Gestern Abend, 28. November 2017, vergab die Possehl-Stiftung den Possehl-Ingenieur-Preis für die beste Abschlussarbeit der Fachhochschule Lübeck des Jahres 2017. Der Vorsitzende des Stiftungsvorstandes der Possehl-Stiftung, Matthias Max Schön, überreichte den 35. Possehl-Ingenieurpreis, dotiert mit 5.000 Euro, an den 24 Jahre alten Maschinenbauabsolvent Jan Erik Förster, für die beste Abschlussarbeit an der FH Lübeck.

Im Studiengang Maschinenbau mit der Vertiefung „Werkstofftechnik und Fertigungstechnik“ hat Förster in seiner Bachelorarbeit eine „Empirische Studie zu leitfähigkeitsverbessernden Pigmenten für die Kunststoff-Compoundierung“ für das Hamburger Kunststoffproduktionsunternehmen ALBIS Plastic GmbH erarbeitet.

Festrednerin Karin Prien, Wissenschaftsministerin des Landes Schleswig-Holstein, sagte nach der Begrüßung und den Glückwünschen an die Nominierten in ihrem Festbeitrag: „Wir brauchen Menschen wie Sie, die Technik und Kreativität zusammenbringen. Menschen, die Ideen wahr werden lassen und wissen, wie sie umzusetzen sind. Hochwertige, praxisorientierte Lehre bildet das Fundament, das Studierende bestmöglich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet und ideale Grundlagen für lebenslanges Lernen schafft. Wir müssen junge Menschen – ja Kinder schon – für Technik und Naturwissenschaften interessieren und begeistern. Das beginnt bereits im Elternhaus und setzt sich in der Schule fort. Deshalb begrüße ich es ausdrücklich, dass die Fachhochschule Lübeck mit ihrem Juniorcampus auf Schülerinnen und Schüler aller Schularten zugeht. Das ist vorbildlich.“

Anlässlich der aktuellen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und über den Wert eines solchen Preises sagte Prien weiter: „Die Possehl-Stiftung zeigt mit ihrem Preis und macht es sichtbar, dass an der Fachhochschule Lübeck hervorragende Ingenieurinnen und Ingenieure ausgebildet werden. Die brauchen wir dringend, das Land braucht sie, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Auch richtet der Preis den Blick auf die ungeheure Vielfalt, die sich in den Ingenieurwissenschaften vereint. Hier ist der „Blick über den Tellerrand“ eine Kernkompetenz und Grundlage für den späteren Erfolg.“

Die Präsidentin der FH Lübeck, Dr. Muriel Helbig, hob bereits in ihrer Begrüßung die Anwendungsorientierung und Praxisnähe mit den Worten hervor: „Wir kooperieren eng mit der regionalen Wirtschaft und qualifizieren darüber die Fachkräfte für morgen. Die Fachhochschule Lübeck hat dabei ein ganz eigenes, klares Profil. Wir sind die Technische Hochschule des Landes, spezialisiert auf Technik, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Architektur. Diese klare Ausrichtung unserer Hochschule bei einer großen Vielfalt an gesellschaftlich bedeutsamen Themen wird jedes Jahr durch den Possehl-Ingenieur-Preis auf ganz besondere Weise gewürdigt.“

Bevor die Präsidentin und der Possehl-Stiftungsvorstandsvorsitzende die Preisverleihung vornahmen, hatten die drei nominierten Preisträger und –trägerin Jan Erik Förster, Johanna Jörn und Malte Gienow Gelegenheit ihre Arbeiten in einem Kurzvortrag, ähnlich einem „science slam“ vorzustellen, immer noch unwissend, wer Preisträger/ Preisträgerin des Jahres 2017 wird.

In der Arbeit „Empirische Studie zu leitfähigkeitsverbessernden Pigmenten für die Kunststoff-Compoundierung“ von Possehl-Ingenieurpreisträger Jan Erik Förster konzentrierte sich die vorgesehene Aufgabenstellung zunächst auf Ruß als Pigment, ein in der Kunststoffindustrie weit verbreiteter Füllstoff für leitfähige Compounds. Förster hat auf Basis umfangreicher Literaturrecherchen die ursprüngliche Aufgabenstellung auf eine Vielzahl verschiedener Pigmente erweitert und völlig andere Eigenschaften, wie antibakterielle Aktivität mit betrachtet. Das Ergebnis dieser Arbeit waren einige neuartige Compound-Rezepturen.

„Da die Ergebnisse der Arbeit in neue Produkte münden und dem Auftraggeber neue Marktsegmente erschließen, sind Details der Rezepturen und der Mischungsprozeduren streng vertraulich“, führten seine Betreuer, die Professoren Dr.-Ing. Olaf Jacobs und Dr. rer. nat. Arne Bender, beide FH Lübeck sowie Dr. Bjoern Otto, Laudator und Auftraggeber an.

Zwei weitere Prämien, dotiert mit jeweils 3.000 Euro, konnten die beiden Bachelorabsolventin Johanna Jörn (27) und –absolvent Malte Gienow (26) in Empfang nehmen.

Johanna Jörn hat ihre Arbeit mit dem Thema “Impedimetrische Charakterisierung von Ethanolsensoren“ im Studiengang Chemie- und Umwelttechnik in der Betreuung von Prof. Dr. Peter Swidersky, Prof. Dr. Veronika Hellwig, beide FH Lübeck und Dr. Peter Tschuncky, Dräger AG, Lübeck, angefertigt. Das Ziel der Arbeit war es, durch Grundlagenuntersuchungen eine Möglichkeit zur Verbesserung der Funktionsprüfungen von Alkoholsensoren mit der Impedanzspektroskopie aufzuzeigen.

Die Arbeit von Malte Gienow ist im Studiengang Biomedizintechnik in der Studienvertiefungsrichtung „Ophthalmotechnologie“ bei der Fa. LaVision BioTec, Bielefeld entstanden und trägt den Titel „Entwicklung und Erprobung einer hochsensitiven Detektoroptik für die Multiphotonenmikroskopie“. In dieser Arbeit ging es um die Einführung eines neuen Detektorkonzepts für ein spezielles lichtmikroskopisches Verfahren, das nichtlineare Prozesse bei der Absorption von Licht (2-Photonen-Absorption) nutzt, um einen Fluoreszenzeffekt (Aussendung einer anderen Lichtfarbe als der eingestrahlten) an einem sehr kleinen Fokuspunkt im Inneren einer biologischen, lebenden Probe hervorzurufen. Die Arbeit wurde Fachhochschul-seitig von den Professoren Dr. Mathias Beyerlein und Dr. Joachim Brunn und Firmen-seitig durch den Geschäftsführer Dr. Heinrich Spiecker betreut.

Sichtlich gerührt nahmen die Preisträger und –trägerin Jan Erik Förster, Johanna Jörn und Malte Gienow ihre Auszeichnungen entgegen und bedankten sich bei der Possehl-Stiftung und der Fachhochschule Lübeck. Anschließend wurden sie musikalisch von Martina Tegtmeyer, Akkordeon und Christian Wolff, Klavier zum Empfang in die historische Mehlkammer des Lübecker Rathauses begleitet.

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