Aus Sicht vieler Bauherren muss ein Blower-Door-Test nur einen Zweck erfüllen: Er soll einen Kennwert liefern, den man bei der Bank vorlegen und in seinen Unterlagen abheften kann. Diese Haltung machten die Mitglieder des Fachverbands Luftdichtheit im Bauwesen e. V. als ein Grundproblem aus, als sie der Frage nachgingen, wie man Auftraggebern den Wert und Mehrwert qualitativ hochwertiger Luftdichtheitsmessungen vermitteln kann. Den Rahmen für ihre Überlegungen bot ein Workshop im Vorfeld der diesjährigen FLiB-Mitgliederversammlung.

„Aus unseren Mitgliederbefragungen wissen wir, dass nahezu 80 Prozent aller Dichtheitstests als EnEV-Schlussmessungen durchgeführt werden“, erläutert FLiB-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Oliver Solcher. Das sei ein bisschen so, als würde man seinen schweren Geländewagen nur zum Brötchenholen aus der Garage fahren: „Wer Luftdichtheitsmessungen auf das Ermitteln von Kennwerten reduziert, verkennt ihr großes Potenzial als machtvolles Instrument der Qualitätssicherung und zum Schutz vor Bauschäden!“

Vorgezogene Dichtheitstests bereits in der Bauphase etwa decken Leckagen in der Gebäudehülle auf, solange sich diese noch unkompliziert ausbessern lassen. So könnten wenige hundert Euro für den zusätzlichen Blower-Door-Einsatz oftmals einen fünfstelligen Betrag einsparen. Denn die fallen leicht an, wenn sich beispielsweise eine zum Zeitpunkt der Schlussmessung nicht mehr zugängliche Fehlstelle später zum massiven Ärgernis und Grund für umfangreiche Sanierungsmaßnahmen oder sogar gerichtliche Auseinandersetzungen auswächst. Daher rät der Fachverband nicht nur Bauherren zur frühzeitigen Dichtheitsprüfung. Gerade auch Planer und Handwerker könnten sich mit solchen Kontrollen vor Reklamationen schützen und nachweisen, dass sie korrekt gearbeitet haben.

Auch Qualität der Tests verdient Beachtung

Ein weiteres Problem, das viele FLiB-Mitglieder beobachten: Wenn Kunden sich vorrangig für einen Stempel in ihren Unterlagen interessieren, drängen Anbieter auf den Markt, die Blower-Door-Tests zu Niedrigpreisen durchführen. „Nun muss ein Dichtheitstest nicht zwangsläufig schlecht sein, nur weil er günstig ist“, relativiert FLiB-Geschäftsführer Solcher. Doch häufig kommt der niedrige Preis dadurch zustande, dass ganze Arbeitsschritte ausgelassen werden, die für eine normgemäße und dadurch auch EnEV-konforme Messung notwendig sind. Bauherren sollten sich klar darüber sein, dass sie sich auf dünnem Eis bewegen, wenn sie Fördergelder aufgrund solch fehlerhaft gewonnener Kennwerte erhalten, mahnt der Fachverband. Um Missbrauch vorzubeugen, hofft er auf verstärkte Kontrollen der Prüfberichte sowie klare Anforderungen an die Qualifikation der Messdienstleister seitens der einschlägigen öffentlichen Stellen.

Mit Blick auf die Bauschadensfreiheit und Energieeffizienz von Gebäuden führe letztlich kein Weg an baubegleitenden Blower-Door-Tests vorbei. Potenzielle Auftraggeber über den Nutzen des Verfahrens jenseits von Kennwerten und Schlussmessungen aufzuklären, identifizierten die Teilnehmer des FLiB-Workshops daher als wichtige Aufgabe für ihre eigene Kommunikationsarbeit und die des Verbandes.

Über den Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen e.V.

Der Fachverband Luftdichtheit in Bauwesen e. V. – kurz FLiB genannt – wurde im April 2000 im Vorfeld der damals viel diskutierten, neuen Energieeinsparverordnung gegründet. Seither hat er sich insbesondere in der Fachwelt als zentrale Anlaufstelle für Fragen rund um die luftdichte Gebäudehülle etabliert.

Der FLiB hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über die große Bedeutung einer luftdichten Gebäudehülle aufzuklären. Er konkretisiert den Stand der Technik durch das Erstellen von Fachregeln sowie das Kommentieren der einschlägigen Normen und wirkt selbst an Gesetzgebungs- und Normungsverfahren mit. Ebenso engagiert sich der FLiB in Forschung und Entwicklung. Der Fachverband entwickelt einheitliche Mess-Standards, sorgt für die Vergleichbarkeit von Messverfahren und bietet Zertifizierungen für Personen und Unternehmen an, die mit dem Erstellen der luftdichten Gebäudehülle befasst sind oder Luftdichtheitsmessungen durchführen. Übergeordnetes Ziel ist stets die Qualitätssicherung am Bau.

Hinweise auf die Zahl durchgeführter Luftdichtheitsmessungen geben Mitgliederbefragungen, die der Verband in unregelmäßigen Abständen durchführt. Der FLiB stellt Informationen zu Details luftdichter Konstruktionen sowie zu entsprechend geeigneten Materialien und Produkten bereit. Die Erarbeitung von Kriterien zur Produktbewertung bzw. prüfung mit dem Ziel einer unabhängigen Qualitätskontrolle wird vom Verband unterstützt. Auch hier geht es darum, die Planungs- und Ausführungssicherheit zu erhöhen.

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