• Teil 4 der Interviewserie mit den BMW Motorsport Junioren.
  • Dennis Marschall war in seinem ersten Jahr im BMW M4 GT4 und im BMW M235i Racing im Einsatz.
  • Marschall: „Ich habe angefangen zu studieren, weil mir klar war, dass ich auch einen Plan B haben sollte.“

Fünf vielversprechende Talente sind in der Saison 2017 Teil des BMW Motorsport Junior Programms. Sie alle stehen noch am Anfang ihrer Karrieren, haben aber bereits einen interessanten Werdegang hinter sich. Im Rahmen einer Interviewserie stellen wir die einzelnen BMW Motorsport Junioren vor. Diesmal: Dennis Marschall (GER).

Der 21-jährige Dennis Marschall feierte seine ersten großen Rennsport-Erfolge 2014 im ADAC Formel Masters, wo er drei Rennen gewann und Platz sechs in der Gesamtwertung belegte. 2015 wechselte er in den Tourenwagensport und trat im Audi Sport TT Cup im Rahmen der DTM an. Dort machte er in zwei Saisons mit den Plätzen drei und zwei in der Gesamtwertung auf sich aufmerksam. 2017 bestritt Marschall seine Debütsaison im ADAC GT Masters. Zudem ist er Förderkandidat der Deutsche Post Speed Academy, zu deren Jury unter anderem BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt und BMW DTM-Fahrer Timo Glock (GER) zählen. Für BMW Motorsport war er im BMW M4 GT4 und im BMW M235i Racing auf der Nürburgring-Nordschleife (GER) im Einsatz.

Dennis, Sie haben mit BMW Motorsport Junior Programm, ADAC GT Masters und Deutsche Post Speed Academy eine stressige Saison hinter sich, oder?
Dennis Marschall: „Das stimmt tatsächlich. Die Einsätze für BMW Motorsport, die zahlreichen Workshops in der Speed Academy, die Rennen und die Testfahrten im ADAC GT Masters: Das war schon alles ziemlich stressig. Und dann habe ich ja auch noch nebenbei mein BWL-Studium in Augsburg vorangetrieben. Mein Terminkalender ist also extrem voll.“

Muss man sich als junger Rennfahrer heutzutage so breit aufstellen, um gute Chancen zu haben, es nach oben zu schaffen?
Marschall: „Ich glaube nicht, dass man unbedingt jeden Strohhalm greifen sondern die Qualität der Angebote abwägen sollte. Die Teilnahme am BMW Motorsport Junior Programm hat sich vom ersten Moment an nach einer großen Chance angehört, die ich unbedingt ergreifen wollte.“

Welche Chancen bietet Ihnen das BMW Motorsport Junior Programm?
Marschall: „Das erste Jahr steht neben den Renn- und Testeinsätzen zunächst einmal unter der Überschrift, ein Teil der BMW Familie zu werden und das Unternehmen kennenzulernen. Allein dieser Schritt ist aus meiner Sicht schon Gold wert. Dazu kommt das große Engagement auf der Nürburgring-Nordschleife, das auch immer wichtiger wird. Generell ist BMW Motorsport mit seinem Rennprogramm und dem Fahrzeug-Portfolio unglaublich breit aufgestellt und hat hoffentlich entsprechend viele Fahrerplätze zu vergeben.“

Wie kam der Kontakt zu BMW zustande?
Marschall: „Ich habe einen Anruf von Dirk Adorf erhalten, der mich zum Shootout in Miramas eingeladen hat. Wie er auf mich gekommen ist, weiß ich gar nicht genau. Eventuell hing es damit zusammen, dass ich mit meinen guten Leistungen im Audi TT Cup im direkten Umfeld der DTM auf mich aufmerksam machen konnte.“

Wie ist Ihr Verhältnis zu den anderen Junioren?
Marschall: „Das ist eine witzige Konstellation, denn mit Ausnahme von Ricky Collard kannte ich alle BMW Motorsport Junioren schon vorher ziemlich gut. Ich war ein Jahr lang Teamkollege von Joel Eriksson, fuhr im Ex-Team von Beitske Visser und hatte 2014 Nico Menzel und Mikkel Jensen als direkte Konkurrenten. Jetzt sind wir bei BMW ein Team und unternehmen auch etwas zusammen, wenn wir uns treffen.“

