Rund 50 Fachleute aus der ambulanten und stationären Pflege waren der Einladung in die Schule an der Wascherde gefolgt, um sich über den aktuellen Stand der Hygienemaßnahmen bezüglich MRE zu informieren und mit den Referenten des MRE-Netzes Mittelhessen zu diskutieren.
Dr. Henrik Reygers, kommissarischer Leiter des Gesundheitsamtes des Vogelsbergkreises, begrüßte die Teilnehmer und betonte, dass der gegenseitige Informationsaustausch im Gesundheitswesen über MRE wichtig und zielführend bei der Prävention ist. „Hierzu liefert die heutige Veranstaltung im Rahmen der „Kontinuierlichen Fortbildung“ des MRE-Netzes“, so Dr. Reygers, „einen wichtigen Baustein.“
Zunächst schilderte Kay-Uwe Wucher, Leitende Hygienefachkraft am „Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen“, die wichtigsten Hintergründe zu Bakterien und der Entwicklung von Keimen, die gegen Antibiotika resistent sind. „Wir sind niemals allein“, so Wucher, „weil wir mehr Bakterien auf und in unserem Körper tragen, als wir Zellen haben.“
Im zweiten Vortrag erläuterte Rolf Wolter, Leitende Hygienefachkraft der „Lahn-Dill-Kliniken Wetzlar“, die Bedeutung der Händehygiene beim Umgang mit MRE und anderen Krankheitserregern. „Die Hände sind das wichtigste Vehikel der Keimübertragung von Mensch zu Mensch“, führte Wolter aus, „daher gilt es in der Pflege, die Hände zum richtigen Zeitpunkt korrekt zu desinfizieren.“
Der Vorsitzende des MRE-Netzes Mittelhessen, Dr. Martin Just vom Gesundheitsamt Marburg-Biedenkopf, stellte die aktuellen Hygieneregeln beim Umgang mit MRE in der Pflege vor. Hierbei erklärte er den Unterschied zwischen dem Krankenhaus, in dem zum Beispiel MRSA-Patienten aus prophylaktischen Gründen zweitweise isoliert werden müssen, und dem Alten- und Pflegeheim. „In Heimen“ so Dr. Just „bedarf es meist keiner Isolierung der Betroffenen. Wichtig ist, dass die Bewohner und auch deren Angehörige über die richtigen Schutzmaßnahmen, wie Händehygiene, informiert werden.“
Dr. Rüdiger Rau, Arzt am Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises, behandelte das Thema der Harnwegskatheter in der Pflege. Jeder Katheter stelle ein Risiko für das Eindringen von Keimen in den Körper dar, sodass immer Nutzen und Risiken von medizinisch-pflegerischen Maßnahmen abzuwägen seien. „Auch hier gilt“, so Dr. Rau „weniger ist häufig mehr (Patientensicherheit).“
Schließlich stellte Dr. Just die Möglichkeiten der MRSA-Sanierung, also der Entfernung von Keimen, bei MRSA-besiedelten Patienten vor. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Problematik der Multiresistenten Erreger weiter an Bedeutung zunehmen wird, sei es aufgrund globaler oder lokaler Entwicklung, wie zum Beispiel Ferntourismus und demografischem Wandel.
Hintergrund – MRE
MRE steht als Abkürzung für Multiresistente Erreger. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Bakterien , denen gemeinsam ist, dass sie gegen mehrere oder alle der üblicherweise wirksamen Antibiotika widerstandsfähig (resistent) geworden sind. Durch MRE verursachte Infektionen sind daher unter Umständen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr zu behandeln.
Hintergrund – MRE-Netz Mittelhessen
Um der gesundheitlichen Bedrohung durch multiresistente Erreger effektiv und umfassend entgegentreten zu können, haben sich Einrichtungen aus allen Bereichen des Gesundheits- und Pflegewesens, die Gesundheitsämter der fünf mittelhessischen Landkreise (Gießen, Lahn-Dill, Limburg-Weilburg, Marburg-Biedenkopf Vogelsberg), das Regierungspräsidium Gießen sowie das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen im Februar 2011 zum MRE-Netz Mittelhessen zusammengeschlossen.
Inzwischen zählt das MRE-Netz Mittelhessen über 400 Mitglieder, die sich mit ihrer Mitgliedschaft zur Einhaltung einer einheitlichen und verbindlichen Verfahrensweise im Umgang mit MRE unter der Zielsetzung der optimalen Nutzung vorhandener und aller erforderlichen Maßnahmen zur Erkennung, Behandlung und Bekämpfung multiresistenter Erreger verpflichtet haben.
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