• Die besten Arbeitsmarktzahlen seit 1990 – Positive Arbeitsmarktentwicklung hat auch Schattenseiten
  • Rund 110.286 Beschäftigte mehr, aber nur 25.759 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr
  • 840 Unterbeschäftigte zeigen das tatsächlich Ausmaß der Arbeitslosigkeit an.
  • 475 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendet, aber nur 19.834 Personen konnten in eine Erwerbstätigkeit am allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen
  • Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger sinkt auf  305.757 erwerbsfähige Leistungsberechtigte ab und liegt gegenüber dem Vorjahr um 6,4 Prozent niedriger.

Fast alle Kennziffern des Arbeitsmarktes weisen eine positive Tendenz aus, aber die positive Entwicklung hat auch eine Kehrseite. Trotz sinkender Arbeitslosigkeit geht die Zahl der Menschen, die von den Hartz-IV- Leistungen leben müssen, kaum zurück. 305.757 erwerbsfähige Leistungsberechtigte und 130.784 nicht erwerbsfähige Angehörige, vor allem Kinder und Jugendliche, sind auf Unterstützung angewiesen. Die Zahl der Unterbeschäftigten – derer, die krank oder in Maßnahmen, aber eigentlich auch arbeitslos sind, fällt mit 268.840 deutlich höher aus als die der registrierten Arbeitslosen.

Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass im Oktober zwar 66.475 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten. Und von diesen Personen konnten nur 29,8 Prozent aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen. Im SGB II betrug diese Quote sogar nur 16,2 Prozent. Die Chancen zur Beendigung der Arbeitslosigkeit sind für die Betroffenen um  5,7 Prozent gesunken.

Während im Jahresverlauf 110.286 zusätzliche Arbeitsplätze (März 2018) in der Baden-Württembergischen Wirtschaft entstanden sind, konnte die Arbeitslosigkeit nur um 13.781 Arbeitslose reduziert werden. Hier wird deutlich, dass die Arbeitsagenturen von Seiten der Unternehmen nur bei weniger als der Hälfte der Stellenbesetzungen angefragt werden und nur 14 Prozent der tatsächlichen Stellenbesetzungen über die Arbeitsagenturen erfolgen.

Die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit zeigt sich besonders an der durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit für Langzeitarbeitslose, die im SGB-II-Bereich jetzt bei 596 Tagen liegt und im langfristigen Trend weiterhin steigt. Im Jahr 2009 lag die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit im SGB II noch bei 421 Tagen, also 175 Tage weniger als heute.

Arbeitslose, vor allem Langzeitarbeitslose haben trotz guter Arbeitsmarktzahlen weiterhin schlechte Chancen am Arbeitsmarkt. Langzeitarbeitslose brauchen vor allem eine aktive Unterstützung durch öffentlich geförderte Beschäftigung. Die Zahl der Beschäftigung schaffenden Maßnahmen ist gegenüber dem Vormonat zwar leicht auf 4.702 Plätze gestiegen, diese Zahl ist gegenüber einer Gesamtzahl von 52.433 Langzeitarbeitslosen jedoch mehr als ungenügend.

Die mit dem neuen Teilhabechancengesetzt angekündigten zusätzlichen 2.500 bis 3.000 Beschäftigungsverhältnisse können deshalb auch nur ein Einstieg in einen zuverlässigen Sektor öffentlich geförderter Beschäftigung sein.

Die Diakonie fordert die Bundesregierung und alle Parteien im Bundestag dringend dazu auf, die positive wirtschaftliche Entwicklung zu nutzen, um Langzeitarbeitslosen durch eine qualifizierte öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen und eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen.

Weitere Hinweise unter:

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