung sowie die zunehmende Dynamik bei Angebot und Nachfrage erfordern dazu eine Anpassung der Netze. „Um die Versorgung der Unternehmen mit bezahlbarem Strom zu sichern und damit die Standortattraktivität in Bayern und Baden-Württemberg zu erhalten, ist auf absehbare Zeit der Netzausbau zwingend notwendig“, so der mainfränkische IHK-Vizepräsident Dieter Pfister. Dies bestätigt auch Katrin Löbbecke, Vizepräsidentin der IHK Heilbronn-Franken. „Die Entscheidung für die Erdkabel war richtig, hat aber Zeit gekostet. Weitere Verzögerungen sollte es aus Kostengründen nicht geben.“ Durch regionale Widerstände und neue politische Beschlüsse ist der bundesweite Netzausbauprozess allerdings ins Stocken geraten. Mit Versorgungsengpässen wird voraussichtlich nicht zu rechnen sein, jedoch werden die Kosten steigen. Die Erzeugung ist dabei der kleinste Kostenfaktor, vielmehr treibt die notwendige Stabilisierung der vorhandenen Netze die Preise in die Höhe. Umso wichtiger wird – vor allem für den Süden – der zügige Fortschritt im Netzausbau.
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