Den meisten Menschen ist mittlerweile bewusst, dass sie im Internet unter ständiger Beobachtung stehen. Der Versandhändler verfolgt, welche Produkte man ansieht, die Suchmaschine beobachtet, nach welchen Begriffen man sucht, der Kartendienst weiß ganz genau, wo man sich gerade befindet und der Browser merkt sich, welche Internetseiten man besucht hat. Soweit, so bekannt. Doch manche Seiten gehen noch ein ganzes Stück weiter, wie Forscher der Universität Princeton nun herausgefunden haben.

Grundlage ihrer Untersuchung ist eine Technik namens Session Replay. Anbieter wie Clicktale, Fullstory, Hotjar, UserReplay, SessionCam, Smartlock oder Yandex bieten ihren Kunden Skripte, die diese auf ihren Webseiten implementieren können. Solche Programme zeichnen alles auf, was der Nutzer auf der Seite macht, sei es bei der Texteingabe oder mit dem Cursor. Ziel ist es, herauszufinden, wie sich Nutzer auf der Website verhalten, um diese noch besser auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zuschneiden zu können. Eigentlich ein legitimes Ziel, möchte man meinen. Doch es gibt ein Problem: Die Datensammler-Programme sind ein wenig übereifrig und zeichnen wirklich alles auf, also auch die Eingabe von persönlichen Daten wie Kennwörtern, Nachrichten, Kreditkartendaten oder E-Mail-Adressen. Sogar Texte, die nicht abgeschickt, sondern nur eingegeben oder versehentlich in ein Textfeld kopiert werden, sind vor der Datenkrake nicht sicher. Und es kommt noch schlimmer, denn die gesammelten Informationen werden in vielen Fällen über eine ungesicherte Verbindung in Echtzeit weitergeleitet. Selbst wenn eine Seite die Daten vor dem Senden ordnungsgemäß verschlüsselt, können Angreifer sie abfischen, ohne dass der Nutzer oder der Webseitenbetreiber etwas davon mitbekommt.

Wie viele der meistbesuchten Webseiten weltweit diese Technologie einsetzen, wollten die Forscher aus Princeton genauer herausfinden. Auf mindestens 482 Seiten konnten sie schließlich eines der oben genannten Skripte feststellen, darunter auch auf den Internetauftritten von Microsoft und Adobe. Besonders ärgerlich ist, dass in der Regel kein Hinweis auf den Einsatz erfolgt. So können die Nutzer aber auch nicht selbst entscheiden, ob sie das Risiko eingehen wollen oder nicht. Einen einfachen Schutz per Antivirenprogramm, Ad-Blocker oder Privatsphäre-Einstellung vor den Datensammlern gibt es nicht, lediglich Skript-Blocker hindern sie an ihrer Arbeit. Diese lassen sich als Add-on für viele Browser herunterladen. Allerdings kann es passieren, dass gutartige Skripte ebenfalls blockiert und manche Seiten in ihrer Funktionalität eingeschränkt werden.

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