Den Old- oder Youngtimer auch im Winter ausfahren? Aber sicher, sagen die Experten von TÜV SÜD. Allerdings müssen Fahrzeugtechnik und Fahrer darauf vorbereitet sein. Tipps von den TÜV SÜD-Experten.

Schmieren: Oldtimermotoren brauchen im Sommer und im Winter häufig unterschiedliche Öle. Auswahl und Kauf des passenden Winteröls können mitunter schwierig sein. „Einbereichs-Winteröle wie SAE 10 sind selten geworden“, sagt Matthias Gerst, Oldtimerexperte bei TÜV SÜD. Und das noch häufig erhältliche Einbereichsöl SAE 30 ist für den Winter viel zu dick. Der Experte empfiehlt einen Blick in die Betriebsanleitung. Dort stehen die zugelassenen Sorten. „Der Buchstabe W muss in der Bezeichnung vorkommen“, erklärt Gerst. Beispiele seien
20W-20 oder 20W-50. Moderne Mehrbereichsöle wie 5W-30 sind für alte Motoren meist zu dünn. Synthetische Öle können in sehr alten Triebwerken sogar Dichtungen schädigen. Youngtimer bereiten in dieser Hinsicht weniger Probleme. Sie wurden bereits für Mehrbereichsöle konstruiert. Dennoch ist auch bei ihnen Sorgfalt bei der Wahl des Schmierstoffs nötig. „Die richtige Viskosität, wie etwa 10W-30, allein genügt nicht. Zusatzbezeichnungen wie A3 oder B5 sind ebenfalls sehr wichtig“, sagt der TÜV SÜD-Fachmann. Sie sagen etwas über das Verhalten des Schmierfilms aus. Für ältere Benzinmotoren ist in der Regel A3 erforderlich; für Diesel B3 oder B4. Eine falsche Klasse kann Kolbenfresser verursachen!

Checken: Auch wenn es bei Kälte, Eis und Schnee Überwindung kostet: Ältere Autos brauchen häufiger eine Kontrolle von Öl und anderen Betriebsflüssigkeiten. Besonders wichtig ist der Check des Kühlwasserstandes, wenn das Gefährt noch kein Kühlsystem mit Ausgleichsbehälter hat. Zum Nachfüllen nie nur Wasser nehmen! Ein vom Fahrzeughersteller zugelassenes Frostschutzmittel im richtigen Mischungsverhältnis ist notwendig.

Laden: Youngtimer haben oftmals sogar geringere Probleme mit Batterie und Bordnetz als stromfressende Neufahrzeuge. Anders sieht es bei historischen Modellen aus, in denen nur ein schwacher Generator in Gleichstromtechnik Dienst tut. Sie wurden zu einer Zeit konstruiert, in der viel weniger mit Licht gefahren wurde und mit deutlicher geringerem Anteil von Leerlauf im Stadtverkehr. Unter den heutigen Verhältnissen sollte der Besitzer die Batterie etwa alle ein bis zwei Monate nachladen. Besonders gut sind moderne Ladegeräte, die automatisch auf Erhaltungsladung umschalten.

Einreiben: Je älter ein Auto ist, desto größer ist das Risiko von anfrierenden Gummidichtungen. Mindern lässt es sich durch rechtzeitige Pflege. Bei trockenem Wetter aufgetragenes Talkum ist gut. Im Zubehörhandel gibt es spezielle Pflegemittel auf der Basis von PTFE / Teflon. „Wichtig ist, die Anlageflächen der Dichtungen an Türen und Karosserie sauber zu halten. Schmutz zieht Feuchtigkeit an, die dann gefriert“, sagt Gerst.

Abspülen: Zwar hat sich der Korrosionsschutz einerseits in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert. Andererseits wirken aktuelle Streusalze aggressiver. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für die Nutzung von Old- und Youngtimern im Winter. „Unterbodenschutz und Hohlraumversiegelung müssen in Ordnung sein. Sonst drohen massive Rostprobleme“, erläutert der Experte von TÜV SÜD. Ansonsten ist die gründliche und regelmäßige Wagenwäsche bei diesen Fahrzeugen noch wichtiger als bei neuen. Besonders empfehlenswert ist die Reinigung des Unterbodens vom Salz. Youngtimer können meist bedenkenlos in die Waschanlage gefahren werden. Nicht am Waschprogramm sparen! Die Trocknung nach der Wäsche verhindert das Festfrieren von Teilen und mindert die Rostgefahr. Die Dichtungen älterer Klassiker hingegen kommen oft mit den modernen Hochdruckwaschanlagen nicht zurecht. Wassereinbruch im Fahrzeug ist dann die Folge. Besser ist deshalb die schonendere Handwäsche mit weichem Wasserstrahl.

Trocknen: Heizungen waren nicht immer so gut wie heute üblich. Wärmekanäle zu den Rücksitzen fehlen bei Oldtimern meist und insgesamt trocknen diese im Innenraum nicht so schnell von der zwangsläufig eingeschleppten Feuchtigkeit aus. Besonders im Kurzstreckenverkehr bleibt viel davon im Innenraum. Als Gegenmaßnahme empfehlen sich regelmäßige längere Fahrten und das Austrocknen bei schönem Wetter. Dazu die Fenster öffnen und, soweit möglich, den Boden unter den Fußmatten freilegen.

Ausrüstung: Prinzipiell unterscheiden sich die Vorbereitungen auf die kalte Jahreszeit bei einem älteren Auto hier kaum von denen eines neueren Modells. Eiskratzer, Schneebesen, reichlich Frostschutz für die Scheibenwaschanlage und natürlich die geeignete Bereifung sind selbstverständlich. Zusätzlich zum üblichen Winterzubehör empfehlen sich Türschlossenteiser – ältere Fahrzeuge haben ja noch echte Schlösser statt der heute üblichen Fernbedienungen.

Über die TÜV SÜD AG

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