Cyber-Kriminelle haben sich eine neue Masche ausgedacht, mit der sie ISDN-Nutzern das Geld aus der Tasche ziehen können. ISDN? Ist das nicht veraltet und soll bis spätestens Ende 2018 abgeschafft werden? Wenn es nach der Telekom geht schon, aber andere Anbieter ermöglichen Bestandskunden aktuell noch einen Aufschub bis 2022. Und insbesondere in Unternehmen und Behörden ist der ISDN-Standard immer noch weit verbreitet. Umfragen des Informationsdienstleisters ama aus den Jahren 2016 und 2017 zufolge nutzen immer noch rund 2/3 der befragten Unternehmen und Behörden einen analogen oder ISDN-Anschluss. Eine weitere Erhebung im Frühjahr 2017 ergab allerdings, dass 88 Prozent einen Wechsel beabsichtigen, allerdings ganze 38 Prozent noch mitten in der Bedarfsermittlung stecken und daher noch keinen konkreten Plan für die Umstellung der Infrastruktur vorweisen können. Das ist nämlich in vielen Fällen gar nicht so einfach und mit hohen Kosten verbunden, insbesondere, wenn Telefonanlagen, Türöffner, Frankiermaschinen und Alarmanlagen umgerüstet oder ersetzt werden müssen. Für die Kriminellen heißt das: Es gibt aktuell noch viele Tausende ISDN-Anschlüsse, an denen sie verdienen können.

Vor der aktuellen Masche warnte zuerst der Anlagenhersteller Auerswald, nach Hinweisen von betroffenen Kunden. Offenbar verschaffen sich die Betrüger per Fernzugriff Zugang zu den ISDN-Geräten und bringen diese dazu, teure Auslandsanrufe über sogenannte Call-By-Call-Nummern zu tätigen. Die Experten von Auerswald beschreiben die Vorgehensweise wie folgt: Die Kriminellen rufen von einer ausländischen Nummer an und hinterlassen eine Nachricht auf der Mailbox des ISDN-Anschlusses. Anschließend versuchen sie über Try-and-Error das Kennwort der Mailbox herauszufinden. Und genau hier liegt der erste Teil des Problems: Handelt es sich um ein besonders einfaches Kennwort sind die Hacker schnell im System der Telefonanlage. Von dort können sie ganz einfach die Auslandsanrufe per Rückruf der übertragenen Nummer initiieren. Dabei machen sie sich Problem Nummer zwei zu Nutze: In Deutschland gibt es rund ein Dutzend verschiedene Anbieter von sogenannten Call-By-Call-Nummern, also Vorwahlen, mit denen man sich in den Dienst eines Telefonanbieters einwählt. Diese Nummern haben zwar alle Mechanismen mit denen solche Betrügereien ausgeschlossen werden sollen, jedoch gleichen sie sich nicht untereinander ab. Erkennt also der erste Anbieter, dass es sich bei den ständigen Anrufversuchen der Kriminellen um Betrug handelt, wird einfach zum nächsten gewechselt und so weiter und so fort. Bis alle möglichen Anbieter die Anrufe unterbunden haben, kann über ein langes Wochenende in einem unbesetzten Büro durchaus eine fünfstellige Telefonrechnung zustande kommen.

Die gute Nachricht: Man kann sich relativ leicht schützen. Wer sowieso keine Call-By-Call-Vorwahlen nutzt, kann diese direkt beim eigenen Telefonanbieter deaktivieren lassen, dann hat die Masche der Hacker keine Chance. Auch die Schnittstellen für den Fernzugriff lassen sich in der Anlage deaktivieren, wenn sie nicht gebraucht werden. Falls das doch der Fall ist, sollte man bei der PIN etwas mehr Vorsicht walten lassen und vielleicht nicht 1111 oder ähnliches wählen.

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