• 118.000 Beschäftigte mehr, aber nur 20.177 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr
  • 274.021 Unterbeschäftigte zeigen das tatsächlich Ausmaß der Arbeitslosigkeit an.
  • 51.561 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendet, aber nur 16.664 (32,3 Prozent)Personen konnten in eine Erwerbstätigkeit am allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen

Fast alle Kennziffern des Arbeitsmarktes weisen eine positive Tendenz aus, aber die positive Entwicklung hat auch eine Kehrseite. Die Zahlen der Unterbeschäftigung und der Langzeitarbeitslosen gehen nicht gleichermaßen zurück. Trotz sinkender Arbeitslosigkeit sinkt die Zahl der Menschen, die von Hartz-IV- Leistungen leben müssen, kaum ab. 321.315 erwerbsfähige Leistungsberechtigte und 134.179 weitere Angehörige, vor allem Kinder und Jugendliche, sind auf die Unterstützung angewiesen.

Die Zahl der Unterbeschäftigten – derer, die krank oder in Maßnahmen, aber eigentlich auch arbeitslos sind –, fällt mit 274.021 deutlich höher aus als die der registrierten Arbeitslosen und ist gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich weniger gesunken als die Arbeitslosenzahl (-7,8 statt -9,7 Prozent).

Zwar haben im Juni 51.561 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendet. Das sind allerdings über 11.000 oder 17,7 Prozent weniger als im Vormonat und auch 2,9 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Und von diesen Personen konnten nur 16.664 oder 32,3 Prozent aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen. Bei den Langzeitarbeitslosen betrug diese Quote sogar nur 19,4 Prozent.

Von den im Jahresverlauf entstandenen mehr als 118.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen in der baden-württembergischen Wirtschaft konnten nur gut 20.000 durch Arbeitslose besetzt werden.

Die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit zeigt sich besonders an der durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit für Langzeitarbeitslose, die im SGB-II-Bereich jetzt bei 596 Tagen liegt und im langfristigen Trend weiterhin steigt.

Die Zahl der Beschäftigung schaffenden Maßnahmen ist gegenüber dem Vormonat zwar leicht auf 5.069 Plätze gestiegen. Dies ist gegenüber einer Gesamtzahl von 55.284 Langzeitarbeitslosen mehr als ungenügend.

Die im Wahlkampf und im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung versprochene Unterstützung von Langzeitarbeitslosen findet bisher nicht statt. Die im Koalitionsvertrag angekündigte Erhöhung der Eingliederungsmittel gleicht nicht die Kürzungen aus. Vielmehr hat die verzögerte Regierungsbildung im Bund für die Arbeitsagenturen und Jobcenter zur Folge, dass sie nur einen Teil der geplanten Haushaltmittel einsetzen dürfen. Erst mit der für Juli geplanten Verabschiedung des neuen Bundeshaushaltes werden alle geplanten Haushaltsmittel freigegeben, was aber eine Umsetzung im laufenden Jahr 2018 nicht mehr zulässt.

Die Diakonie fordert die Bundesregierung und alle Parteien im Bundestag dringend dazu auf, diese Fehlentwicklung zu korrigieren. Die positive wirtschaftliche Entwicklung muss jetzt genutzt werden, um Langzeitarbeitslosen durch eine qualifizierte öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen und eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen.

Weitere Hinweise unter:

http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/

Über den Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e.V.

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