- Neuer Windpark soll Elektrolyseur für Wasserstofftankstelle mit Strom versorgen
- Demoanlage im Jahr 2018 geplant
- Regionale Unternehmen sprechen über eine mögliche Zusammenarbeit
Nicht nur im Stromsektor, auch bei der Verkehrswende hin zu grünen Treibstoffen gibt es noch viel zu tun. Eine Möglichkeit, Diesel und Benzin zu ersetzen, sind wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenfahrzeuge. Der Wiesbadener Projektentwickler ABO Wind lud am gestrigen Mittwoch gemeinsam mit seinen Partnern, der H2BZ-Initiative Hessen e.V., dem Regionalmanagement Nordhessen/MoWiN.net und dem Tankstellen-Betreiber Frank Roth zur Veranstaltung „Grüner Wasserstoff in der Mobilität“ nach Bad Hersfeld ein.
ABO Wind nimmt aktuell im benachbarten Kirchheim einen Windpark mit einer Gesamtnennleistung von 9,9 Megawatt in Betrieb. Die drei Nordex N131-Anlagen produzieren rund 30 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom. Damit könnten rechnerisch alle Kirchheimer Haushalte und zusätzlich ein Elektrolyseur für eine Wind-Wasserstoff-Tankstelle versorgt werden. Die Infoveranstaltung richtete sich an Logistiker, Busunternehmen, ÖPNV-Aufgabenträger und Energieversorger, also an mögliche Kunden der künftigen Wasserstofftankstelle.
Zur Einstimmung führten Jörg Wirtz, Projektleiter der ABO Wind-Abteilung Zukunftsenergien, Georg von Aretin, ABO Wind-Abteilungsleiter Planung Hessen, und Betreiber Frank Roth vormittags über den Windpark. Rund 15 Teilnehmer, darunter Mitarbeiter der H2BZ-Initiative, der Stadtwerke Bad Hersfeld sowie von Elektrolyseur-Herstellern, fuhren mit einem Brennstoffzellenbus des Omnibusbetriebs Winzenhöler zu den einzelnen Windkraftanlagen. Georg von Aretin berichtete von den Planungen und dem Bau des Windparks. Jörg Wirtz stellte die Pläne für die Wasserstofftankstelle vor: Als erster Schritt soll im kommenden Jahr eine Demoanlage installiert werden, bestehend aus einem kleinen Elektrolyseur, dessen Wasserstoffproduktion an einer Zapfsäule zwei bis vier Brennstoffzellen-PKW am Tag betanken kann. Auch der Bürgerbus der Gemeinde Kirchheim könnte elektrisch betrieben und mit dem Wasserstoff der Demoanlage versorgt werden. Für dieses Vorhaben will sich ABO Wind um Förderung bei der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie NOW GmbH und beim Land Hessen bemühen. Mit Frank Roth gibt es bereits einen möglichen Betreiber für die künftige Wasserstofftankstelle, die im Endausbau eine Leistung von zwei Megawatt aufweisen könnte und damit für die Betankung von rund 200 Brennstoffzellen-PKW am Tag ausgelegt wäre. „Die Energiewende ist mehr als nur der Ausstieg aus der fossilen Stromerzeugung“, erklärt Wirtz. „Ohne die Wärme- und Verkehrswende können wir unsere CO2-Emissionen nicht genug senken, um die Klimaschutzziele von Paris zu erfüllen – hierfür brauchen wir die Sektorenkopplung. Unser Pilotprojekt einer direkt mit Windstrom betriebenen Wasserstofftankstelle ist dafür ein sehr gutes Beispiel.“
Im Anschluss fand ein Fachforum mit rund 40 Teilnehmern im Veranstaltungszentrum „wortreich“ in Bad Hersfeld statt. Manfred Draschner von Toyota Deutschland referierte über Brennstoffzellenfahrzeuge vom PKW bis zum LKW. Reinhold Wurster von Ludwig-Bölkow-Systemtechnik sprach über Vorteile der E-Mobilität in der Logistik. Christian Winzenhöler des gleichnamigen Omnibusbetriebs berichtete über seine Erfahrung mit Brennstoffzellen-Bussen. Jörg Wirtz skizzierte CO2-freie Mobilitätsoptionen am Beispiel von Logistikzentren und Busdepots. Nach den Vorträgen tauschten sich die Teilnehmer bei einem Imbiss über mögliche Kooperationen zwischen den Unternehmen der Region aus.
Alle Vorträge des Fachforums sowie ein Steckbrief des Windparks Kirchheim stehen unter https://www.abo-wind.com/de/aktuelles/pressemitteilungen/2017/2017-11-23_Gruener-Wasserstoff.html zum Download bereit.
Das 1996 gegründete Unternehmen initiiert Windparkprojekte, akquiriert Standorte, führt alle technischen und kaufmännischen Planungen durch, bereitet international Bankfinanzierungen vor und errichtet die Anlagen schlüsselfertig. ABO Wind hat bereits mehr als 620 Windenergieanlagen und sieben Biogasanlagen mit einer Nennleistung von rund 1.300 Megawatt ans Netz gebracht. Mehr als 400 Mitarbeiter realisieren jährlich Projekte mit einem Investitionsvolumen von 300 Millionen Euro.
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