Seit annähernd zwei Jahrzehnten beantwortet Ines Beyer mit ihren auratischen Werken diese Frage auf sehr eigene Art. Oft sind es flüchtige Momente des Weltgeschehens, mitunter private Bestandsaufnahmen, die sie zu Arbeiten transformiert, die unmittelbarer berühren, als jedes bloße Abbild es vermag. Bei ihren aufwendigen, akribisch-meditativen Annäherungen an den Topos materialisiert sich die mentale Konzentration im Wesentlichen.

Ob Ines Beyer mit filigranen Stickarbeiten Privatem nachspürt, in Bearbeitungen von Zeitungsseiten dem Verhältnis von Text und Bild oder in Ihren »Bauteilsätzen« der Überzeugungskraft des Bildes an sich, ob sie mit ihrer Versuchsreihe zu Bildstrukturen dem Geheimnis des Rasters näherzukommen versucht, immer ist Ines Beyers Tun auch ein Akt der Selbstbeobachtung, eine Erforschung des Zusammenhangs zwischen Künstler-Ich und Werkgenese.

»Es ist die Kombination von komplexen Inhalten und eigenwilligen, ästhetisch überzeugenden Bildfindungen in unterschiedlich kombinierten Techniken, welche die künstlerischen Arbeiten von Ines Beyer so außergewöhnlich macht. Sie vermögen es, auf eine ganz subtile Weise beim Betrachter im ersten Moment der Begegnung Aufmerksamkeit zu wecken und ihn anzuhalten, die Werke grundlegender zu befragen. Lässt er sich weiter darauf ein, wird er aus der intensiven Beschäftigung mit dem Werk nicht so schnell wieder entlassen.« KONSTANZE RUDERT

Nachdem Ines Beyer 2015 mit ihrer Teilnahme an der Gruppenausstellung »Disegno. Zeichenkunst für das 21. Jahrhundert« im Kupferstich-Kabinett Dresden einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde, zeigt das Leonhardi-Museum mit »Handlungsspielraum« die erste Einzelausstellung der Künstlerin mit ca. 60 Werken aus den Jahren 2000–20017 mit wichtigen Leihgaben aus der Staatlichen Graphischen Sammlung München, dem Kupferstich-Kabinett Dresden und dem Kunstfonds des Freistaates Sachsen.

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Katalog begleitet.
2. Dezember 2017 – 18. Februar 2018

Biographisches
Ines Beyer, geboren 1968 in Halle (Saale) studierte 1991 bis 1996 Neuere Deutsche Literatur und Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin und anschließend Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, zwischen 2003 und 2005 als Meisterschülerin von Prof. Martin Honert. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Dresden.

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