Die Vergabe der Stipendien erfolgte nach einem Pitch der Teams vor der Auswahl-Kommission bestehend aus Vertretern des Landes, der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MBG), der Hochschulen sowie Unternehmerinnen und Unternehmern.
Die Geschäftsideen:
Orthodrone
Aktuelle, hochaufgelöste, hochgenaue und dreidimensionale Geodaten werden zunehmend von Unternehmen aus verschiedenen Branchen nachgefragt. Jedoch sind Satellitendaten zu gering aufgelöst oder nicht Tag genau verfügbar. Die Erstellung von Flugzeug-Luftbildern ist in der Regel sehr kostenintensiv und aufwendig. Das Team Orthodrone rund um Juri Klusak, Julian Teege und Johann Wenzel erfasst Daten durch Befliegungen mit automatisierten Drohnen. Basierend auf innovativer Sensortechnologie, individueller Auswertung, wissenschaftlicher Methodik und Analytik stellt Orthodrone hochgenau georeferenzierte Flächendaten bereit. Die Ergebnisse sind mit räumlichen und zeitlichen Auflösungen im Zentimeter- und Stundenbereich ungleich genauer, flexibler einsetzbar und deutlich kosteneffizienter als derzeit verwendete Erhebungs- und Analysemethoden.
So ist es erstmals möglich extrem detaillierte 3D-Oberflächenmodelle zu erhalten, die auch Informationen zur Oberfläche unterhalb bestehender Vegetation beinhalten. Darüber hinaus wird zusätzlich der Einsatz einer Multispektralkamera geplant, um beispielsweise Analysen zur Pflanzengesundheit durchzuführen. Besonders wertvoll für Schleswig-Holstein ist die Nutzung der Daten für den Küstenschutz und die Agrarwirtschaft, wie zum Beispiel im Bereich der Präzisionslandwirtschaft (ein Verfahren der ortsdifferenzierten und zielgerichteten Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen).
Juri Klusak, der derzeit sein Geographiestudium an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel abschließt, hat sich während des Studiums auf Küstengeographie und UAV-Technologie ((unmanned aerial vehicle UAV, deutsch ‚unbemannt‘) spezialisiert und zusammen mit Johann Wenzel bereits als studentische Hilfskraft an Photogrammetrieprojekten des Geographischen Instituts mitgearbeitet. Julian Teege und Johann Wenzel beenden gerade ihr Studium mit einer Masterarbeit zum Einsatz von UAV-Technologie im Agrarsektor. Das Trio erhält während des Gründungsstipendiums Unterstützung von John Rapaglia, dem Gründer der John’s Burger GmbH, sowie dem Zentrum für Entrepreneurship der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
College Curries
Das Team von College Curries, bestehend aus Surya Ormeloh, Nils Lalleike und Günter Rother, bietet Currymischungen an, die auf den individuellen Curry- Rezepturen indischer Hausfrauen basiert. Sie werden originalgetreu als Pulver in Deutschland von einem externen Partner in Bio-Qualität produziert und in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Handelsverpackungen abgefüllt. Vor allem der Ansatz des Social Entrepreneurships steht hier im Vordergrund: Chancen auf wirtschaftlichen Aufstieg sind in Indien an den Bildungsgrad und an die Qualität der Ausbildung gebunden. Einfache Familien schaffen es jedoch oft nicht, die geforderten Hochschulgebühren für ihre Kinder aufzubringen. College Curries möchte dieses Problem lösen, indem den Hausfrauen die Möglichkeit geschaffen wird, ihre persönliche Currymischung in Europa zu vermarkten und damit die Hochschulkosten ihrer Kinder zu decken. Das Team wurde bereits prämiert als “Ausgezeichneter Ort 2018“ für Schleswig-Holstein durch die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“, der Bundesregierung und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).
