Im Jahr 2017 wurden rund 355.000 Tonnen guter Guss in den sechs saarländischen Gießereien (Neue Halberg-Guss, Nemak Dillingen GmbH, MAT Foundries Europe GmbH, PAM Saint Gobain Deutschland GmbH, Bartz-Werke GmbH, Martin Luck Metallgießerei GmbH) erzeugt. Dies entspricht einem Umsatz von 710 Millionen Euro und gut sieben Prozent der bundesweiten Gießereiproduktion. „Zwar haben Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg größere Anteile. Doch die saarländische Gießerei-Industrie hat auf Grund ihres Strukturgewichts eine größere Bedeutung für Wachstum und Beschäftigung als dies in anderen Bundesländern der Fall ist“, so Meier. Derzeit arbeiten in den saarländischen Gießereien nach Angaben der Unternehmen rund 3.600 Menschen und damit 3,7 Prozent aller Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe an der Saar. Bundesweit beträgt der Anteil nur 1,2 Prozent. Etwas geringer ist dagegen die Exportquote: Fast 30 Prozent wurde 2017 im Ausland erlöst; im Bund waren es 34 Prozent.
Breit gefächertes Produktportfolio
Die Produktpalette entspricht dem für das Saarland typischen und erfolgreichen Mix aus Eisen- und NE-Gießereien: So liefern die Gießereien an die Automobilindustrie Zylinderkurbelgehäuse bzw. Zylinderblöcke, Zylinderköpfe, Kurbelwellen, Halter und Gehäuse für Scheibenbremssysteme für PKWs und Nutzfahrzeuge, Einspritzpumpengehäuse für die Common-Rail-Technik, Gussteile und Edelstahlrohre für die Abgastechnik sowie dünnwandige Gehäuse für verrippte Elektromotoren. Das Sortiment umfasst aber auch typische Vorprodukte für den Maschinenbau wie Buchsen und Lagerschalen für Baumaschinen. Abgerundet wird das Portfolio durch Kaminöfen sowie Rohre für die Wasserentsorgung, Armaturen und Kanaldeckel.
Fokussierung auf den Fahrzeugbau nicht ohne Risiken …
Mehr als 80 Prozent des gesamten saarländischen Gussabsatzes und damit deutlich mehr als im Bundesschnitt gehen an die Automobilindustrie. „Die hiesige Gießerei-Industrie muss daher als wichtiger Pfeiler des Autolandes Saarland betrachtet werden. Die Fokussierung auf den Fahrzeugbau birgt umgekehrt aber auch Risiken, die zu einer realen Gefahr werden können, wenn der Automobilabsatz insgesamt rückläufig ist oder aber einzelne Technologien im Bereich der Antriebstechnik infolge einer sich beschleunigenden Mobilitätswende künftig weniger stark nachgefragt würden. Auf Grund des hohen Anteils der Unternehmen, deren Produkte vollständig an den Fahrzeugbau gehen, könnten solche Absatzeinbußen auch nicht durch jene Betriebe kompensiert werden, deren Kunden dem Maschinenbau oder sonstigen Branchen zugeordnet werden“, so Meier.
… aber derzeit gute Perspektiven
Für das laufende Jahr jedenfalls bestehen aus Sicht der IHK gute Chancen, dass die saarländischen Gießereien das Vorjahresergebnis übertreffen werden. Denn bei den beiden Hauptabnehmern – dem Fahrzeugbau und dem Maschinenbau – läuft es weiter rund: Nach einem insgesamt guten Automobiljahr 2017 rechnet der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) für das laufende Jahr zwar mit Blick auf die Neuzulassungen in Deutschland mit einer leichten Abkühlung, für den Pkw-Weltmarkt geht er jedoch von einem Wachstum von einem Prozent auf 86 Millionen Einheiten aus. Auch im Maschinenbau stehen die Zeichen für dieses Jahr auf Expansion. Hintergrund sind vor allem die überdurchschnittlich stark ausgelasteten Kapazitäten in der deutschen Industrie infolge der robusten Weltkonjunktur. Das sollte den dringend notwendigen Ausrüstungsinvestitionen weiter auf die Sprünge helfen.
Herausforderungen: Fachkräftemangel und Standortkosten
Den Standort Saarland bewerten die Gießereien alles in allem mit „befriedigend“. Als positiv werten die Unternehmen die hohe Industrieakzeptanz in der Bevölkerung, die gute Zusammenarbeit mit der Landesregierung, die Kooperationen mit den Saar-Hochschulen und Forschungsinstituten, die ein wichtiger Innovationspartner sind, sowie das gute Ausbildungsniveau der Beschäftigten. Gleiches gilt für die hohe Belastbarkeit der Arbeitnehmer. „Doch während die Qualität und Motivation der Mitarbeiter stimmt, mangelt es den Gießereien an hinreichenden Bewerbern. Vor allem Gießerei-Ingenieure und Gießerei-Mechaniker, aber auch Maschinenbau-Ingenieure, Material- und Werkstoffwissenschaftler, Elektroniker sowie IT-Spezialisten sind knapp. Zugleich wird es für die Betriebe zunehmend schwieriger, ausreichend Hilfskräfte zu finden“, so Meier. Vor diesem Hintergrund begrüßt die IHK die Ankündigung der Unternehmen, ihr Engagement nochmals zu steigern und den Nachwuchs möglichst frühzeitig zu binden – auch deshalb, weil es kaum gelingt, Fachkräfte und Spezialisten ins Saarland zu holen. Negativ zu Buche schlagen des Weiteren aus Sicht der Betriebe die relativ hohen Standortkosten an der Saar, wie die im Bundesschnitt überdurchschnittlich hohe Gewerbesteuerlast, der Wassercent sowie die pauschalen Gebühren für wiederkehrende Umweltinspektionen nach der europäischen Industrieemissionsrichtlinie (IED).
Der IHK-Branchenbericht „Die saarländische Gießerei-Industrie: Ein wichtiger Pfeiler des Autolandes Saarland“, der auch Portraits der einzelnen Gießereien enthält, steht zum Download auf der Homepage der IHK bereit (Kennziffer: 1174).
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