Zum 16. Mal wurde der mit 5.000 € dotierte Forschungspreis der gemeinnützigen René Baumgart-Stiftung für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der pulmonalen Hypertonie ausgeschrieben.

Im Rahmen des 60. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. in München wurde der Preis an Moritz Neubauer und Dr. Astrid Weiß, UGMLC Pulmonale Pharmakotherapie, Biomedizinisches Forschungszentrum Seltersberg (BFS) der Justus-Liebig-Universität Gießen verliehen.

Herr Dr. med. Hans Klose von der Universitätsklinik Hamburg sprach die Laudatio. Hans-Dieter Kulla, 1. Vorsitzender des gemeinnützigen Selbsthilfevereins pulmonale hypertonie e.v. und Anne-Christin Kopp, Cousine des Namensgebers der Stiftung, überreichten den Preis.

Insgesamt wurden sechs hochqualifizierte Arbeiten eingereicht, die eine Entscheidung der Jury nicht leicht machten, berichtet Dr. Klose. Die prämierten Arbeiten entsprechen den wichtigen Bewertungskriterien wie Originalität, Innovation und klinische Relevanz.

Die ausgezeichnete Arbeit

Titel der Arbeit: „Targeting cyclin-dependent kinases for the treatment of pulmonary arterial hypertension“ von Moritz Neubauer und Dr. Astrid Weiß, Gießen

Die Pulmonal-Arterielle Hypertonie (PAH) ist eine fortschreitende, tödlich-verlaufende Erkrankung des pulmonalen Gefäßsystems mit einer schlechten Prognose und limitierten Therapie-Möglichkeiten. Sie zeichnet sich vorwiegend durch strukturelle Veränderungen der Arterienwand in der Lunge aus (pulmonary vascular remodeling). Unter anderem führt das verstärkte Wachstum verschiedenster Zelltypen, insbesondere jedoch der glatten Muskelzellen der Pulmonalarterien (PASMCs), hier zu einer Verengung des Innendurchmessers der Blutgefäße insbesondere in den feinsten Verästelungen. Daraus resultiert ein verstärkter Widerstand mit erhöhtem Blutdruck in der pulmonalen Blutstrombahn. Langfristig kommt es dadurch zu einer Schwächung der Herzleistung und letztendlich zum Rechtsherzversagen. Im Rahmen der Arbeit haben die Autoren nach Signalwegen gesucht, die dieses abnormale Wachstumsverhalten der PASMCs erklären. Hierbei identifizierten die Forscher eine Gruppe von Cyclin-abhängigen Kinasen (CDKs), namentlich CDK2, CDK4 und CDK6, die in PASMCs von an PAH erkrankten Patienten im Vergleich zu Zellen von gesunden Personen deutlich überaktiviert sind. Die gesteigerte Aktivität dieser besonderen Klasse an Zellzyklus-regulierenden Kinasen in der PAH konnte sowohl in humanen als auch in tierexperimentellen Lungenproben nachgewiesen werden. Die Autoren folgten der Hypothese, dass synthetische CDK-Inhibitoren den überaktivierten Signalweg hemmen und dadurch die Proliferation der PASMCs und somit der pathologische Umbau der Gefäßwand signifikant reduziert werden kann. Dafür wurden zwei CDK-Inhibitoren, Dinaciclib und Palbociclib, verwendet, die bereits in Tumorzellen erfolgreich getestet wurden, wobei Palbociclib aufgrund seiner potenten, antiproliferativen Eigenschaften für die Behandlung des fortgeschrittenen Brustkrebes zugelassen wurde. In den isolierten PASMCs führte die gezielte Inhibition der CDKs durch Störung des nachgeschalteten CDK-Rb (Retinoblastoma-Protein)-E2F Signalwegs zu einem Arrest des Zellzykluses und damit zur signifikanten Abnahme der übermäßigen Proliferation.In zwei unabhängigen Tiermodellen der PAH (Monocrotaline- und Su5416/Hypoxie-Rattenmodell), zeigte Palbociclib eine signifikante Reduzierung des pathologischen Gefäßumbaues mit konsekutiver Verbesserung des rechtsventrikulär-systolischen Blutdrucks und der Rechtsherzhypertrophie. Damit einhergehend zeigte sich insgesamt eine deutliche Verbesserung der Herzleistung, gemessen am kardialen Index.Die Daten zeigen, dass die Inhibition von CDK4 und CDK6 durch Palbociclib eine neue antiproliferative Therapieoption für die Behandlung von PAH-Patienten darstellt, die am pathologischen Gefäßumbau der Patienten ansetzt. Auch wenn der PAH insgesamt eine komplexe Pathogenese zugrunde liegt, so lassen die Ergebnisse hoffen, dass sich das Fortschreiten der Erkrankung durch die Hemmung des Gefäßumbaus eindämmen lässt und somit der Leidensdruck der Patienten verringert wird. Die diesjährige, mit dem Preis der René Baumgart-Stiftung ausgezeichnete Arbeit könnte somit den ersten Schritt zur Einführung eines neuen Medikamentes in die klinische Routine in der Behandlung der PAH darstellen und uns somit näher an ein Leben ohne Lungenhochdruck bringen.                                 