Im Förderprogramm der Deutsche Post Speed Academy haben Sie unter anderem mit BMW DTM-Fahrer Timo Glock zu tun…
Marschall: „Ja. Wir hatten in diesem Jahr einen Workshop auf Mallorca, bei dem auch Timo vor Ort war. Er hat ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert und uns einige wertvolle Tipps gegeben. Das war ziemlich cool.“

Haben Sie Vorbilder im Motorsport?
Marschall: „Ich finde es schwierig, mir sportliche Vorbilder aus der Formel 1 zu nehmen. Ich schaue eher auf den Charakter der Fahrer. Da gefallen mir Daniel Ricciardo und Lewis Hamilton am besten.“

Zu Ihren Kart-Zeiten sind Sie selbst gegen Max Verstappen gefahren. Wie beobachten Sie als ehemaliger Gegner seine rasante Karriere?
Marschall: „Ich muss ehrlich zugeben, dass er im Kart einfach schneller war als ich (lacht). Er ist ein Ausnahmetalent, das es vollkommen verdient hat, so früh in der Formel 1 zu fahren. Und man sieht ja auch, dass er dort mit den Besten mithalten kann. Damit habe ich überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Ich bin dort, wo ich bin, sehr zufrieden.“

Zusätzlich zum Rennsport arbeiten Sie im Rahmen Ihres Studiums auch an einem Plan B für Ihre Karriere, richtig?
Marschall: „Das kann man so sagen. Schließlich kann ich heute nicht sicher sagen, dass es mit meiner Karriere im Motorsport wirklich klappt. Natürlich ist es weiterhin mein großer Traum, mit Rennfahren mein Geld zu verdienen, aber ich habe Ende 2016 angefangen BWL zu studieren, weil mir klar war, dass ich auch einen Plan B haben sollte. Damals war ich noch kein Teil des BMW Motorsport Junior Programms. Nun, da das geklappt hat, habe ich zwar mehr Stress als gedacht, aber ich werde mein Studium trotzdem durchziehen.“

Wie sind Sie zum Motorsport gekommen?
Marschall: „Im Prinzip genauso wie Nico Menzel. Auch mein Vater war Rennfahrer im Tourenwagensport. Durch ihn bin ich sehr früh mit dem Motorsport in Kontakt gekommen, habe es selbst ausprobiert und mich ganz gut geschlagen. Mein Vater hatte sogar ein paar Jahre sein eigenes Team, das Team Marschall. Doch der Aufwand wurde irgendwann zu groß, da er parallel meine Karriere gefördert hat, wofür ich ihm sehr dankbar bin.“

Wie würden Sie Ihren Charakter in drei Stichworten beschreiben – auf und neben der Rennstrecke?
Marschall: „Ich bin auf jeden Fall selbstkritisch, suche Fehler also gerne zuerst bei mir. Hilfsbereit. Und vielseitig.“

Was können Sie abgesehen vom Rennfahren am besten?
Marschall: „Vor meinem Einstieg in den Motorsport habe ich Fußball gespielt. Einige sagen, ich war gar nicht so schlecht (lacht). Ich war rechter Verteidiger.“

Welches war ihr schönster Karriere-Moment und welches Ihr schlimmster?
Marschall: „Mein schönster Moment war tatsächlich, als ich für mich erkannt habe, was für eine große Chance mir das BMW Motorsport Junior Programm bietet. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Schlimmster Moment war meine letzte Saison im Audi TT Cup, als ich meine Chancen auf den Titelgewinn wenige Rennen vor Saisonende durch einen Unfall eingebüßt habe.“

Welche Ziele haben Sie für Ihre Karriere?
Marschall: „Zunächst einmal konzentriere ich mich auf das Junior Programm und hoffe, in den GT-Klassen so weit oben wie möglich eingesetzt zu werden. Wo genau ich fahren werde, entscheidet natürlich BMW Motorsport. Mittelfristig würde ich mich gerne im GT3-Segment etablieren. Und wer weiß? Irgendwann bekomme ich vielleicht sogar einmal die Chance, den BMW M8 GTE zu fahren.“
 

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