Das Suchtpräventionsprogramm „Lieber schlau als blau“ geht derzeit durch die Medien. Es handelt sich um ein Suchtpräventionsprogramm, entwickelt von der Salus Klinik Lindow, in dessen Mittelpunkt ein kontrolliertes Trinkexperiment steht. Jugendliche sollen die Auswirkungen des Trinkens anhand von Tests erkennen. Das Konzept „Kompetenz statt Abschreckung“ ermögliche Jugendlichen, einen „sinnvollen Umgang mit Alkohol zu lernen“.

Mit einer Evaluation versucht Prof. Dr. Lindenmeyer von der Salus Klinik Lindow, die Wirkweise des Programms wissenschaftlich zu untermauern. Doch stößt das Experiment offenbar nicht auf Akzeptanz bei Eltern, Schulen und Lehrern. So wurden laut Bericht für die Evaluation nur wenige Lehrer und Klassen gefunden, die daran teilnehmen wollten. Zu groß erscheint die Gefahr, ungewollten Konsum eher zu fördern als zu verhindern, auch wenn am Trinkexperiment nur Jugendliche teilnehmen sollen, die bereits in ihrem Leben Alkohol konsumiert haben und deren Eltern das schriftliche Einverständnis gegeben haben. Hinzu kommt, dass das Jugendschutzgesetz verletzt wird, wenn, wie in der Evaluation ersichtlich, Jugendliche unter 16 Jahren Alkohol konsumieren. Denn dies ist nur in Begleitung Personensorgeberechtigter (Eltern) gestattet. Eine Einverständniserklärung der Eltern reicht nach unserer Einschätzung nicht aus.

Der Blaues Kreuz in Deutschland e. V. steht diesem Experiment, das derzeit an Brandenburger Schulen durchgeführt wird, kritisch gegenüber. Suchtprävention für Jugendliche sollte heutzutage unterschiedliche Facetten haben. Dazu gehören sicherlich auch Methoden, welche grenzwertig, provokativ, riskant sind und wachrütteln. Wir beobachten, dass die Jugendkultur, mit der wir es heute zu tun haben, dies auch einfordert. Jugendliche sind oftmals gut über Sachkenntnisse informiert und möchten weniger belehrt, sondern eine erlebbare und für sie alltagstaugliche Aufklärung über Suchtmittel-/verhalten erleben. Gefragt sind authentische Vorbilder, die als Betroffene über ihr Leben berichten als auch moderner Content, der beispielsweise über die Sozialen Medien verbreitet wird sowie Projekte, die zwar Suchtprävention machen, es aber nicht als solches deklarieren und beispielsweise über einen hohen Unterhaltungswert verfügen oder Eventcharakter haben. Auf den Social Media-Plattformen sind Videos über Selbstversuche sehr beliebt. Für uns eine ungeeignete Art von Suchtprävention, da Videos dieser Art auch zum Einstieg animieren könnten. Die Viewer-Zahlen und Likes sprechen allerdings für sich und das muss ausgehalten werden. Das Blaue Kreuz in Deutschland steht daher grundsätzlich neuen Methoden, wie z. B. dem Ansatz von „risflecting“, bei dem Konsumkompetenz trainiert und gefördert wird („Risiko reflektieren + Look at your friends-Prinzip“), bei bestimmten Zielgruppen positiv gegenüber.

„Das Trinkexperiment an den Brandenburger Schulen sehen wir sehr kritisch, da wir nicht den öffentlichen Bereich der Schule und auch nicht die Lehrkräfte als adäquates Setting für Trinkexperimente sehen. Schüler könnten sich durch Animation von Mitschülern (Gruppendruck) genötigt fühlen, mitzumachen, obwohl sie bisher vielleicht noch keinen Kontakt mit Alkohol hatten. Dies wäre ein Risiko und somit ein unverantwortlicher Umgang mit Nichtkonsumenten. Dass Lehrkräfte mitverantwortlich sein könnten für Auswirkungen und Veränderungen des Suchtgedächtnisses bei Schülerinnen und Schülern ist ein schwer zu akzeptierender Gedanke. Genauso wie sich die Effektivität und die Wirkung von suchtpräventiven Maßnahmen nicht vollständig messen lassen, können sich bei diesem Experiment (trotz Evaluationsstudie) weder die positiven noch die negativen Folgen vollkommen messen/nachweisen lassen. Wir sind überzeugt vom Ansatz, junge Menschen authentisch und kreativ aufzuklären, ihnen eine Risiko- bzw. Konsumkompetenz zu vermitteln und sie für die Freiheit von Suchtmitteln zu motivieren. Dies aber auf keinen Fall im Background ‚Schule‘ über Experimente, für die Lehrkräfte ungenügend qualifiziert sind“, so Benjamin Becker, Projektleiter von blu:prevent, der Suchtpräventionsarbeit des Blauen Kreuzes in Deutschland.

Wir freuen uns, wenn unsere Mitteilung auf Ihr Interesse stößt. Sie finden diese auch auf unserer Webseite: https://www.blaues-kreuz.de/de/blaues-kreuz/neuigkeiten-und-presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/news/stay-free-jugendliche-zur-freiheit-animieren/. Wir freuen uns über ein Belegexemplar oder einen Hinweis auf Ihre Veröffentlichung.

blu:prevent
blu:prevent ist der innovative Ideengeber, der authentische, lebensnahe Angebote zur Suchtprävention für Kinder und Jugendliche entwickelt und verbreitet, die sie in ihrer Lebenswelt für Suchtgefahren sensibilisieren.
Das Projekt blu:prevent wird gefördert von der DAK Gesundheit.

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Das Blaue Kreuz in Deutschland unterstützt suchtgefährdete und suchtkranke Menschen sowie ihre Angehörigen. An über 400 Standorten mit über 1.100 Gruppen- und Vereinsangeboten engagieren sich ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende für abhängige Menschen und Angehörige. Außerdem macht sich das Blaue Kreuz stark für Suchtprävention. Es setzt sich dafür ein, die Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen so zu stärken, dass ein Leben ohne Abhängigkeit gelingen kann. Mit seinen fachlichen Suchthilfe-Einrichtungen bietet das Blaue Kreuz weitere Angebote, damit Menschen ihr Ziel erreichen: befreit leben lernen.

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