Die Antibabypille ist mit Sicherheit das meistdiskutierte Medikament überhaupt. Seit ihrer Markteinführung vor mehr als fünfzig Jahren erfahren ihre Verkaufs- und Verschreibungszahlen ein ständiges Auf und Ab. Neben dem Argument der sicheren Verhütung gab es auch damals schon viele Nebenwirkungen und schwerwiegende Folgen.

Generation Pille
Jeden Tag schlucken weltweit Millionen Frauen und Mädchen aller Altersstufen die sogenannte "Antibabypille". Damit ist das hormonelle Verhütungsmittel – das nur in Deutschland eine solch plakative Bezeichnung trägt – das am meisten verschriebene Medikament überhaupt. Seit mittlerweile 57 Jahren sind orale Kontrazeptiva auf dem Markt, und genauso lange schon dauert die Diskussion um ihre gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen an.
Nachdem Isabel Morelli selbst die Pille 2010 abgesetzt hatte, begann auch ihre persönliche Leidensgeschichte, die zu einer intensiven Beschäftigung mit der Geschichte der hormonellen Verhütung, der Wirkweise, den Nebenwirkungen und vor allem den damit verbundenen körperlichen Zusammenhängen geführt hat. Seit 2015 betreibt die frühere Marketing- und Eventmanagerin und ausgebildete Ernährungs- und Gesundheitsberaterin ihren Blog Generation-Pille.com und konnte zahlreichen Frauen weiterhelfen, die Probleme mit ihrer hormonellen Verhütung hatten. In ihrem neuen Buch "Kleine Pille, große Folgen" beleuchtet sie anhand interessanter Hintergrundinformationen, aktueller Studienergebnisse und spannender Erfahrungsberichte ausführlich die bewegte Diskussion um die umstrittene Verhütungsmethode und macht ihren Leserinnen Mut, sich sanfteren Alternativen zuzuwenden.

Die verborgene Geschichte der Verhütung
Schon seit Anbeginn ihrer Geschichte versuchten Menschen, ungewollten Schwangerschaften den Kampf anzusagen. Dabei entstanden sehr abenteuerliche Theorien, und man griff zu heute unvorstellbaren Hilfsmitteln. Mit der Erfindung der Spirale, der Latexkondome und der Diaphragmen hatte man zwar einen großen Sprung gemacht, doch auch diese Methoden waren vor Jahrzehnten noch nicht so sicher wie heute. Erschwerend kam hinzu, dass neben dem fehlenden Wissen um den weiblichen Zyklus und die Fruchtbarkeit Empfängnisregelung und Sexualität absolute Tabuthemen waren.
Heute ist es kaum vorstellbar, dass es einst verboten war, Verhütungsmittel öffentlich zugänglich zu machen. Es ist u. a. der US-amerikanischen Feministin und Frauenrechtsaktivistin Margaret Sanger (1879 – 1966) zu verdanken, dass die Geburtenkontrolle enttabuisiert und legalisiert wurde. Es war ihr Ziel, Informationen über verschiedene, damals aufgrund der verbotenen offenen Kommunikation noch eher unbekannte Methoden zur gezielten Empfängnisregelung zu verbreiten. Sanger eröffnete die erste legale Klinik für Geburtenkontrolle und leistete Mithilfe an der ersten Weltverhütungskonferenz 1927 in Genf. Doch wünschte sie sich eine wirklich sichere Methode, um Frauen noch mehr zu helfen. Zu Beginn der 1950er Jahre unterstützte sie deshalb die Entwicklung der hormonellen Verhütung auf Progesteronbasis durch den Biologen Gregory Pincus (1903 – 1967). Mit Hilfe der von Carl Djerassi (1923 – 2015) synthetisch hergestellten Nachbildung des Hormons ging daraus schließlich die erste Antibabypille hervor und wurde 1960 als Verhütungsmittel zugelassen. Trotz der bereits seit der ersten klinischen Studie bekannten Begleiterscheinungen war dies ein Befreiungsschlag für die Frauenwelt und der erste wichtige Schritt in der Emanzipationsentwicklung.

Aufklärung statt Verharmlosung der Gefahren
"Ich möchte die Wichtigkeit, den Nutzen und auch den Mehrwert der Erfindung oraler Kontrazeptiva keinesfalls leugnen oder schmälern, doch es gab eben auch die andere Seite der Medaille, und bei der Betrachtung der Pillenthematik darf man diese Schattenseiten nicht außer Acht lassen", betont Isabel Morelli. Denn mittlerweile hat sich die Pille nicht nur zum beliebtesten Verhütungsmittel entwickelt, sondern auch zu einer angesagten Lifestyle-Droge. Gerade junge Mädchen in der Pubertät schwören auf diese "Schönheitspille", die eine leichtere Periode, größere Brüste, reinere Haut, vollere Haare und eine weiblichere Figur verspricht. Doch was ist der Preis für die vermeintlich sichere Verhütung und die optischen Vorteile?
Was den meisten nicht bewusst ist, sind die Wirkungen, die diese synthetischen Hormone auf den gesamten Körper haben können: Depressionen, Libidoverlust, Stimmungsschwankungen, Migräne, Leberschäden, Zysten, Gallensteine, Übelkeit, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Magen- und Darmprobleme, um nur einige zu nennen. Im schlimmsten Fall steigt auch das Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken sowie eine Thrombose oder eine Lungenembolie zu erleiden. Würde mit dem zyklischen Geschehen im weiblichen Körper mehr in Verbindung gebracht als nur die Periode und eine Schwangerschaft, dann wären Frauen in der Lage, mögliche Beschwerden zu deuten, zu verstehen und sich die richtige Unterstützung zu suchen. Deshalb soll nach Morellis Meinung jede Frau die Möglichkeit haben, an alle wichtigen Informationen zu gelangen, um sich selbst eine Meinung zu bilden: "Das ist die Grundvoraussetzung, um selbstverantwortlich über die Sexualität, Gesundheit und Verhütung entscheiden zu können."

Buch-Tipp:
Isabel Morelli: Kleine Pille, große Folgen. Wie Hormone dich krank machen.
Regenerieren und hormonfrei verhüten.Mankau Verlag, 1. Aufl. September 2018
Klappenbroschur, 13,5 x 21,5 cm, 191 Seiten, 16,90 Euro (D), 17,40 Euro (A), ISBN 978-3-86374-490-8.

Link-Empfehlungen:
Mehr Informationen zum Ratgeber "Kleine Pillen, große Folgen"
Zur Leseprobe im PDF-Format
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