Auf seiner letzten Sitzung im Juni hatte der Rechtschreibrat die Arbeitsgruppe „Geschlechtergerechte Schreibung“ eingerichtet. Ihr Auftrag war, bis zur Sitzung im November eine Empfehlung dafür vorzubereiten, ob staatliche Stellen den sogenannten Genderstern als gendergerechte Schreibweise einführen sollten.

Das Thema wurde kontrovers diskutiert, nachdem die Arbeitsgruppe in einer umfangreichen Korpus-Analyse ermittelt hatte, welche Genderschreibweise wie häufig vorkommt. Die x- und Unterstrich-Formen sind wegen geringer Verbreitung gleich hinausgefallen. Der Genderstern kommt in den untersuchten Texten zwar mittlerweile häufiger vor. Zu bedenken ist aber, dass die untersuchten Texte aus der Feder von professionellen Schreibern stammen und somit für den normalen Alltagsgebrauch der Bevölkerung nicht aussagekräftig sind. Hier sähe das Ergebnis sicher anders aus.

Die Arbeitsgruppe ist insofern aus meiner Sicht zu einem salomonischen Ergebnis gekommen.  Denn es ist eine Entweder-Oder-Empfehlung: Entscheidet sich der Rat für Vorschlag eins, dann bleibt alles beim Alten, also kein Stern. Entscheidet sich der Rechtschreibrat für  Vorschlag zwei, dann können öffentliche Institutionen den Genderstern tolerieren und jeweils selbst entscheiden, ob sie ihn in ihrem Haus zulassen.

Für Schulen und Schüler würde das nichts ändern, ebenso wenig für Privatleute und Privatunternehmen. Unterstriche, Binnen-Is, x- und Sternchen-Formen blieben weiterhin Rechtschreibfehler.

An dieser Stelle muss vielleicht noch einmal erwähnt werden, dass der Rechtschreibrat lediglich über die allgemeine Rechtschreibung entscheidet, nicht über möglicherweise von gewissen Kreisen angestrebte  politische Sprachregulierungen.

Am 16. November trifft sich also der Rechtschreibrat zu seiner Sitzung  in Passau. Ich wünsche allen Beteiligten, dass sie miteinander eine kluge Entscheidung fällen. Schließlich hatte der Rat im Sommer als wichtige Kriterien für die künftige Schreibweise gefordert, dass diese gut vorlesbar, eindeutig und rechtssicher sein sollte. Aus meiner Sicht kommt damit nur Vorschlag eins in Frage. Was meinen Sie? Wenn Sie noch unentschlossen sind, schauen Sie gern mein Interview zur Geschlechtergerechten Sprache: https://www.youtube.com/watch?v=yHwgq4IiwRA 

Die Autorin:

Gabriele Baron, seit 25 Jahren freiberufliche Texterin sowie Trainerin mit dem Schwerpunkt empfängerorientierte Korrespondenz und Kundenorientierung in der Kommunikation. Autorin u.a. des Bestsellers „Praxisbuch Mailings. Print- und Online-Mailings planen, texten und gestalten.“, mi-Verlag sowie „Glückwunsch! Passende Worte zu Jubiläum, Beförderung & Co.“, Verlag C.H. Beck.

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