Die Chancen der Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung und ihre Auswirkungen auf die Pharmaindustrie waren Thema des 30. Unternehmertags des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) in Berlin. „Es ist an uns, die Arzneimittelversorgung von Morgen aktiv zu gestalten: Die pharmazeutische Industrie wird ihr Know-How nutzen und Therapie-Systeme erdenken, die über das Medikament hinausgehen“, so BPI-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Zentgraf in seiner Eröffnungsrede.

Kritik übte Dr. Martin Zentgraf an den regierungsbildenden Parteien: „Obwohl alle Parteien mit Digitalisierungsaufrufen in den Wahlkampf gezogen sind, spielt das Thema in den Sondierungsgesprächen zur Gesundheitsversorgung kaum eine Rolle.“ Wenn nicht schon nach dem verheerenden Verlauf des Projekts elektronische Gesundheitskarte, so sei spätestens jetzt klar: Nur mit einem `flächendeckenden Breitbandausbau in Gigabit-Geschwindigkeit` werden keine Weichen in eine zukunfts- und konkurrenzfähige Gesundheitsversorgung gestellt. „Wir müssen die Zukunft der Arzneimittelversorgung selbst in die Hand nehmen“; so der BPI-Vorstand.

Auch die Versorgungsforschung muss neu gedacht werden. Zentgraf: „Die Industrie muss – selbstverständlich unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Patienten – Routinedaten nutzen können, damit sie Produkte passgenauer auf die Patienten zuschneiden kann. Aber wir brauchen auch das Wissen über die Versorgung unter Alltagsbedingungen, um Medikamente noch sicherer machen zu können.“ Gleichzeitig kann die Industrie mit Daten aus klinischen Studien, Registern oder der Pharmakovigilanz helfen, die Versorgung der Menschen zu verbessern. Dazu aber braucht es interoperable Netzstrukturen mit definierten Mindeststandards für einen fairen Wettbewerb, so Zentgraf. „Wir werden uns dafür bei der kommenden Regierung einsetzen.“

Mit dem 30. Unternehmertag hat der BPI zudem den Auftakt für eine offene und transparente Dialog-Plattform geschaffen, in der sich Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Meinungsführer des Gesundheitswesens über die vernetzte Versorgung austauschen und informieren können. Ziel ist es, gemeinsam den digitalen Wandel in diesem wichtigen Zukunftsfeld aktiv zu gestalten. So referierte Dr. Daniel Sonntag vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz bei der Veranstaltung vor den rund 200 Gästen im dbb Forum über die Möglichkeiten sprechender Systeme in der medizinischen Diagnostik, Therapiesteuerung und Arzneimittelversorgung. Die Grenzen und Gefahren der Digitalisierung zeigte zudem Götz Schartner, professioneller Hacker und Experte für Spionage und Gegenspionage, im Internet auf.

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