Was unterscheidet einen Einbruch bei Tage von einem Einbruch bei Nacht? Eine Antwort auf diese Frage findet sich gleich am Anfang des ersten der aktuellen fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de jeweils eine Woche lang (Freitag, 12. 04.19 – Freitag, 19.04.19) zu haben sind. „Diebe bedienen sich der Nacht — die Nacht rächt sich, indem sie jede unbedachte Bewegung laut widerhallen lässt“, heißt es zu Beginn der spannenden Kriminalerzählung „Das Mädchen“ von Klaus Möckel. Diese Geräusche machen jemand anderen auf die Einbrecher aufmerksam. Und es kommt zu einer folgenschweren Begegnung, die nicht gut ausgeht … – auch für die Einbrecher nicht.

Ganz anderes dagegen, allerdings nicht weniger spannend, zeigt sich Klaus Möckel in seinem Kinderbuch „Der Löwe aus dem Ei“, in dem auch wieder Gauner mit von der Partie sind.

In „Griechische Hochzeit“ von Herbert Otto reist Katherina zur Hochzeit ihrer Schwester Sofia. Bei ihrer Rückkehr auf ihre Heimatinsel werden schmerzhafte Erinnerungen wach.

Ein neues und ziemlich gefährliches Abenteuer wartet in „Flug durch die Zeit mit unbekanntem Ziel. Ein fantastischer Roman“ von Hardy Manthey auf Aphrodite, unsere inzwischen gut bekannte Zeitreisende.

Außerdem präsentiert dieser Newsletter wieder ein Angebot zum Supersonderpreis von nur 99 Cents. Mehr dazu am Ende dieser Aufgabe. Und damit zurück zum Anfang, zu dem nächtlichen Einbruch und seinen unbeabsichtigten Folgen …

Erstmals 1982 erschien in der Blaulicht-Reihe des Verlags Das Neue Berlin als Heft Nr. 218 der Kriminalroman „Das Mädchen“ von Klaus Möckel: Bei einem Einbruch kommt eine ältere Frau ums Leben. Ein Lehrling, der von seinem dominanten Vater gehänselt und geduckt wird, versucht mit seinem „Kumpel“, das schmale Budget durch Diebstahl aufzubessern, und gerät in eine aussichtslose Lage. Hier können Sie die ersten drei Kapitel lesen:

1. Kapitel

Diebe bedienen sich der Nacht — die Nacht rächt sich, indem sie jede unbedachte Bewegung laut widerhallen lässt.

An einem Donnerstag im August, kurz nach 23 Uhr, vernahm die Kürschnerswitwe Hildegard Sund in der Wohnung über sich ein Poltern, das dort nicht hingehörte. Nicht an diesem Abend, denn die Mieter, ein älteres Ehepaar, waren zu ihren Kindern gefahren und wollten erst am Wochenende zurück sein. Sie besaßen zwar einen Hund, einen spitzohrigen Scotchterrier, doch den hatten sie mitgenommen.

Frau Sund war eine zierliche, etwas ängstliche Person, einundsechzig Jahre alt und seit dem Tod ihres Mannes viel mit sich allein. Ihre beiden Töchter, seit langem mit eigener Familie, wohnten in anderen Städten. Den besten Kontakt im Haus, in das sie vor zweieinhalb Jahren gezogen war, um sich zu verkleinern, hatte sie zu den Zinnhahns, eben jenen Leuten über ihr. Die luden sie manchmal zum Plausch ein und ließen ihr den Wohnungsschlüssel da, wenn sie wegfuhren. So auch an jenem Donnerstag, der Frau Sund in ungewohnt aufgekratzter Stimmung sah, hatte sie doch eine gute Nachricht erhalten. Marko, ihr Lieblingsenkel, war an der Technischen Universität immatrikuliert worden. Wenn das ihr Mann Albert hätte erleben können! In Anbetracht des frohen Ereignisses hatte sich die Kürschnerswitwe am Abend eine Flasche Eierlikör mit Orange spendiert, ein Getränk, dem ihre Zuneigung schon seit geraumer Zeit gehörte. Bis 11 Uhr hatte sie dem sanftsüßen Gaumenkitzler mit ständig steigender Sympathie zugesprochen.

