Der Fichtenborkenkäfer fordert in weiten Teilen der Niedersächsischen Landesforsten erhöhte Aufmerksamkeit der Försterinnen und Förster. Die Folgen des Orkans „Friederike“, der im Januar in den Landesforsten mehr als eine Millionen Kubikmeter überwiegend Fichtenholz warf, sind im Süden Niedersachsens noch nicht vollständig beseitigt. Die gebrochenen und umgeworfenen Fichten sind ein gefundenes Fressen für den Fichtenborkenkäfer. Begünstigt vom warmen Frühjahr bohrten sich die ersten Käfer im April in die Rinde frisch geworfener, gebrochener oder angeschobener Fichten. Die aus den dort abgelegten Eiern geschlüpften Larven entwickelten sich – ebenfalls begünstigt von den hohen Temperaturen – schnell zu Borkenkäfern. Ab Mai schlüpften diese dann und stießen ihrerseits wieder auf Idealbedingungen: reichliche Brutraum und warme Temperaturen. Jetzt, etwa 6 Wochen später, schlüpft die zweite Borkenkäfergeneration in diesem Jahr. „Für diese sind die Bedingungen sogar noch besser: wegen der anhaltenden Trockenheit leiden die Fichten unter Trockenstress und sind deswegen besonders anfällig.“ weiß Peter Wollborn, Abteilungsleiter der Landesforsten und unter anderem für den Waldschutz zuständig.

Für die Försterinnen und Förster bedeutet es jetzt, besonders wachsam zu sein und befallene Bäume möglichst schnell zu entdecken und dann zu entnehmen. Jonathan Güdel, Revierleiter der Landesforsten in Altenau im Harz, berichtet: „Wegen der Hitze suchen sich die Borkenkäfer auch einzelne Fichten mitten im Wald, statt sich wie sonst üblich an Waldrändern zu konzentrieren. Deswegen ist es schwerer sie zu entdecken und die Suche ist deutlich aufwendiger“. Häufig verrate nur etwas braunes Bohrmehl, das aus der Höhe rieselt, dass der Borkenkäfer am Werk ist. „Auf den ersten Blick sieht der Baum noch ganz gesund aus, doch es gilt: wehret den Anfängen!“ erklärt Güdel, der die betroffenen Bäume mit dem Fernglas begutachtet, markiert und dann ihre Entnahme beauftragt um eine weitere Verbreitung der Borkenkäfer in diesem und im nächsten Jahr zu verhindern.

Gleichzeitig versuchen die Landesforsten mit neuen Methoden, der Lage Herr zu werden: neue Anbaugeräte an Erntemaschinen, die neben den Ästen auch die Rinde von den Stämmen entfernen und so den Käfern den Brutraum entziehen, sind derzeit in der Erprobungsphase. Nicht mehr in der Erprobungsphase aber auch noch jung ist die Methode, geerntetes Holz in Folie einzuschlagen. So ist das Holz nicht nur vor dem Borkenkäfer geschützt, sondern wegen des unter der Folie herrschenden Sauerstoffmangels auch vor Pilzbefall. Das sogenannte Folienlager ist damit eine Alternative zum aufwendigen Wasserlager und zur Behandlung des Holzes mit Pflanzenschutzmitteln.

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