Digital Natives sind innovativ, können die neueste Technologie und kennen die neuesten Applikationen für das Smartphone oder das Tablet. Das unterstellen wir ihnen gerne. Doch stellt diese Technikaffinität auch gleich eine anwendbare Kompetenz in der Arbeitswelt 4.0 dar? Und wie steht es um die digitale Fitness der Generation 50plus? Können sie mithalten? Und wie können sie für die digitale Transformation gestärkt werden? Um diese Fragen ging es heute bei der Veranstaltung „Arbeit – Alter – Innovation“ in der Handwerkskammer Wiesbaden.

Für Christian Stamov Roßnagel, Professor für Organisationspsychologie an der Jacobs University Bremen, ist die digitale Fitness keine Frage des Alters. Er betonte, „dass ältere Beschäftigte von Jüngeren als vergleichsweise wenig technikaffin und lernbereit eingeschätzt werden – und dass Ältere diese Eigenschaften auch ihren Altersgenossen zuschreiben.“ Die Folgen? Einbußen in der Leistungsbereitschaft und Befürchtungen, im digitalen Wandel nicht Schritt halten zu können. Dabei hat die junge Belegschaft gegenüber den älteren Kollegen gar keinen Startvorteil: „Untersuchungen zufolge fühlen sich 27 Prozent der unter 30-Jährigen von der Geschwindigkeit des digitalen Wandels überfordert und 24 Prozent geben an, sich mit digitaler Technologie nicht auszukennen“, erklärte Stamov Roßnagel. „Bei den über 50-Jährigen sind es dagegen nur 18 Prozent!“ fuhr er fort. Entscheidend seien altersgerechte Hilfestellungen und Trainingsmethoden.
So sieht es auch Gastgeber Klaus Repp, Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden: Die digitale Transformation habe auch das Handwerk und seine 130 Berufe längst erreicht hat. Sie müsse mit einer älter werdenden Belegschaft gemeistert werden. Der Kammer komme in diesem Prozess „die Aufgabe zu, unsere Mitgliedsbetriebe zielgenau zu unterstützen, zu beraten und weiterzubilden.“ sagte Präsident Repp. Zu diesem Zweck hätten die drei hessischen Kammern mit Unterstützung des Landes die sogenannten ‚Digitalisierungsberater‘ ins Leben gerufen, erläuterte Repp.

Detlef Lamm, Vorstandsvorsitzender der AOK Hessen, sieht sich vor ähnliche Herausforderungen gestellt. Ein hoher Prozentsatz der AOK-Beschäftigten wird in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. „Wir können diese Menschen längst nicht alle durch neue Beschäftigte ersetzten, weil es die am Arbeitsmarkt nicht mehr gibt“, so Lamm wörtlich. Die AOK sei deshalb auf Produktivitätszuwächse durch Digitalisierung angewiesen. Dafür würden alle Generationen im Unternehmen gebraucht. Damit sie erfolgreich zusammen wirken können, ist es nach Ansicht von Martina Schmeink, Geschäftsführerin von ddn, entscheidend wichtig, falsche Ansichten über eine vermeintlich mangelnde digitale Tauglichkeit älterer Beschäftigter zu korrigieren: „Wir müssen die falschen Altersstereotype durch angemessene Generationenbilder ersetzen.“

Auch für Staatsminister Axel Wintermeyer ist das Zusammenspiel von demografischem Wandel und Digitalisierung eine stetig wachsende Herausforderung für die Gesellschaft. „Was für die Unternehmen gilt, gilt auch für die Gesellschaft: Alle Generationen müssen sich beteiligen, wenn wir diese Trends erfolgreich gestalten wollen“, folgerte Staatsminister Wintermeyer.
„Arbeit – Alter – Innovation“ ist eine Partnerveranstaltung der Handwerkskammer Wiesbaden, der hessischen Staatskanzlei, der AOK Hessen, des Demographie Netzwerks ddn, der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) und des Demographienetzwerks FrankfurtRheinMain.

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