Das Poltern oben — als sei ein Aschenbecher, ein Buch zur Erde gesaust — nahm Frau Sund mit der Empfindung zur Kenntnis, es gehöre sich nicht. Sie lauschte, so aufmerksam es ihr der beschwingte Zustand erlaubte, in dem sie sich befand, verwarf aber den Gedanken an Diebe, als sie keine weiteren Geräusche vernahm. Vielleicht war ein Bild von der Wand gefallen: Die Wände im Haus waren mürbe, und wenn draußen die großen Lastwagen vorbeifuhren, klirrten die Scheiben. Frau Sund griff zum Gläschen. Eines alten Bildes wegen würde sie ihren gemütlichen Platz vorm Fernseher nicht aufgeben. Es reichte, wenn sie morgen nach dem Rechten sah. Aber als sie die Zungenspitze genießerisch in die gelbe Flüssigkeit tauchte, bohrte sich ihr plötzlich spitz ein Verdacht ins Hirn. Und wenn es nun die Hydropflanze gewesen war, die in der dickbauchigen Vase auf dem Kleiderschrank stand? Ihre langen, ineinander verflochtenen Ranken konnten Übergewicht bekommen und das Gefäß zum Kippen gebracht haben. Schon längst war das zu befürchten gewesen. Die Hydropflanze — ihr Wasser würde den Teppich verderben. Vielleicht gab es sogar einen Fleck an der Decke; die Kürschnerswitwe schaute misstrauisch nach oben.

Es half nichts, sie musste sich von ihrer Flasche losreißen. Mit einem kleinen Seufzer stand sie auf und ging zur Schublade, wo sie neben ihren Schlüsseln auch die der Nachbarn aufbewahrte. Als sie die Treppe hochstieg, tanzte ihr der Alkohol im Blut. Im Haus herrschte Stille, mehrere Mieter waren in Urlaub, die anderen wohl schon zu Bett.

Frau Sund schloss die Tür zur Zinnhahnschen Wohnung auf, alles schien in Ordnung. Sie gab sich keine besondere Mühe, leise zu sein, sie war es einfach auf Grund ihrer Unauffälligkeit. Sie machte Licht im Korridor und war mit ein paar Schritten am Wohnzimmer. Von dort aus gelangte man in den Schlafraum, wo der Kleiderschrank stand.

Doch die Kürschnerswitwe kam nicht dazu, nach der vermeintlich zerbrochenen Vase zu sehen. Kaum hatte sie den Fuß in die Wohnstube gesetzt und nach dem Lichtschalter getastet, da löste sich links neben ihr eine Gestalt vom Schreibtisch, rannte quer durchs Zimmer zur gegenüberliegenden Tür hinaus. Also doch Spitzbuben, schoss es Frau Sund durch den Kopf. „Diebe“, schrie sie, „Hilfe!“ Und tat einen Satz nach vorn. Sie sah die zweite Gestalt, die sich neben den Ofen geduckt hatte und in diesem Augenblick emporschoss, zu spät. Durch den Zusammenprall wurde sie zur Seite geschleudert und schlug hart mit dem Kopf gegen die Kante eines Bücherregals. Eine schlanke Person mit schulterlangem Haar hetzte hinter der ersten her und entfloh durchs Schlafzimmer.

[*] Kapitel

Das Haus lag am Stadtrand in einer Nebenstraße, es hatte drei Stockwerke und nach hinten hinaus einen Garten. Durch diesen waren die Einbrecher gekommen und wieder verschwunden. Im Schutz von Büschen und Bäumen konnte man, wenn man’s drauf anlegte, bis zu einem Schuppen gelangen. Sie waren hinaufgeklettert und ohne Schwierigkeiten zur Wohnung der Zinnhahns vorgedrungen. Sie hatten ein Loch in die Fensterscheibe geschnitten und den Flügel von innen geöffnet. Die Nacht war finster, und niemand außer Frau Sund hatte etwas gesehen oder gehört.

