Es ist die vierte Klasse der Schwalmtaler Cornelia-Funke-Schule, die den Landrat an diesem Morgen in seinem Dienstzimmer im Lauterbacher Landratsamt besucht. Ein wenig aufgeregt und zurückhaltend sind sie schon, die Jungen und Mädchen, die da rund um den großen Konferenztisch Platz genommen haben. Doch ihre Lehrerin Karin Born hat sie bestens vorbereitet, die Kinder haben sich im Vorfeld Fragen überlegt, reihum werden sie gestellt.
Und Manfred Görig? Der bleibt keine Antwort schuldig, spricht – kindgerecht verpackt – über den Haushaltsplan, plaudert über Privates und verrät den Kindern, dass ihm seine Arbeit „richtig gut gefällt“. Natürlich ist es stressig, Landrat zu sein, aber insgesamt „macht es Spaß und man kann eine Menge bewegen“, betont der Chef der Kreisverwaltung, in der immerhin über 800 Frauen und Männer arbeiten.
Wobei: Manfred Görig hatte ursprünglich gar nicht geplant, Chef der Kreisverwaltung zu werden. „Ich hatte einen ganz normalen Beruf“, schmunzelt er. Gut, in der Kommunalpolitik war er schon seit 1980 aktiv, „Karriere“ machte er aber erst viele Jahre später. 2008 wurde er Landtagsabgeordneter. Bis 2012 saß er im Wiesbadener Parlament, dann der Wechsel in den Vogelsbergkreis – als frischgebackener Landrat. „Das war keine Lebensplanung, das entscheidet sich im Laufe des Lebens“, macht Manfred Görig noch einmal deutlich.
Ob es schwer ist, Landrat zu sein, wollen die Kinder aus dem Schwalmtal wissen. Das „Ja“ Görigs kommt schnell und überzeugend. „Man ist immer in der Verantwortung, man ist immer gefordert, man hat schon viel Druck auf sich“, gesteht er ein. Ein Landrat, sagt er, steht immer unter Beobachtung, kann es nie allen recht machen, aber von ihm sind Entscheidungen gefordert. „Man kann das am Anfang gar nicht so abschätzen, aber man muss auch mal etwas aushalten können…“
Und dann wird es doch noch politisch bei diesem ungewöhnlichen Interview – und dabei brennt den Kindern die gleiche Frage unter den Nägeln wie den „Großen“: Wann gibt es endlich schnelles Internet? Die Ausschreibung ist beendet, sagt der Landrat, jetzt wird entschieden, welche Firma den Auftrag bekommt. Görig erklärt den Besuchern, dass die Versorgung mit Glasfaser richtig teuer ist. „Viele Millionen kostet das, was noch gemacht werden muss.“ Noch rund 300 Kilometer Kabel müssen in die Erde verlegt werden und die grauen Verteilerkästen in den Dörfern müssen aufgerüstet werden.
Auch die nächsten Millionen-Angaben können sich die Kinder wohl nicht wirklich vorstellen. In Mathe sind sie gerade bis zur Zahl 1.000.000 gekommen, jetzt geht es um 31 Millionen. Die gibt der Kreis nämlich für die Schulen aus, antwortet Manfred Görig auf die Frage „Was tut das Landratsamt für die Schulen?“ Verschiedene große Instandhaltungsmaßnahmen stehen an, sind gerade am Laufen oder wurden soeben beendet, da fließt das Geld rein, ebenso in die Betriebskosten der Schulen. Und schließlich übernimmt der Vogelsbergkreis die Schülerbeförderung. „Alleine die Fahrkarten kosten 4,4 Millionen Euro im Jahr“, rechnet der Landrat vor.
Jede Menge große Zahlen, jede Menge Informationen, jede Menge Einblicke. Jetzt wird es Zeit für eine kleine Stärkung. Es gibt Gummibärchen und Schokolade. Die Mädchen und Jungen greifen und lassen es sich schmecken. Und der Landrat? Der packt nimmt sich die nächsten großen Ordner und Mappen vom Tisch und eilt zum nächsten Termin.
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