Die deutsche Automobilindustrie ist in die Defensive geraten. Gibt man bei „Google News“ den Namen Autoindustrie ein, so bekommt man eine ganze Litanei an Negativschlagzeilen geliefert, sagt Michael Zondler vom Stuttgarter Beratungsunternehmen CENTOMO http://www.centomo.de. Die gesamte Branche – Autobauer wie Zulieferer – müsse nun raus aus der Wagenburg und eine Transparenzoffensive starten, damit die Debatte über die deutsche Schlüsselindustrie auch wieder verhältnismäßiger und sachlicher werde.

Dieselschummelei, Menschenversuche, Affenexperimente, Schindluder etc.: Diese Begriffe fallen, wenn man nach den neuesten Schlagzeilen zur Automobilindustrie sucht. „Die derzeitige Debatte ist völlig legitim, darf aber auch Missstände nicht überzeichnen. Fakt ist: Wehleidigkeit und Trotz bringen jetzt niemanden weiter. Verlorengegangenes Vertrauen kann nur durch deutlich verbesserte Kommunikation und mehr Transparenz zurückgewonnen werden. Ich würde mir wünschen, dass bald Stichworte wie Jobs, autonomes Fahren, Zukunftstechnologien, alternative Antriebe, Mobilität der Zukunft usw. als erst fallen, wenn man an die Automobilindustrie denkt. Doch bis die deutsche Schlüsselindustrie wieder vor allem mit Arbeitsplätzen und Fahrspaß und nicht mit Gerichtsprozessen in den USA assoziiert wird, muss noch viel geschehen“, sagt Zondler.

„Wie in Zukunft gehandelt und entsprechend kommuniziert wird, davon hängen viele tausend teilweise sehr hochqualifizierte Arbeitsplätze ab“, so der CENTOMO-Chef, dessen Unternehmen zu etwa 90 Prozent mit der Automobil- und Zuliefererindustrie zu tun habe.

Rund 50.000 Mitarbeiter sind beim Zulieferer Bosch allein mit der Dieseltechnik beschäftigt, schreibt die FAZ. Die Geschäftsführung spreche ganz offen davon, dass dies bald zu viele sein könnten, wenn immer weniger Menschen einen Diesel kaufen. Bosch-Chef Volkmar Denner bemühe sich daher, die Automobilindustrie für eine Kampagne zu gewinnen. Dort dominiere noch zu oft das Denken in Hochglanzprospekten. Denner plädiert hingegen ähnlich wie Zondler für mehr Transparenz: „Die Industrie ist aufgefordert, künftig offenzulegen, wie sie entwickelt, wie sie testet und wie spezifische Freigabeprozesse erfolgen. Gleichzeitig ist es wichtig, verstärkt auf Nichtregierungsorganisationen zuzugehen und eine Versachlichung der Diskussion anzustreben.“

Laut FAZ verfalle die oberste Konzernebene von Volkswagen zurzeit allerdings noch ins Gegenteil bzw. in alte Reflexe: „Manager, Betriebsräte und die im Aufsichtsrat vertretenen Politiker des am Konzern beteiligten Landes Niedersachsen schließen die Reihen.“

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