So wenigstens stellte sich die Lage für Leutnant Kielstein dar, als er nach Mitternacht am Tatort eintraf. Er war aus dem Bett geholt worden und hing durch: Anderthalb Stunden nur hatte er geschlafen. Was ihm aber noch mehr zu schaffen machte, war leise bohrender Zahnschmerz. Seit dem Morgen. Vorübergehend hatte er aufgehört, doch nun regte er sich wieder. Kielstein hätte nicht einmal genau sagen können, welcher Zahn ihn plagte. Es war nicht wesentlich, aber es hinderte ihn am Nachdenken. Während die Kriminaltechniker noch nach Spuren suchten, Fotos in Haus und Garten schossen, die Schrank-, Tür- und vor allem die Fenstergriffe unter die Lupe nahmen, bemühte er sich, erste Fakten zu ordnen. Das schien ihm besonders notwendig, weil es sich um mehr als um den Einbruch handelte. Noch vor seinem Eintreffen hier war die Mieterin, die die beiden überrascht hatte, mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden. Kielstein, am Ofen stehend, überschaute das Wohnzimmer. Ein großes Durcheinander hatten die Diebe nicht angerichtet; einige Schubladen waren zum Teil gewaltsam geöffnet worden, Wäsche lag am Boden. Was sie mitgenommen hatten — wenn sie überhaupt dazu gekommen waren —, würde man erst durch die Zinnhahns erfahren. Vielleicht Geld, doch das konnte nur vermutet werden. Dr. Mittler, ein Mieter aus dem dritten Stock, wusste jedenfalls nichts. Eine halbe Stunde nach dem Vorfall war er nach Hause gekommen, hatte sich über die angelehnte Wohnungstür gewundert und das Stöhnen der Verletzten gehört. Er handelte schnell und umsichtig, leistete Erste Hilfe, benachrichtigte das Rettungsamt und die Polizei. Kielstein hatte bereits mit ihm gesprochen, der Mann war Geologe, konnte freilich über die Zinnhahns so gut wie nichts berichten. Aber es war ihm gelungen, ein paar Worte mit Frau Sund zu wechseln, bevor sie ohnmächtig geworden war. „Einbrecher“, hatte die Kürschnerswitwe geflüstert, „zwei… ein Mädchen.“

Dieses Mädchen ging Kielstein im Kopf herum, er hatte sich die Worte von Dr. Mittler nochmals bestätigen lassen, der sie deutlich gehört haben wollte. Nun ja, im Wohnzimmer brannte kein Licht, alles musste schnell gegangen sein — die Frau konnte sich geirrt haben. Immerhin war die Aussage für die Ermittlungen wichtig. Allem Anschein nach waren die Täter mit einem Motorrad geflohen, das Mädchen vielleicht auf dem Sozius. Blieb zu hoffen, dass man von Frau Sund, sobald es ihr besser ging, noch ein paar Einzelheiten erfuhr.

[*] Kapitel

Das „Mädchen“ saß im Jeansanzug in seinem Zimmer auf der Bettkante und hielt einen Packen Geldscheine in der Hand. Es war schlank, hatte halblanges hellblondes Haar und feingliedrige Finger. Es hatte angenehme Gesichtszüge, eine gerade Nase, blaue Augen. Es hieß Dirk Schütz und war kürzlich neunzehn Jahre alt geworden.

Glatte zwei Riesen, dachte Dirk, dazu mein Anteil an dem Silberzeug. Alles ist nach Plan gegangen; wenn bloß zum Schluss nicht die Alte dazwischengeplatzt wäre. Sie muss den Krach gehört haben, als Falke den Kerzenständer runterschmiss. Sie kam direkt auf mich zu, ich konnt gar nicht anders. Ob sie schwer gestürzt ist? Sie hat nicht hinter uns hergeschrien, nicht noch mal um Hilfe gerufen. Nur anfangs, als sie Falke sah. Ach was, wird schon nichts passiert sein, die Alten sind zäh. Wahrscheinlich hat’s ihr nur die Sprache verschlagen.

Er widmete sich erneut dem Geld, den Hundert- und Fünfzigmarkscheinen, er musste es so verstecken, dass es die Mutter nicht fand. Vor der Polizei hatte er keine Angst, die Sache war raffiniert genug eingefädelt, aber seine Mutter brachte es fertig und stöberte in seinem Zimmer herum, wenn er zur Arbeit war. Sie hatte ihm zwar hoch und heilig versprochen, das nicht mehr zu tun, doch verlassen wollte er sich nicht darauf. Immer hoffte sie Fotos irgendwelcher Freundinnen zu finden. Oder Liebesbriefe.

Der Wandschrank kam nicht in Frage, auch das Bett war unsicher. Vielleicht das alte Plastradio, das er sowieso nie benutzte, seit er den Recorder hatte. Dirk stand auf, ging zum Regal, wo sich ein Kästchen mit Werkzeug befand, und holte einen Schraubenzieher heraus. Als er sich daranmachte, die Rückwand des Radios zu lösen, hörte er leise Schritte an der Tür. Er hatte das Geld neben sich auf dem Kopfkissen liegen, mit einer hastigen Bewegung schob er es unter die Bettdecke. Verdammt, sogar nachts kriegt man keine Ruhe vor ihr. Mit ihrer Affenliebe konnte sie einem wirklich auf den Wecker gehn.

