- 700 mehr Beschäftigte, aber nur 10.994 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr
- 883 Unterbeschäftigte zeigen das Ausmaß der Arbeitslosigkeit an
- 506 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendet, aber nur 15.908 Personen konnten in eine Erwerbstätigkeit am allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen
Die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts hat auch eine Kehrseite. Die Zahlen der älteren, der behinderten und der ausländischen Arbeitslosen sinken sehr viel langsamer als die Zahl der anderen Arbeitslosen. Die Zahl der Unterbeschäftigten steigt sogar an. Insgesamt 434.830 Menschen – 304.630 erwerbsfähige Leistungsberechtigte und 130.200 nicht erwerbsfähige Angehörige, vor allem Kinder und Jugendliche – sind auf die Unterstützung durch Hartz-IV-Leistungen angewiesen.
Die Zahl der Unterbeschäftigten – derer, die krank oder in Maßnahmen, aber eigentlich auch arbeitslos sind – fällt mit 279.883 deutlich höher aus als die der registrierten Arbeitslosen. Die Zahl der Arbeitssuchenden ist mit 373.115 Menschen fast doppelt so hoch wie die der registrierten Arbeitslosen. 14.648 Personen über 58 Jahren im Hartz-IV-Bezug werden nur deshalb nicht als Arbeitslose gezählt, weil ihnen die Jobcenter seit mehr als einem Jahr kein Arbeitsangebot machen konnten.
Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass im Dezember zwar 49.506 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten, nur 15.908 oder 32,1 Prozent von ihnen konnten aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen. Im Bezug von Hartz IV betrug diese Quote sogar nur 15,3 Prozent.
Die Zu- und Abgänge in der Arbeitslosenstatistik sind ungleich verteilt: Die eher kurzzeitig Arbeitslosen machen nur 49,5 Prozent aller Arbeitslosen aus, sie haben aber einen Anteil von 57,8 Prozent an denen, die ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten und sogar von 79,9 Prozent an denjenigen, die ihre Arbeitslosigkeit durch Erwerbstätigkeit beenden konnten. Die langzeitig Arbeitslosen machen 50,5 Prozent der Arbeitslosen insgesamt aus, aber auf sie entfallen nur 42,2 bzw. 20,1 Prozent der Abgänge bzw. Abgänge in Erwerbstätigkeit. Außerdem sind die Abgangszahlen aus der längeren Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent gesunken. Für die Langzeitarbeitslosen haben sich die Chancen verschlechtert.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Baden-Württemberg ist um ca. 88.700 gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Die Arbeitslosigkeit konnte hingegen nur um 10.994 Arbeitslose reduziert werden. Hier wird deutlich, dass die Arbeitsagenturen von Seiten der Unternehmen nur bei weniger als der Hälfte der Stellenbesetzungen angefragt werden und dass nur 14 Prozent der Stellenbesetzungen über die Arbeitsagenturen erfolgen.
Die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit zeigt sich besonders an der durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit für Langzeitarbeitslose, die jetzt bei 585 Tagen liegt. Im Jahr 2009 lag diese durchschnittliche Dauer noch bei 421 Tagen, also 164 Tage oder fast ein halbes Jahr weniger als heute.
Vor allem Langzeitarbeitslose haben trotz guter Arbeitsmarktzahlen weiterhin schlechte Chancen am Arbeitsmarkt. Langzeitarbeitslose brauchen vor allem eine aktive Unterstützung durch öffentlich geförderte Beschäftigung. Die Zahl der Beschäftigung schaffenden Maßnahmen ist mit 3.634 Plätzen aber sowohl gegenüber dem Vormonat (-1.121) wie gegenüber dem Vorjahresmonat (-866) drastisch gesunken.
Mit dem neuen Teilhabechancengesetzt sollen in Baden-Württemberg bis zu 2.000 Beschäftigungsverhältnisse für Langzeitarbeitslose geschaffen werden. Die Diakonie begrüßt dieses Gesetz ausdrücklich, aber angesichts des Bestandes an Langzeitarbeitslosen, die auf diese Unterstützung angewiesen sind, kann es nur ein Einstieg in einen zuverlässigen Sektor öffentlich geförderter Beschäftigung sein. Auf keinen Fall darf es zu einer Entwicklung kommen, dass im Gegenzug zu dem neuen Instrument bestehende Maßnahmen reduziert werden, wie es die aktuellen Monatszahlen andeuten.
Die Diakonie fordert die Bundesregierung und alle Parteien im Bundestag dringend dazu auf, die positive wirtschaftliche Entwicklung zu nutzen, um Langzeitarbeitslosen durch eine qualifizierte öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen und eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen.
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