Ziel der Arbeit war es, ein Modell zur Unterstützung der Planung von Routenzugsystemen zu entwickeln, mit dem
- Schwankungen im Transportbedarf in der Planung berücksichtigt werden können,
- unterschiedliche Systemkonfigurationen betrachtet und verglichen werden können und
- die Leistungserfüllung (pünktliche Bereitstellung benötigter Materialien) sowie die Effizienz (Zahl benötigter Mitarbeiter und Routenzüge sowie deren Auslastung)
beurteilt werden können.
Als Ergebnis der Arbeit stehen nun konkrete, in der Praxis anwendbare Empfehlungen zur Planung von Routenzugsystemen bei schwankenden Transportbedarfen zur Verfügung. Damit ist ein Ansatz entstanden, mit dem zu erwartende variierende Transportbedarfe in Routenzugsystemen direkt aus dem geplanten Produktionsprogramm abgeleitet werden. Gleichzeitig können unterschiedlich gestaltete und dimensionierte Planungsvarianten von Routenzugsystemen einheitlich abgebildet und im Hinblick auf die zu erwartende Leistungserfüllung bewertet und miteinander verglichen werden.
Die Arbeit entstand als Promotion am Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik an der Technischen Universität München bei Prof. Willibald Günthner. Der Juryvorsitzende Prof. Wolfgang Kersten sagte zur Entscheidung: „Es handelt sich um eine Arbeit, die wissenschaftsbasiert die Logistik vorantreibt und großes Nutzenpotenzial hat.“
Unterstützt wird der diesjährige Wissenschaftspreis Logistik von der 4flow AG. Er ist mit jeweils 5.000 Euro für den Preisträger und das betreuende Institut dotiert.
Hintergrund zum Projekt – zuerst veröffentlich im BVL Magazin VIER/2018
Routenzüge optimal auslasten
Für viele Automotive-, Fahrzeug- und Maschinenbauunternehmen gehören Routenzüge längst zum logistischen Alltag. Beim Einsatz dieser fahrerlosen Technologie haben sie jedoch häufig mit schwankenden Transportvolumina zu kämpfen. „Viele Materialabrufe weichen von den ursprünglichen Produktionsplanungen ab“, sagt die Münchener Logistikberaterin Eva Klenk. Mit einem Prognosemodell, das Gegenstand ihrer Dissertation am Lehrstuhl von Prof. Willibald Günthner an der TU München war, können Logistiker solche Vorkommnisse abmildern oder verhindern.
Die Abweichungen haben unterschiedliche Gründe. So werden bei Kanban-Prozessen Engpässe erst kurzfristig bekannt und lassen sich häufig nur mit zusätzlichen Transportkapazitäten beheben. Auch Form und Umfang der Komponenten sind entscheidend. In den Behältern der Routenzüge sind große Teile nur in kleinen Stückzahlen lieferbar. Als Folge muss das Produktionsband mit zusätzlichen Touren versorgt werden, was zu einem Ladungsträgerstau führen kann. Und mancher Mitarbeiter will auf Nummer sicher gehen und bestellt mehr Teile als notwendig. „Vor allem vor Mittagspausen und Schichtwechseln häufen sich die Peaks“, hat Klenk beobachtet.
Von einheitlichen Standards sind die über 50 Routenzugsysteme im Markt weit entfernt. Auch musste Klenk bei der Entwicklung eines Prognosemodells berücksichtigen, dass das Handling der einzelnen Ladungsträger stark variiert. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind jedoch Reichweite, Frequenz und Variantenvielfalt. Anhand von Erfahrungswerten, wie viele Komponenten im Ladungsträger Platz haben, wie häufig diese verbaut und wie stark Sonderteile nachgefragt werden, ermittelt der Anwender den voraussichtlichen Bedarf an Zügen und Behältern. „Das Modell gibt Auskunft über die Wahrscheinlichkeit von Abrufen innerhalb eines festgelegten Zeitraums“, sagt Klenk. Der Anwender kann Routen optimieren, Züge voll auslasten und neue Einsätze planen.
Weitere Informationen zum Wissenschaftspreis Logistik: www.bvl.de/wpl
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