Ein zaghaftes Klopfen; er überlegte, ob er sich schlafend stellen sollte, aber gewiss hatte sie das Licht gesehen und würde auf jeden Fall hereinkommen. Er zog schnell die Jacke aus, das Hemd halb über den Kopf und brummte ein mürrisches „Ja“. Der dunkle Scheitel seiner Mutter schob sich durch die Tür. „Darf man?“, fragte sie verlegen, war aber schon drin. Mit ihren großen braunen, stets ein wenig traurigen Augen schaute sie ihn Verzeihung heischend an. „Was ist denn, warum schläfst du nicht?“

„Weil… Ich wollte dir gute Nacht sagen. Hab dich aufschließen hören.“

Dirk machte eine ungeduldige Handbewegung. „Deshalb hättst du nicht aus dem Bett kriechen brauchen. Hat er’s auch mitgekriegt?“

„Nein. Papa sägt seine fünf Kubikmeter Holz. Ist selber spät dran gewesen. Du weißt doch, sie sind zurzeit bei dem Doktor auf ‚m Grundstück.“

Dirk erinnerte sich nicht, obwohl sie möglicherweise beim Frühstück davon gesprochen hatte. Es war ihm aber auch egal. Der Mann, den sie Papa nannte und den er, wenn es sein musste, mit Gerhard anredete, schuftete nach Feierabend ständig auf irgendeinem Grundstück. Er hatte Maurer gelernt und arbeitete jetzt als Kraftfahrer. Das große Geld jedoch machte er nebenbei, überall dort, wo für die Datschenversessenen Betonsockel zu gießen und Wände hochzuziehen waren.

„Dann lass ihn sägen. Wenn er wach wird, blafft er dich bloß an.“

Die Mutter trat näher. Sie raffte ihr Nachthemd, das vorn weit ausgeschnitten war, über der mageren Brust zusammen und setzte sich auf einen Hocker. Sie kannte die Abneigung ihres Sohnes gegen den Mann, den sie nach langem Alleinsein geheiratet hatte, und wusste, dass sie auf Gegenseitigkeit beruhte. Nach Gerhards Meinung war der Bengel zu nichts zu gebrauchen. Zu unbeholfen, zu weich. Schon der Beruf war ein Witz:

Friseur, welcher Junge lernt heutzutage so was. Wo man als Autoschlosser, Klempner, Monteur ganz anders ranschaffen konnte. Vergeblich hatte er Dirk diese Sachlage klarzumachen versucht, schließlich hatte er es aufgegeben. Sie waren zweierlei Bluts. Nur die Frau zwischen ihnen bemühte sich nach wie vor, ein Vater-Sohn-Verhältnis herzustellen.

„Es ist… Eigentlich bin ich mit Absicht wach geblieben… Papa… Gerhard… hat doch morgen Geburtstag.“

Du dicker Hund, das hatte er vergessen. Nicht, dass er unbedingt als braver Junge dastehn wollte, er wusste nur, welchen Wert der Alte darauf legte. Wenn er nicht dergleichen tat, würde man’s ihm wochenlang unter die Nase reiben.

„Ist gut, ich werd ihm gratulieren.“

„Wenn du ihm das als kleines Geschenk geben wolltest…“ Sie öffnete die Hände und legte ein Portemonnaie aufs Schränkchen neben dem Bett. Es war dunkelgrün und wie Krokodilleder gemustert. Gewiss war es nicht billig gewesen.

Dirk passte die Sache nicht, unwillig schob er die Geldbörse weg. „Was soll das, ich mag so ’ne Heuchelei nicht.“

„Hast doch bloß nicht dran gedacht. Er gibt dir immer was.“

Das stimmte, zum Geburtstag und zu Weihnachten machte er Protzgeschenke. Ein Fahrrad, eine teure Uhr, um zu beweisen, wer er war und was er sich leisten konnte. Für die Familie, für den angeheirateten Schlappschwanz von Sohn. Alles Mache!

