Vom 7. bis 10. März 2019 findet in Berlin der Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) statt. Nach den zurückliegenden Kongressen über „Gesellschaftliche Spaltungen“ sowie „Migration und Rassismus“ wendet sich die aus Wissenschaftlern und Praktikern bestehende Organisation in diesem Jahr der Rolle der Intellektuellen in der Gesellschaft zu. Mehr als 30 Referenten aus verschiedenen Disziplinen – angefangen von Psychologie und Soziologie über Völkerrecht und Geschichte bis hin zur Politikwissenschaft und Philosophie – werden aus unterschiedlichen Perspektiven das Versagen der Intellektuellen von heute analysieren, dessen Gründe hinterfragen und Alternativen aufzeigen. Die NGfP verleiht damit jenen eine Stimme, die sonst nicht oder viel zu wenig gehört werden.

Unter ihnen sind namhafte wie der ehemalige Co-Präsident des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker, der Schriftsteller Michael Schneider, der Jurist und ehemalige Bundestagsabgeordnete Norman Paech, der marxistische Philosoph Friedrich Voßkühler und der stellvertretende Chefredakteur der Tageszeitung „Junge Welt“, Arnold Schölzel, ebenso wie junge Psychologen, die in einer Welt mit befristeten Arbeitsverträgen und mit einer auf Drittmittel angewiesenen und über diese Gelder gesteuerten Forschung zurechtkommen müssen und Psychologie dennoch nicht entpolitisieren wollen.

In ihren Vorträgen und Panels wird es um die Beteiligung an Kriegseinsätzen, um deutsche Waffenexporte und die Aufweichung der UN-Charta genauso gehen wie um Mainstream-Medien und die dort Arbeitenden, von denen viele zu dienstbaren Geistern der Herrschenden geworden sind und so zur Aufrechterhaltung bestehender teils unmenschlicher, teils den ganzen Planeten gefährdender gesellschaftlicher Verhältnisse beitragen; außerdem um Klimawandel und um das, was wir ändern müssen, wenn wir auf der Erde bleiben wollen: Eindämmung der Macht des Kapitals und Schluss mit der in Politik und Wirtschaft vorherrschenden Wachstumsideologie. Selbstkritisch werden Psychologen auf die eigene Arbeit schauen, die nicht selten darin besteht, Klienten bei deren Anpassung zu helfen statt ihre Widerstandskraft zu stärken.

Der Vorstand der NGfP erinnert in der Einleitung zum Kongressprogramm an andere Zeiten, in denen Intellektuelle sehr wohl gegen die Gefahr eines Atomkrieges auftraten, Politiker und Künstler bei Ostermärschen mitmarschierten, sich Friedensbewegungen bildeten. Der Motor dieser Bewegungen damals, so der Vorsitzende, Klaus-Jürgen Bruder, war das Aufbegehren der jungen Generation gegen den Widerspruch zwischen der behaupteten Verantwortung und der Verantwortungslosigkeit im Verhalten der politischen Klasse und der damaligen Generation der Eltern. „Der Motor heute scheint nicht anzuspringen. Stattdessen werden Kriege als ‚bedauerlich‘, aber als notwendiges und somit auch legitimes Mittel bezeichnet. Es wird ‚Verantwortungsübernahme‘ durch Deutschland in der Welt angemahnt, es werden Kriegsgründe konstruiert und Feindbilder aufgebaut. Es fehlt eine Politik des Austauschs und des Ausgleichs – zwischen den Völkern, Nationen und Regierungen genauso wie zwischen den Klassen innerhalb der Gesellschaft.“

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