"Die Situation am Ausbildungsmarkt zeigte sich im Beratungsjahr 2016/17 stabil. Allerdings haben regionale, berufliche und qualifikatorische Ungleichgewichte zugenommen und den Ausgleich teilweise erschwert. Deshalb ist sowohl die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen als auch die Zahl der unversorgten Bewerber etwas höher als im letzten Jahr. Wenn Bewerber auch Alternativen jenseits ihres Traumberufes in Erwägung ziehen und Betriebe sich hinsichtlich nicht ganz so guter Kandidaten offen zeigen, bin ich optimistisch, dass in der Nachvermittlungszeit noch Ausbildungsverhältnisse zustande kommen.", fasste Raimund Becker, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA), bei der Vorstellung der Bilanz des Berufsberatungsjahres 2016/2017 zusammen.

Von Oktober 2016 bis September 2017 wurden den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern in gemeinsamen Einrichtungen insgesamt 549.800 Berufsausbildungsstellen gemeldet, ähnlich viele wie im Vorjahreszeitraum (+2.800). Der überwiegende Teil sind betriebliche Ausbildungsstellen; sie verzeichnen ein leichtes Plus von 4.100 auf 521.900.

Die von Seiten der Kammern bislang vorliegenden Daten zu den 2017 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen sprechen ebenfalls für eine stabile Entwicklung. Nach den Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, des Handwerkskammertages sowie der Kammern der Freien Berufe wurden bis zum 30. September 2017 insgesamt 480.000 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Das waren rund 5.300 mehr als vor einem Jahr.

Seit Beginn des Beratungsjahres am 1. Oktober 2016 haben insgesamt 547.800 Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen und der Jobcenter bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Das waren trotz rückläufiger Schulabgängerzahlen praktisch genauso viele wie im Vorjahr. Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Bewerber mit Hochschulzugangsberechtigung: etwas mehr als jeder vierte verfügte 2016/17 darüber. Zudem führt auch die Zuwanderung geflüchteter junger Menschen dazu, dass die Bewerberzahl stabil bleibt. Von Oktober 2016 bis September 2017 waren 26.400 Bewerber gemeldet, die nach Deutschland geflüchtet waren und nun eine Berufsausbildung suchten. Das waren 16.200 mehr als im Vorjahr.

Rein rechnerisch zeigten sich Angebot und Nachfrage am Ausbildungsmarkt nahezu ausgeglichen. So kamen bundesweit auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen 105 gemeldete Bewerber. Allerdings haben sich die bereits in den Vorjahren erheblichen regionalen, berufsfachlichen und qualifikatorischen Ungleichgewichte noch weiter verstärkt.
Regional betrachtet waren in Süddeutschland, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und im Saarland deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gemeldet. Im Gegensatz dazu fehlten betriebliche Ausbildungsstellen vor allem in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen.

In einigen Berufen ist die Chance auf eine Ausbildungsstelle deutlich höher als in anderen. So fehlten Bewerber vor allem für Hotel- und Gaststättenberufe sowie für viele Handwerksberufe, zum Beispiel im Lebensmittelhandwerk und im Lebensmittelverkauf (Fleischerei und Bäckerei), in der Orthopädie- und Rehatechnik oder in Bau- und Ausbauberufen. Im Gegensatz dazu gab es viel weniger Ausbildungsstellen als Bewerber zum Beispiel in Büro- und Verwaltungsberufen, in der Kfz-Technik, der Informatik oder in der (Zahn-)Medizinischen Fachassistenz.

In der Folge dieser Ungleichgewichte waren am 30. September 2017 insgesamt noch 48.900 Ausbildungsstellen unbesetzt. Gegenüber dem Vorjahr waren das 5.500 mehr. Besonders schwer zu besetzen waren vor allem Ausbildungsstellen in einigen Handwerksberufen und im Hotel- und Gastgewerbe.

Zeitgleich waren 23.700 Bewerber noch unversorgt, deutlich mehr als vor einem Jahr (+3.200). Damit blieben gut 4 Prozent der gemeldeten Bewerber ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot.

Wie im Vorjahr mündete rund jeder zweite gemeldete Bewerber in eine Berufsausbildung (48 Prozent) ein. 17 Prozent der Bewerber haben sich für einen weiteren (Berufs-)Schulbesuch, ein Praktikum oder ein Studium entschieden und 3 Prozent für eine geförderte Qualifizierung wie eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme
oder eine Einstiegsqualifizierung. Weitere 7 Prozent haben eine Arbeit aufgenommen, 2 Prozent engagieren sich in gemeinnützigen, sozialen Diensten und 4 Prozent haben sich arbeitslos gemeldet. Von 13 Prozent der Bewerber liegen keine Informationen vor.

Neben den unversorgten Bewerbern gibt es 56.500 Bewerber, die zum 30. September zwar in eine Alternative eingemündet sind, ihren Vermittlungswunsch in
eine duale Ausbildung jedoch aufrechterhalten. Ihre Anzahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 3.500 niedriger.

Für diese Bewerber sowie die noch unversorgten Bewerber werden die Vermittlungsaktivitäten fortgesetzt. Außerdem melden sich auch jetzt noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen (wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe melden Ausbildungsstellen, die (wieder) frei geworden sind.

Weitergehende statistische Informationen finden Sie im Internet unter
statistik.arbeitsagentur.de > Ausbildungsstellenmarkt

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