„Ich eben nicht. Schenks ihm selber!“

Er war plötzlich hundemüde. Wenn sie wüsste, was vorhin los war, dachte er. Er hätte liebend gern davon gesprochen; den Ton bei den Streifzügen gab zwar Falke an, doch diesmal hatte er, Dirk, die Idee gehabt. Und es hatte sich erstmals richtig gelohnt.

„Ich bin müde, will ins Bett“, sagte er.

Sie lauschte mit einem Ohr nach draußen, offenbar befürchtete sie, dass ihr Mann aufwachte. „Sei lieb, schenks ihm, tu’s meinetwegen“, flüsterte sie und strich ihm schnell mit der Hand übers Haar. Ihm einen Kuss zu geben, wagte sie nicht. Sie fügte ihren Worten noch ein hastiges „Schlaf gut“ hinzu und verschwand lautlos durch die Tür. Das Portemonnaie blieb auf dem Schränkchen liegen.“

2012 veröffentlichte Klaus Möckel bei der EDITION digital den ersten Teil der Reihe „Abenteuer Zauberlöwe“ mit dem Titel „Der Löwe aus dem Ei“: Was für eine unglaubliche Geschichte! Nicht nur, dass Florian sich gegen zwei Rabauken zur Wehr setzen muss, die ihm sein Taschengeld abnehmen wollen, er wird plötzlich auch noch von einem Löwen verfolgt. In der Tat, der Schrecken könnte nicht größer sein. Erst nach und nach begreift der Junge, dass es sich bei dem Tier um einen Zauberlöwen handelt, der sprechen kann, aus einem Plastik-Ei stammt und auf Befehl wieder darin verschwindet. Dieses große Geheimnis kann Florian niemandem außer seiner Freundin Mareike anvertrauen. Schon bald werden die drei zu einer verschworenen Gemeinschaft. Doch dann bringt ein Gauner das Ei an sich, und spektakuläre Raubüberfälle finden statt. Dem gefährlichen Treiben kann nur ein Ende gesetzt werden, wenn es den Kindern gelingt, den Löwen zurückzuholen. Ein Buch, das voller Spannung ist und mit vielen lustigen Begebenheiten aufwartet. Und schon sind wir mitten in der schon etwas fortgeschrittenen Handlung, in der ein Tamagotchi eine nicht unwichtige Rolle spielt, wenn Sie noch wissen, was das ist:

Der Löwe kehrt zurück

Zwei Tage lang betrachtete Florian immer wieder misstrauisch sein Tamagotchi, ohne dass sich seine Befürchtung bestätigte und der Löwe erneut leibhaftig Gestalt annahm. Er traute sich nicht, mit jemandem darüber zu sprechen, nicht einmal mit Mareike – die Sache war zu verrückt. Am dritten Tag gab er es auf. Er hatte sich getäuscht, es konnte nicht anders sein. Umso überraschter war er jedoch, als er am Nachmittag, auf dem Nachhauseweg von der Schule, plötzlich unverwechselbar eine Tierschnauze im Rücken spürte. Er drehte sich um und prallte zurück. Mit großen gelben Augen schaute ihn der Löwe von neulich an. Seit dem letzten Mal musste er mächtig gewachsen sein.

Es war in den Gärten hinter der Turnhalle, auf einem Weg, den Florian immer benutzte, wenn er abkürzen wollte. Kein Mensch war in der Nähe, der ihm helfen konnte, und so stand er zitternd da, rührte sich nicht von der Stelle. Erst als er merkte, dass die Raubkatze gleichfalls ruhig blieb, wich er langsam zurück. Vielleicht, wenn er es bis zur nächsten Einmündung schaffte …

„Du hast mich doch gerufen, also lauf nicht weg“, sagte der Löwe mit menschlicher Stimme.

„D-du kannst sprechen?“, stotterte Florian.

„Warum denn nicht? Ich bin so programmiert“, erwiderte der Löwe. Du kannst mich übrigens Rex-kun nennen.“

„R-rex-kun?“

„Ja. Hast du meinen Namen auf der Gebrauchsanweisung nicht gelesen? Rex bedeutet ‚König‘ im Lateinischen und ‚kun‘ ist Japanisch. Es heißt so viel wie ‚Herr‘. Für Leute, die ich mag, bin ich aber kein ‚Herr‘ sondern ein ‚Freund’“.

Die Gebrauchsanweisung und Rex-kun – das wies eindeutig auf das Tamagotchi hin. Florian hatte nur anfangs mal den Zettel studiert, der dabei lag. Der Knöpfe und Funktionen wegen.