Surya Ormeloh wurde in Indien geboren und hat aktuell ihr Studium der Modern Indien Studies an der Universität Göttingen abgeschlossen. Nils Lalleike studierte Geographie an der Universität Greifswald und hat für seine Forschung während der Diplomarbeit in Indien ein DAAD-Stipendium erhalten. Ein weiteres, nicht durch das Stipendium gefördertes Teammitglied, ist der Parfümeur Günter Rother. Er unterstützt das Team einerseits durch sein Netzwerk in der Bio-Szene, sowie durch seine herausragenden sensorischen Fähigkeiten, die bei der Umsetzung der Rezepturen benötigt wird. Von Hochschulseite erhält das dreiköpfige Team Mentoring vom Zentrum für Entrepreneurship der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie vom Mentoren Netzwerk SH.
IO-Dynamics
Das Team von IO-Dynamics besteht aus Johann Olsen, Nabil Imran und Felix Kruse. Ihre Idee ist es, ein Kommunikationsmodul zwischen E-Auto und Ladesäule zu entwickeln. Das Produkt liest Fahrzeugdaten aus, überträgt sie an die Ladesäule und löst somit das Problem der fehlenden Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladestation. Damit sind intelligentes Laden (smart charging) und eine effizientere Gestaltung der Ladevorgänge möglich. Besonders E-Autoflotten können von dieser Technik profitieren. Auf Basis der erfassten Ladestände kann somit ein optimales Lademanagement vorgenommen werden. Erwartet wird, dass ein E-Auto- Flottenbesitzer durch diese Technik Einsparungen von rund 80 Euro pro Monat pro Fahrzeug haben wird. Die erfassten Daten umfassen unter anderem. Batteriestatusinformationen, Fahrzeugstatusinformationen sowie Bewegungsinformationen der Fahrzeuge.
Johann Olsen hat dieses Jahr sein Studium in Elektro- & Informationstechnik an der Christian Albrechts Universität zu Kiel abgeschlossen und widmet sich seitdem der Umsetzung des Gründungsprojekts. Nabil Imran ist studierter Informatiker mit Schwerpunkt Elektrotechnik und verfügt über eine langjährige Berufserfahrung als Softwareentwickler. Zuletzt arbeitete er unter anderem auch als freier Berater in Elektromobilitätsfragen. Neben einem erfolgreichen Informatikstudium mit Schwerpunkt Elektrotechnik kann Felix Kruse eine lange Berufserfahrung im Bereich Elektronikentwicklung vorweisen. Derzeit arbeitet er als Entwickler und wird diese Stelle für das Gründungsvorhaben aufgeben. Unterstützt wird das dreiköpfige Team vom Dr. Werner Jackstädt-Zentrum in Flensburg.
Das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein:
Die WTSH gewährt das Gründungsstipendium im Auftrag des Landes. Bereits in der Vorgründungsphase prüft sie in Zusammenarbeit mit den Hochschulpartnern, ob Gründungsvorhaben die Voraussetzungen erfüllen, durch die Gewährung eines Gründungsstipendiums gefördert zu werden. „Die Stipendiaten/-innen sollen sich – unterstützt durch diese Förderung während der sechs Monate Laufzeit – voll und ganz auf die Weiterentwicklung und Erprobung ihres Geschäftsmodells und auf die Gründung ihres Unternehmens konzentrieren können, so Mandy Hörl, Projektmanagerin StartUp Förderung & Finanzierung bei der WTSH. „Bis zum Ende dieser so genannten Pre-Seed-Phase soll dann ein komplett ausgearbeiteter Businessplan vorliegen – als elementare Grundlage, um anschließend weitere Mittel für die Unternehmensgründung einzuwerben.“
Das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein soll Studierenden und Hochschul-Absolventen/-innen mit innovativen und marktfähigen Ideen den Weg in die Selbstständigkeit ebnen. Absolventen/-innen und Studierende mit einer Erfolg versprechenden Geschäftsidee, die sich für ein Stipendium bewerben wollen, wenden sich an die Verantwortlichen zum Thema Unternehmensgründung an ihrer Hochschule oder an die WTSH.
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