Die Hochschule Bremen (HSB) und die Shanghai Dianji University (SDJU) bauen ihre Zusammenarbeit in den Bereichen "Industrie 4.0" und "intelligente Produktion" aus. Für das vor zwei Jahren an der SDJU gegründete Chinesisch-Deutsche Kolleg entwickeln sie mittelfristig binationale Austausch- und Studienprogramme. Bei einem Besuch einer Delegation der SDJU im August in Bremen einigten Vertreterinnen und Vertreter beider Hochschulen sich auf die Rahmenbedingungen für einen Kooperationsvertrag, der die weitere Zusammenarbeit regeln soll. Die HSB verstärkt damit ihre langjährige China-Kompetenz und ergänzt die wachsenden wirtschaftlichen Verbindungen zwischen der Region Shanghai/Lingang und Bremen um eine Bildungs- und Forschungskomponente.

Die Kooperation ermöglicht es deutschen und chinesischen Studierenden, Lehrveranstaltungen an den Partnerhochschulen zu besuchen. Die erste Gruppe von der School of Electronic Information Engineering an der SDJU wird im Wintersemester 2019/20 nach Bremen kommen. Die ersten Studierenden der HSB-Fakultät Elektrotechnik und Informatik können demnächst nach Shanghai gehen.

Künftig wollen SDJU und HSB in der Lehre noch enger zusammenarbeiten: So wird die HSB den Studierenden aus Shanghai Möglichkeiten für einen Doppelabschluss bieten. Die chinesische Seite hat einen gemeinsamen Studiengang "Intelligente Produktion/Industrie 4.0" angeregt. Dieser soll Module aus Maschinenbau, Technischer Informatik, Automatisierung und Mechatronik beinhalten.

"Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit der SDJU. Der Austausch ist nicht nur in fachlicher Hinsicht ein Gewinn für beide Seiten, er stärkt auch das internationale Profil der HSB und unseren Beitrag zu international kompetenten Fachkräften", sagt Prof. Dr. Karin Luckey, Rektorin der HSB. Die Kooperation zeige, dass das deutsche Fachhochschulmodell auch in Asien Vorbildcharakter genieße, so Luckey.

In China besteht großes Interesse am praxisnahen Studienmodell deutscher Fachhochschulen. Die SDJU hat mit Partnerhochschulen aus Deutschland 2016 das Chinesisch-Deutsche Kolleg für Intelligente Produktion (CDKIP) gegründet. Das CDKIP orientiert sich an deutschen Bildungsstrukturen und Curricula. Mitte August verbrachten die ersten 24 Studierenden des Kollegs einen Aufenthalt in Bremen. Im Rahmen einer Summer School besuchten sie englischsprachige Lehrveranstaltungen in Elektrotechnik, Informatik und Mechatronik an der HSB. Zum weiteren Programm gehörten ein Deutschkurs, Besichtigungen der Stadt, Besuche bei verschiedenen Wirtschafts- und Industrieunternehmen sowie Ausflüge nach Hamburg und Berlin.

Auch in der Forschung wollen die HSB und die SDJU ihre Zusammenarbeit intensivieren. Forschende aus Bremen und China konnten sich bereits bei internationalen Foren in Lingang und Shanghai über Erkenntnisse in den Feldern Informatik, Elektrotechnik und intelligente Produktion austauschen. Bei weiteren Treffen im nächsten Jahr sollen auch gemeinsame Forschungsvorhaben diskutiert werden.

Die Region Shanghai/Lingang im Osten Chinas ist für internationale Unternehmen ein interessanter Standort. In Lingang fördert die Stadtregierung Shanghai derzeit den Aufbau eines Industriezentrums für die intelligente Produktion. Renommierte internationale Unternehmen haben sich dort bereits angesiedelt, darunter Siemens, Thyssenkrupp, die Shanghai Automotive Industry Corporation sowie die China Aerospace Science and Technology Corporation.

Die Beziehungen zwischen Bremen und China sind in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. In Shanghai unterhält Bremeninvest, die internationale Marke der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), seit 2003 ein Büro, um die Zusammenarbeit zwischen der aufstrebenden Wirtschaftsregion im Osten Chinas und der Hansestadt zu fördern. Die Kooperation zwischen der Shanghai Dianji University und der Hochschule Bremen wird dazu beitragen, den deutsch-chinesischen Austausch weiter zu intensivieren.

Shanghai Dianji University

Die Shanghai Dianji University wurde 1953 als Berufsschule für Elektrische Industrie Shanghai gegründet und später zu einer praxisorientierten Universität umstrukturiert und um weitere Fachgebiete erweitert. Heute hat die SDJU rund 13 000 Studierende.

China-Kompetenz an der Hochschule Bremen

Den Grundstein für ihre China-Kompetenz legte die HSB 1988 mit der Gründung des Studiengangs Angewandte Wirtschaftssprachen und Internationale Unternehmensführung B.A. 1988. Heute weisen darüber hinaus die Studienangebote European/Asian Management MBA, Internationaler Studiengang Maschinenbau mit Schwerpunkt Wirtschaftsraum China B.Eng. und Global Management MBA einen China-Bezug auf.

Die HSB ist bei Studierenden aus China gefragt: Seit 2011 haben 116 chinesische Studierende ihr Studium an der HSB abgeschlossen. Aktuell sind 21 Studierende aus der Volksrepublik als Haupthörerinnen und Haupthörer eingeschrieben, 14 weitere kommen im Wintersemester 2018/19 als Austauschstudierende an die HSB. Im Gegenzug verbringen 36 HSB-Studierende das kommende Wintersemester in China.

Partnerhochschulen

Zu den chinesischen Partnerhochschulen der HSB zählen neben der SDJU
– die Capital Normal University,
– die Dongbei University of Finance and Economics,
– die East China Normal University,
– die Sichuan University,
– die University of Hong Kong
– und die University of Notthingham in Ningbo.

HSB China-Kompetenzzentrum

Das China-Kompetenzzentrum koordiniert die China-Aktivitäten der Hochschule Bremen in den Bereichen Aus- und Weiterbildung, Forschung und Beratung. Das Zentrum ist außerdem zentraler Ansprechpartner für Wirtschaft und Politik zu Chinafragen und versteht sich als Partner für die Zusammenarbeit und den Wissenschaftstransfer in der Metropolregion Bremen-Oldenburg.
www.hs-bremen.de/china

Konfuzius-Institut Bremen

Das Konfuzius-Institut Bremen ist eine gemeinschaftliche Gründung der Hochschule Bremen und ihrer langjährigen Partneruniversität, der Capital Normal University in Beijing. Heute betreibt die HSB das Institut gemeinsam mit der Universität Bremen, der Jacobs University sowie der Bremer Wirtschaftsbehörde. Das Institut hat sich zum Ziel gesetzt, die Aufmerksamkeit für den aufstrebenden Wirtschafts- und Kulturraum China zu steigern. Es bietet Sprachkurse auf unterschiedlichen Niveaus und für unterschiedliche Zielgruppen an, außerdem Seminare, Vorträge, Ausstellungen und Workshops zu Literatur, Philosophie, Musik, Kalligrafie und Alltagsleben, aber auch zu Wirtschaft, Gesellschaft und Politik Chinas. Letztere sollen vor allem Unternehmen und ihren Beschäftigten Hintergründe und Instrumente für ihre Zusammenarbeit mit China liefern.
www.konfuzius-institut-bremen.de

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