Achtung erhöhte Ansteckungsgefahr
An allen Ecken niest, hustet und röchelt es und als Patient mag man sich schon beinahe in kein Wartezimmer mehr setzen, aus Angst, mit einer leichten Erkältung zu kommen und mit einer schweren Grippe wieder zu gehen. Wie hoch ist da erst die Ansteckungsgefahr für das medizinische Fachpersonal, das den ganzen Tag mit infektiösen Patienten im Kontakt steht?
Die Frage, die sich stellt: Wie überstehen Ärzte und medizinische Fachangestellte eigentlich die ansteckungsreichste Zeit im Jahr? Gibt es einen Trick, um während der Grippezeit gesund zu bleiben oder haben Ärzte und langjährige MFAs vielleicht sogar eine Art „Immunität“ gegenüber den am häufigsten vorkommenden Keimen, Viren und Bakterien entwickelt?
Gibt es eine Immunität gegen Erkältungskrankheiten?
Einen wissenschaftlichen Nachweis für eine Abhärtung des Immunsystems durch den ständigen Kontakt mit Krankheitserregern, gibt es leider nicht. Statistisch gesehen sind Ärzte und Mitarbeiter in medizinischen Berufen genauso oft krank, wie andere Personen auch. Dennoch gibt es viele MFAs, die davon berichten, dass sie nach einigen Jahren in der Praxis durchaus weniger oft krank wurden, als zu Beginn ihres Berufslebens.
Hygiene-Vorschriften
Es liegt in der Natur der Sache, dass für Mitarbeiter einer Arztpraxis die Ansteckungsgefahr um ein Vielfaches höher ist, als für Mitarbeiter in anderen Berufen. Daher ist im medizinischen Bereich ein besonders hohes Maß an Hygiene und Eigenschutz erforderlich. Einen Leitfaden der alle Vorschriften, Richtlinien, Verordnungen und Empfehlungen berücksichtigt stellen alle kassenärztlichen Vereinigungen online zur Verfügung. Ein Hygieneplan hilft allen Mitarbeitern der Praxis, festgelegte Maßnahmen regelmäßig umzusetzen und somit den geforderten Hygienestatus sicherzustellen.
10 Tipps für Ihre Praxis
Neben den allgemeinen Hygiene-Vorschriften können die nachfolgenden Tipps zusätzlich helfen, um die Ansteckungsgefahr in ihrer Praxis für alle möglichst gering zu halten:
1. Desinfizieren ist das A&O
Bei einem Niesen verteilen sich rund 40.000 Virentröpfchen in einem Radius von bis zu 12 Metern. Niest eine Person in ihre Hand, so verteilt sie die Keime anschließend auf allem, was sie danach anfasst, wie z. B. Türgriffe, Versichertenkarte, Kugelschreiber, Zeitschriften, Spielzeug etc.„Wie lange Viren an der Oberfläche überleben ist nicht allgemein zu beantworten… ", so Heribert Stoiber, Virologe an der Sektion für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck. Die Krankheitserreger sind außerhalb des Körpers noch mehrere Stunden aktiv. Daher ist es wichtig, möglichst alle Flächen (wenn möglich hin und wieder auch die Wände und Zimmerdecken), Türgriffe sowie weitergereichte Kugelschreiber etc. regelmäßig zu desinfizieren.
2. Saubere HändeDas fachgerechte Desinfizieren der Hände sollte in einem medizinischen Beruf selbstverständlich sein. Achten Sie zusätzlich darauf, sich nicht ins Gesicht zu fassen. Die Viren können ansonsten über die Schleimhäute der Augen und der Nase in Ihren Organismus gelangen. Achtung: besonders unter Ringen sammeln sich häufig Keime an.
3. Patienten zur Desinfektion animieren
Stellen Sie auch für Ihre Patienten ein Handdesinfektionsmittel zur Verfügung. Hinweisschilder, mit der freundlichen Bitte, sich auf jeden Fall vor dem Verlassen des Raumes die Hände zu desinfizieren, animieren zusätzlich, dieses auch zu benutzen.
4. Zeitschriften der Ansteckungsherd Nummer Eins
Zeitschriften in Wartezimmern gehen von Hand zu Hand. Auf ihnen sammeln sich innerhalb kürzester Zeit unzählige Keime. Entfernen Sie Broschüren und Zeitschriften während der schlimmsten Erkältungsphase am besten aus dem Wartezimmer oder tauschen Sie sie in kurzen Abständen aus. Eine gute Alternative zu einer Zeitschrift ist das Wartezimmer-TV. Es informiert Ihre Patienten kurzweilig über die wichtigsten Themen der Praxis, Wetter, News und saisonale Gesundheitsthemen.
