● BfN-Präsidentin: „Eine zukunftsfähige Agrarpolitik muss Leistungen der Landwirte für den Naturschutz stärker honorieren“
● Schwerpunktausgabe der Fachzeitschrift „Natur und Landschaft“ zu „Natur-schutz in der Agrarlandschaft“
Die Agrarpolitik der EU ist das bedeutendste Steuerungs- und Finanzierungsinstrument für den Naturschutz in der Agrarlandschaft. Bei ihrer Ausgestaltung müssen daher Ziele zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und damit verknüpfter Ökosystemleistungen mit der erforderlichen Priorität und Konsequenz auch durch entsprechenden Mitteleinsatz verfolgt werden. Hierzu ist es erforderlich, auf Wissen und Erfahrungen mit den bisherigen Instrumenten der Agrarpolitik zurückgreifen zu können. „Naturschutz in der Agrarlandschaft – die Rolle der Agrarpolitik“ ist Thema der aktuellen Schwerpunktausgabe der Fachzeitschrift „Natur und Landschaft“.
Die Schwerpunktausgabe bietet einen fundierten fachlichen Beitrag zur Debatte um die EU-Agrarpolitik ab 2021, die mit der kürzlich erfolgten Veröffentlichung der Legislativvorschläge durch die EU-Kommission an Fahrt aufgenommen hat. Zwar sollte die EU-Agrarpolitik bereits im Zuge ihrer letzten Reform stärker als bisher an Belangen des Natur- und Umweltschutzes ausgerichtet werden. Wie Beiträge in „Natur und Landschaft“ belegen, sind die Auswirkungen der erst 2015 eingeführten Ökologisierung der EU-Agrarpolitik für die biologische Vielfalt jedoch weit weniger positiv als erhofft. Anlässlich der Vorstellung der aktuellen Schwerpunktausgabe fordert BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel ein grundlegendes Umdenken in der Agrarpolitik: „Die EU sollte kein Geld mehr in Direktzahlungen stecken, die nach dem Gießkannenprinzip auf Landwirtschaftsflächen verteilt werden – weitgehend unabhängig davon, wie naturfreundlich oder -schädlich sie bewirtschaftet werden.“
Autoren der Schwerpunktausgabe unterstreichen zudem die Notwendigkeit einer deutlich verbesserten Finanzmittelausstattung für den Naturschutz. Dazu im krassen Widerspruch steht der Entwurf der EU-Kommission zur Haushaltsplanung ab 2021: Dieser sieht vor, dass von den Kürzungen im Agrar-Etat die für den Naturschutz wichtige zweite Säule überproportional betroffen sein wird. Sie umfasst gezielte Förderprogramme für die nachhaltige und naturschonende Bewirtschaftung und die ländliche Entwicklung. „Dies wird zu Lasten des Naturschutzes gehen und widerspricht auch dem Leitgedanken, Leistungen der Landwirte für den Naturschutz stärker zu honorieren und damit attraktiver zu machen“, ist Prof. Jessel überzeugt.
Die Schwerpunktausgabe von „Natur und Landschaft“ richtet den Blick auch in die Zukunft. Mit einem konkreten Vorschlag zu einer zukunftsfähigen Agrarpolitik wird aufgezeigt, wie Agrarförderung und Landwirtschaftspolitik künftig gestaltet werden können, um Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft im Umwelt- und Naturschutz zu sichern. Ein Beitrag beleuchtet vor dem Hintergrund des dramatischen Insektenrückgangs die Notwendigkeit, im Rahmen einer nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln Biodiversitätsaspekten stärkere Beachtung zu schenken.
Ein Gastkommentar plädiert nachdrücklich dafür, dass Naturschutz, Landwirtschaft und Wissenschaft gemeinsame Ansätze für die künftige Förderung im Rahmen der Agrarpolitik erarbeiten. In diesem Sinne äußert sich auch Beate Jessel: „Wir wollen mit dieser Schwerpunktausgabe deutlich machen, dass sich eine zukunftsfähige Agrarpolitik langfristig auch für die Landwirtschaft auszahlen muss und nur gemeinsam mit ihr zu erreichen ist“.
Über die Zeitschrift
„Natur und Landschaft“ ist die älteste Fachzeitschrift für Naturschutz und Landschaftspflege im deutschsprachigen Raum, herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). Die Monatszeitschrift richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Fachbehörden, Gutachterinnen und Gutachter, Planungsbüros, Studierende, Verbandsangehörige, Politikerinnen und Politiker. Jede Ausgabe enthält begutachtete Original-Aufsätze von Fachautorinnen und -autoren zu aktuellen Themen aus Naturschutz und Landschaftspflege. Dazu erscheinen zahlreiche Kurzbeiträge und weitere Nachrichten in verschiedenen Rubriken. Außerdem gibt es in jedem Jahrgang Schwerpunktausgaben zu Themen von besonderem Interesse. Die Zeitschrift erscheint im Verlag W. Kohlhammer.
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