Pulmonal arterielle Hypertonie (Lungenhochdruck)

Lungenhochdruck, medizinisch auch pulmonal arterielle Hypertonie (PAH), ist eine seltene, schwerwiegende Erkrankung, die durch eine starke Verengung der Lun­gengefäße gekennzeichnet ist.

Die Betroffenen leiden bereits bei geringster Belastung oder sogar in Ruhe unter Atemnot, blauen Lippen, Beinödemen, Brustschmerzen, und klagen allgemein über schnelle Erschöpfung und Ermüdung.

Die richtige Diagnose wird zumeist erst gestellt, wenn es durch die fortschreitende Druck- und Volumenbelastung des rechten Herzens zu dessen chronischem Versagen kommt. Diagnose: Bluthochdruck im Lungenkreislauf. Dieses Krankheitsbild tritt isoliert oder als Begleiterkrankung verschiedener Herz- und Lungenerkrankungen auf. Obgleich die pulmonale Hypertonie (PH) noch nicht geheilt werden kann, konnten in den letzten Jahren doch große Fortschritte in der Diagnostik und Therapie dieser Krankheit erzielt werden.

Die René Baumgart-Stiftung

Die René Baumgart-Stiftung wurde im Jahr 2001 vom gemeinnützigen Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.v. gegründet und mit einen Kapitalstock von 70000 € ausgestattet. Seit 2004 wird jährlich ein Forschungspreis ausgelobt. Die René Baumgart-Stiftung fördert die klinische Forschung zur pulmonalen Hypertonie bei Kin­dern und Erwachsenen. Ziel ist es, durch Ursachenforschung neue Er­kenntnisse über den Lungenhochdruck zu gewinnen, so dass eine früh­zeitige Diagnose gestellt und mittel- und langfristig neue Therapieoptio­nen entwickelt werden können, die PH-Patienten nicht nur eine Stabili­sierung oder

Linderung der Beschwerden ver­sprechen, sondern eine vollständige Heilung.

Der Namensgeber der Stiftung, René Baumgart, wurde 1971 in Aalen ge­boren. Als René 10 Jahre alt war, starb seine Mutter an Idiopathischer Pul­monal Arterieller Hypertonie (IPAH). René Baumgart erhielt seine Dia­gnose IPAH im Alter von 19 Jahren. Er erlernte den Beruf des Druckers  und meldete sich nach bestandener Gesellenprüfung zur Meisterprüfung an. Kurz vor seinem Abschluss verstarb er im Alter von 23 Jahren an der tückischen Krankheit.

Eine Information der René Baumgart-Stiftung

Journalistenpreis

Der Selbsthilfeverein lobt jährlich einen Journalistenpreis in Höhe von 3000 € aus. Weitere Informationen unter www.phev.de

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