5. Abstand halten
Halten Sie Abstand zu erkrankten Personen. Jeder sollte dafür Verständnis haben, dass in der Erkältungszeit keine Hände geschüttelt und ein gewisser Sicherheitsabstand eingehalten werden sollte.
6. Mundschutz wirkt
Mund- und Nasen-Masken sind zwar wenig attraktiv, helfen aber dabei, die Ansteckungsgefahr effektiv einzudämmen. In asiatischen Ländern hat sich diese Art des Schutzes schon längst etabliert. Ein Vorteil ist, dass ein Mundschutz in medizinischen Berufen von den Patienten durchaus als „normal“ angesehen wird und Sie sich nicht „verkleidet“ vorkommen müssen. Wichtig ist, den Mundschutz regelmäßig zu erneuern, damit sich keine Keime einnisten können.
7. Sorgen Sie für frische Luft
Lüften Sie regelmäßig das Warte- und die Behandlungszimmer. Die Schleimhäute können in warmer Heizungsluft wesentlich schneller austrocknen. Das macht sie empfindlicher für Erkältungs- und Grippeviren.
8. Auf kochfeste Materialien achten
Die Praxiskleidung und alle in der Praxis verwendeten textilen Materialien sollten regelmäßig bei 90°C gewaschen werden. So sind sie anschließend wieder keimfrei.
9. Wissen auffrischen
Schulen sie regelmäßig alle Teammitglieder bzgl. der Hygieneabläufe in Ihrer Praxis. Auch für langjährige Mitarbeiter ist eine Auffrischung des Wissens von Zeit zu Zeit wertvoll.
10. Halten Sie das Wartezimmer frei.
Eine gute Terminplanung und/oder der Vorschlag, die Wartezeit mit einem Spaziergang an der frischen Luft zu verbringen können helfen, die Ansteckung zu verringern.
So schützen Sie sich selbst
Neben Sauberkeit und Hygiene ist ein intaktes Immunsystem der wichtigste Garant dafür, die Erkältungszeit unbeschadet zu überstehen. Die folgenden Tipps, können Ihnen helfen, das eigene Immunsystem zu stärken und ausreichend Abwehrkräfte für die nächste Grippewelle zu sammeln:
Lassen Sie sich selber impfen
Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und nutzen Sie die von den Krankenkassen angebotenen Grippeschutzimpfungen.
Gönnen Sie sich ausreichend Ruhe
Ein überanstrengter Organismus ist wesentlich anfälliger für Erkältungen. Gönnen Sie Ihrem Körper in der kalten Jahreszeit ausreichend Ruhe und Schlaf.
Stresspegel gering halten
Leichter gesagt als getan, in einer vollen Praxis, aber vielleicht helfen Ihnen Entspannungsübungen oder ein kleiner Spaziergang in den Pausen. Auf jeden Fall sollten Sie in Ihrem Feierabend möglichst gut entspannen.
Im Krankheitsfall zu Hause bleiben
Zeigen Sie keinen falschen Ehrgeiz! Es ist keinem damit geholfen, wenn Sie krank in der Praxis erscheinen. Im Zweifelsfall verteilen Sie lediglich an alle anderen Kollegen Ihre Viren. Bei starkem Husten, Schnupfen, Mattigkeitsgefühl und selbstverständlich bei Fieber sollten Sie zu Hause bleiben.
Moderate Fitness
Sport tut gut. Joggen, Walken, Radfahren und Schwimmen sind zudem Sportarten, die sich gut auf Ihr Immunsystem auswirken. Die moderate Bewegung regt die Blutzirkulation an, fördert die Herzkapazität, baut Stress ab und vertreibt die allgemeine Wintermüdigkeit.
Vitamine, Vitamine, Vitamine
Ernähren Sie sich besonders in der kalten Jahreszeit möglichst gesund und vitaminreich. Neben all den Naschereien hilft ein bunt gefüllter Obstkorb, an dem sich alle Teammitglieder frei bedienen können, den täglichen Vitaminbedarf zu decken. Denken Sie auch daran, ausreichend zu trinken (am besten Kräutertees mit antibakteriellen und antiviralen Ölen, z. B. Salbei, Thymian). So können die Schleimhäute nicht so leicht austrocknen.
Wechselduschen und Saunagänge
Der Wechsel zwischen warm und kalt regt die Durchblutung der Haut und der Schleimhäute in den Atemwegen an. Zudem lernt der Körper mit Temperaturschwankungen umzugehen. Erkältungsviren lassen sich so besser abwehren.
Quellen und weiterführende Links:
http://www.kbv.de/html/hygiene.php
https://www.hygienebeauftragter-online.de/hygieneplan.html
https://www.praxisvita.de/wahrheiten-ueber-das-niesen-14670.html
https://www.derstandard.de/story/2000063260064/wie-lange-viren-ueberleben
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