Dieser Tipp war goldrichtig. In der Kinderherzklinik wurde dann eine Lungenvenenfehlmündung links und rechts festgestellt: Dabei sind die von der Lunge ausgehenden Venen nicht mit dem linken Herzen zusammengewachsen. Sie führen daher das sauerstoffreiche Blut nicht in den linken Vorhof, sondern über einen Anschluss an die großen Venen auf die rechte Seite des Herzens. Für Heinke ist die Diagnose ein Schock: „Ich wusste gar nicht genau wovon der Arzt redet, denn er wollte auch direkt die ganzen Unterlagen für die OP fertigmachen.“
Sechs Wochen vor dem OP Termin im Mai 2017 durfte Linus nicht mehr in den Kindergarten gehen: Für die OP musste er fit sein und durfte keine blauen Flecken bekommen. Schwierig bei einem sechs Jahre alten Kind! Der Arbeitgeber von Heinke hatte kein Verständnis dafür, dass sie bei ihrem Sohn zu Hause bleiben wollte und kündigte ihr.
„Ich fühlte mich allein gelassen. Ich weine nicht vor meinem Kind und habe versucht, ihm keine Angst zu machen, brauchte aber selbst jemanden, der mich auffängt und meine Fragen beantwortet und so haben wir den Bundesverband Herzkranke Kinder e.V. kennengelernt.“
Für Linus gab es einen "Mut-mach-Erwin" – eine Kuschelpuppe mit herausnehmbarem Herz und das Kinderbuch "Annas Herz-OP". Für Heinke gab es Informationsmaterial und so konnten sich beide gut auf die Operation einstellen. "Erwin" war von da an ein ständiger Begleiter beim Arzt, im Krankenhaus und hat alles mitgemacht. „Linus wurde durch die gebündelten Informationen vom Verband und durch unser besseres Verständnis für seine Erkrankung sehr gut vorbereitet und war dann auch sehr entspannt als der große Tag der OP kam, wollt alles ganz genau wissen und freute sich sogar darauf, dass sein Herz nun endlich repariert wird.“
Der Eingriff verlief gut. Zwar musste ein viel größerer Patch (Flicken) eingesetzt werden als gedacht, aber Linus erholte sich schnell. „Für mich war die Operation eine Tortur. Neun Stunden banges Warten, die Zeit ging wie in einem Film an mir vorbei.“
Danach musste Linus viele Medikamente nehmen und sechs Wochen lang eine spezielle Diät (MCT-Diät) einhalten. Seit August ist er nun in der 1. Klasse und hat schon neue Freunde gefunden. Im Schulsport muss er natürlich aufpassen: Er darf zum Beispiel nicht schwer heben und Ballspiele wie Fußball oder Völkerball sind tabu, aber sonst macht er bei fast allem mit. Ganz stolz zeigt uns Linus sein neues Fahrrad und fährt ein paar Runden: Fast wie ein herzgesundes Kind!
Linus wird auch in Zukunft weiter zum Kinderkardiologen gehen. Eine Prognose ist schwierig und für die spezielle Variante seines Herzfehlers gibt es wenig Erfahrungswerte. Da der Patch nicht mitwächst, muss er bei einem Herzkatheter angepasst werden. Linus hat manchmal Atemaussetzer und die Nächte sind immer noch unruhig.
Aber Linus ist eine Frohnatur und für sein Alter schon sehr vernünftig: Er weiß, wie viel er sich zumuten kann und wann er eine Pause braucht. „Ich bin sehr stolz auf meinen kleinen Helden!“ Wir haben Linus Mama gefragt, ob sie einen Tipp für Eltern für die Zeit „danach“ hat: „So normal wie möglich leben“, war ihre Antwort. „Natürlich verwöhnt man sein Kind nach der Operation, aber es ist auch für die ganze Familie wichtig, wieder so viel Alltag wie möglich einkehren zu lassen. Man kann den Kindern viel zutrauen – häufig können sie selber gut einschätzen, was gut für sie ist. Und: Kinder spüren es auch ganz genau, wenn die Eltern ängstlich sind.“
Linus wünscht sich vom Christkind, dass er wieder richtig gesund wird. Und das wünschen wir ihm auch!
Herzkranke Kinder und ihre Familien brauchen Hilfe
- Jedes 100. Kind in Deutschland wird mit einem Herzfehler geboren. Das sind pro Jahr ca. 7.500 Kinder.
- Jedes Jahr müssen ca. 4.500 Kinder am offenen Herzen operiert werden.
- Dank des medizinischen Fortschritts erreichen heute mehr als 90% der herzkranken Kinder das Erwachsenenalter.
- Derzeit leben weit mehr als 200.000 Menschen mit angeborenem Herzfehler in Deutschland.
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