Ein Klassenraum ohne grüne Tafel, ohne Kreide, ohne Hefte und Bücher auf den Tischen. Stattdessen hat jeder Schüler nur ein Tablet vor sich. Darauf wird geschrieben, darauf wird gerechnet, darauf werden sogar die Hausaufgaben gemacht – abgespeichert in einem sauber geführten digitalen Heft. Undenkbar? Zukunftsvision? Nein, Realität. Und zwar an der Alsfelder Geschwister-Scholl-Schule. Dort ist im Sommer die erste Ipad-Klasse eingerichtet worden.  Und Landrat Manfred Görig staunt bei seinem Besuch in der Schule nicht schlecht, als ihm die Jugendlichen demonstrieren, wie der Unterricht der Zukunft aussieht.

Ein Beispiel gefällig: Lehrer Jörg Kuhn hat im Urlaub in Thailand ein Foto in einem Handy-Laden gemacht. 26.900 Thai Baht kostet dort das neueste Mobiltelefon. Per Screenshot bekommen alle Schüler das Foto nun auf ihr Tablet, recherchieren im Internet den Umrechnungskurs, um den Preis in Euro zu ermitteln. Mit der Classroom-App kann Kuhn auf jeden Arbeitsplatz zugreifen, er wählt Aurelia aus. Ihr Rechenweg wird nun am großen Activ-Board, das die alte grüne Tafel ersetzt, dargestellt. „Ich kann auf alle Bildschirme gehen – wie früher im Sprachlabor“, erklärt Kuhn – Aurelia rechnet derweil unbeeindruckt weiter und präsentiert die richtige Lösung: 690 Euro.

Auch kurze Video-Filme – etwa vom Klassenausflug nach Frankfurt – zeigen die Jugendlichen ihren Gästen. Und eine gelungene Präsentation aus dem PoWi-Unterricht mit ganz vielen Informationen rund um die Bundestagswahl. „Für eine 7R ist das erstaunlich“, unterstreicht Konrektorin Anne Christ, „ich würde behaupten, die sind besser als eine 10.“ Großes Lob aus dem Mund der Deutschlehrerin gibt es auch für einen Animationsfilm, in dem es um den Unterschied zwischen Sagen und Märchen geht. „Hätte ich das als schriftliche Hausaufgabe gestellt, hätte die Hälfte das gar nicht gemacht, die andere Hälfte hätte einen Drei-Zeiler abgegeben.“ Dank des Films aber haben sich die Mädchen und Jungen ganz intensiv mit dem Thema beschäftigt. „Sie lernen mit allen Sinnen, sie erfassen die Thematik auf allen Ebenen“, sind sich die Pädagogen sicher und loben vor allem auch die Motivation der Mädchen und Jungen. Und noch eine Beobachtung haben die Lehrerinnen und Lehrer gemacht: „Der Zusammenhalt in der Klasse ist unglaublich gut. Sie haben ein Top-Sozialverhalten!“

Na, das hören die Jugendlichen doch sicherlich gerne – auch wenn sie sich nach außen hin relativ unbeeindruckt zeigen und stattdessen ganz professionell die nächste Rechenaufgabe auf dem Ipad lösen.

Beeindruckt zeigt sich Landrat Manfred Görig, der bei seinem Besuch von Berthold Habermehl und Volker Schwenzfeier vom Amt für Schulen und Liegenschaften begleitet wird, von dem Pilotprojekt in der Geschwister-Scholl-Schule.  „Der Einstieg ist gelungen“, fällt das Fazit beim anschließenden Gespräch mit Schulleiterin Helga Stock eindeutig aus. „Alle Erwartungen wurden übertroffen.“  Und so steht schon jetzt fest, dass auch im neuen Schuljahr wieder eine Ipad-Klasse eingerichtet wird – ebenfalls im siebten Schuljahr, ebenfalls ausgelegt auf vier Jahre. Und auch zwei andere Schulen im Vogelsbergkreis wollen ihren Jugendlichen ein solches Angebot machen. Für Landrat Manfred Görig ein Indiz dafür, dass die Alsfelder Realschule mit ihrem Pilotprojekt den „richtigen Weg“ eingeschlagen hat. „Es ist zeitgemäß, was wir hier machen. Die Digitalisierung schreitet immer schneller voran, wir müssen aufpassen, dass wir nicht abgehängt werden“, mahnt der Landrat und verspricht, dass der Kreis die Einführung solcher Ipad-Klassen auch weiterhin begleiten wird. Er kann sich vorstellen, dass in ein paar Jahren die Tablets in der siebten Klasse flächendeckend eingesetzt werden.

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