Beim Tätowieren werden Farbpigmente mit Hilfe von feinen Nadeln unter die Haut – genauer gesagt in die Dermis, also in die mittlere Hautschicht – eingebracht, wo sie dauerhaft verbleiben sollen. Da bei diesem Verfahren die Hautbarriere umgangen beziehungsweise verletzt wird, sind hohe hygienische Standards beim Tattoo-Stechen wichtig. Die Qualität der Tätowiermittel wird durch die seit Mai 2009 geltende Tätowiermittelverordnung geregelt: sie sollen sicher sein und die Gesundheit nicht schädigen. In einer langen Verbotsliste werden ungeeignete Farbstoffe aufgeführt. Doch diese gesetzliche Regelung bietet keinen umfassenden Schutz, denn eine gesundheitliche Bewertung von Einzelstoffen auf ihre Eignung für Tätowierungen fehlt bisher.
Entzündungen, Juckreiz & Allergien
Schätzungen zu Folge treten bei jedem zehnten Tätowierten unangenehme bis schwere Hautreaktionen auf wie Ausschlag, Nesselfieber, Juckreiz, Schwellungen und Hautentzündung auf, die oft langwierige Behandlungen nach sich ziehen. Ein großes Risiko stellen allergieauslösende Stoffe wie Nickel (häufigster Auslöser einer Kontaktallergie mit höchster Sensibilisierungsrate), Konservierungsmittel wie Isothiazolinone oder Farbstoffe wie para-Phenylendiamine, Chrom (in grünen Farben), Cadmium (gelb), Quecksilber (rot) oder Kobalt (blau) dar. Besorgniserregend ist, dass beispielsweise Nickel oder Cadmiumsalze unter UV-Wirkung beim Sonnenbaden oder im Solarium starke Hautreizungen auslösen können. Auch können Sonnenstrahlen einige Tattoofarbstoffe verändern oder spalten und so eine Unverträglichkeitsreaktion auslösen. Die Diagnostik der Hautunverträglichkeitsreaktionen sollte bei einem spezialisierten Dermatologen durchgeführt werden.
Zusätzlich fehlen Untersuchungen, ob und wie die eingebrachten Tätowiermittel im Körper wirken, denn sie bleiben nicht an Ort und Stellen, sondern werden auch abtransportiert oder abgebaut. Eine weitere Gefahr sind Pigmentablagerungen in den Lymphknoten. Farbpigmente in Nanogröße können sich im Lymphknoten dauerhaft anreichern und sie vergrößern. Die Langzeitfolgen solcher Ablagerungen für den Organismus sind bisher nicht erforscht.
Tattooentfernung – ein Abschied nicht ohne Risiko
Wenn die Freude über ein Tattoomotiv nachlässt, stehen für das Entfernen verschiedene Methoden zur Wahl. Doch jede Methode birgt Gefahren, wie Hautinfektion, Narbenbildung oder eine Freisetzung giftiger Spaltprodukte. Die Methode der Wahl ist die Laserbehandlung, aber auch Anwendung ätzender hochkonzentrierter Milchsäure, Hautabschleifung oder operatives Entfernen von Hautschichten werden eingesetzt. Bei der Laserbehandlung mit hochenergetischen Lichtimpulsen werden die Farbpigmente gespalten, dadurch verblasst die Farbe des Tattoos. Diese Methode ist bei schwarzen und dunkelblauen Pigmenten effektiv. Eine BfR-Studie aus dem Jahr 2015 hat gezeigt, dass dabei hochtoxische und krebserregende Fragmente wie Blausäure oder Benzol entstehen können. Beschrieben wurden auch Verbrennungen der Haut, Narbenbildung, Pigmentstörungen oder die Entstehung von Bindegewebswucherungen, die das Erscheinungsbild der Haut gravierend verschlechtern und weitere Behandlungen erforderlich machen. Bei der Anwendung flüssiger Tattoo-Entferner wie der hochkonzentrierten Milchsäure kann es zu schweren Entzündungsreaktionen mit Narbenbildung kommen. Hinzu kommt, dass für die Kosten einer Tattoo-Entfernung die Krankenkassen nicht aufkommen. Das bedeutet – je nach Größe des Tattoos sind mehrere Behandlungen notwendig, die aus eigener Tasche bezahlt werden müssen. Eine Tattoo-Entfernung sollte auf jeden Fall nur vom geschulten Personal durchgeführt werden – mittels medizinisch anerkannter Verfahren.
Wer eine empfindliche Haut und höhere Allergiedisposition hat, sollte auf die riskante Tätowierung eher verzichten, denn sie stellt nach den aktuellen Eischätzungen der Wissenschaftler eine unkalkulierbare Belastung für den Körper mit unklaren Langzeitfolgen dar.
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