Die Autorin erläuterte, wie sie Martha Liebermann „kennenlernte“ und vor einigen Jahren begann, sich für das Schicksal der Witwe Max Liebermanns zu interessieren, die am 10. März 1943 den Freitod wählte, um Deportation und Vernichtung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Aus umfangreichen und detaillierten Recherchen, die Mott nicht nur sehr oft nach Berlin, sondern auch in die Schweiz und nach Schweden führten, entstand eine Romanform, in der sich die Autorin nicht nur der Protagonistin näherte, sondern auch den sie umgebenden historischen Charakteren und Geschehnissen. Eine gelungene und soghafte Mischung aus empathischer Innen-Ansicht und historisch-gesellschaftlichem, facettenreichem Tableau, die Liebermanns Leben in der es umgebenden, fürchterlichen Zeit eindringlich schildert. Die von Mott gewählten Kapitel der Lesung vermittelten einen guten Eindruck von ihrer Erzähl- und Sprach-Kunst, für die stellvertretend der Beginn der Lesung erwähnt werden soll: Parallel zum Buch setzte Mott mit einer Nacht im Oktober 1942 ein – Martha Liebermann ist 84 Jahre alt – in der die Autorin tief in das Seelenleben der Künstlerwitwe vordringt, die den Schlaf sucht und dabei angstvoll reflektiert. Eine Situation, die so nachvollziehbar ist, dass man sich unmittelbar an der Seite der Protagonistin fühlt. Im Buch werden auch die Menschen in den Focus gestellt, die Martha Liebermanns Rettung betreiben wollten und sich dadurch in Lebensgefahr begaben – darunter ein Unternehmer aus Fulda. In Rückblenden fächert Mott auch die Vergangenheit der Witwe an der Seite ihres Künstlermannes Max auf, erweckt so die ganze Familie zum Leben. Die Lesung wurde immer wieder von Erläuterungen der Autorin unterbrochen, die über ihre Recherchen zum jeweils gelesenen Schwerpunkt sprach, deren Detailliertheit einen enormen Zeitaufwand bedeutet haben muss. Dies steht aber auch für die sehr persönliche Beziehung, die die Autorin zu ihrer Protagonistin entwickelt hat: Eine große Verbundenheit mit der Figur und deren Schicksal, die der vermeintlichen Unbedeutsamkeit einer starken, mutigen Frau ein starkes, literarisches Erinnern entgegensetzt und sie somit dem Vergessen entreißt. Das Buch wird im Frühjahr 2019 bei Ebersbach & Simon erscheinen. Alle Infos zu „Nie wieder Krieg!“ unter www.niewiederkrieg.net
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