„Rex heißen bei uns aber die Hunde,“ flüsterte er.

„Hunde? Was ist das?“

Florian war verblüfft. „Du weißt nicht, was Hunde sind?“

„Haben sie zwei Beine wie du?“, fragte der Löwe.

„Nein, vier. Doch sie sind kleiner als du und nicht so stark“, erwiderte Florian.

Den Löwen schien das zu befriedigen, er war aber auch verlegen. „Ich muss offenbar noch einiges kennen lernen“, entschuldigte er sich, „ich bin noch nicht lange genug auf der Welt.“

Florian hatte nach wie vor den Eindruck, in einem Traum zu sein. Seine Angst war nicht mehr ganz so groß, aber er misstraute den eigenen Augen und Ohren. „Wieso glaubst du, dass ich dich gerufen habe?“, fragte er.

„Drei, eins, vier“, erwiderte der Löwe, „der Code!“

Was war das nun wieder? Auf dem Tamagotchi gab es keine Zahlen. Florian vergewisserte sich: „Drei, eins, vier?“

„Ja. Wenn du die entsprechenden Knöpfe drückst, komme ich und stehe zu deinen Diensten.“

Florian wollte es nicht wahrhaben. Das war wie bei Aladin mit der Wunderlampe. Nur, dass hier statt eines dienstbaren Geistes ein Löwe erschien.

„Was denn, du erfüllst meine Wünsche?“

„Ich stehe dem zur Seite, der mich ruft, nicht mehr und nicht weniger“, sagte der Löwe ausweichend. „Aber jetzt muss ich zurück, meine Kräfte lassen nach. Wir reden später weiter.“

„Warte, du musst mir erst noch erklären“, rief Florian, doch der Löwe verschwand so plötzlich, wie er aufgetaucht war. Er wurde durchsichtig und zerfloss. An der Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte, flimmerte nichts als Sommerluft.

Es war nicht zu fassen. Florian tappte den Weg durch die Gärten entlang, ohne zu begreifen, was geschehen war. Beinahe wäre er in ein Fahrrad gelaufen, das ihm entgegenkam. „Kannst du denn nicht aufpassen!“, schrie der Mann wütend.

An die Gärten schloss sich ein Park an und Florian setzte sich auf eine Bank. Er holte das Tamagotchi aus der Tasche und schaute sich den Löwen auf dem Display an. Ohne Zweifel, das war er!

„Drei, eins, vier“, murmelte Florian und zählte von links nach rechts die Knöpfe ab. Er war ungeheuer gespannt, ob sich das Tier erneut zeigen würde. Doch auf diese Kombination hin geschah gar nichts. Nur die einzelnen Funktionen leuchteten auf und verloschen wieder, weil er sie nicht in Anspruch nahm.

Er versuchte es andersherum, von rechts nach links, aber der Erfolg war der gleiche. Erst als er links unten begann und dann im Uhrzeigersinn weiterzählte, tauchten für Sekunden die Umrisse des Löwen auf. Er gab allerdings keinen Laut von sich und nahm auch keine feste Gestalt an.

Stattdessen meldete sich das Tamagotchi mit einem Piepton, der fast einem Fauchen glich. Florian drückte den Knopf, der das Befinden des Tieres anzeigte, und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Ich Esel“, sagte er. „Er muss erst essen und trinken, das ist es.“

Tatsächlich waren auf dem Display sämtliche Teller und Becher leer. Florian zögerte nicht, er bot dem Löwen nacheinander alles an, was auf der Speisekarte stand: Fleisch am Knochen, Fisch, aber auch Gemüse, Suppe und sogar Hamburger. Gemüse und Suppe verschmähte Rex-kun, Fleisch, Fisch und Hamburger dagegen nahm er in ziemlichen Mengen zu sich. Dazu trank er Milch und Wasser. Zum Schluss verzehrte er noch vier Portionen Eis. Davon konnte er nicht genug kriegen. Er schien ein Süßmaul zu sein.

Nachdem Florian den Löwen abgefüttert hatte, drückte er die Knöpfe erneut, und zwar in der Reihenfolge, die er zuletzt gewählt hatte. Sofort stand Rex-kun in seiner ganzen Größe und Pracht vor ihm.

„Da bist du ja wieder, es hat geklappt!“, rief Florian. Nun war er schon so mutig, dass er die Hand ausstreckte, um den Löwen an der Mähne zu fassen. Das Tier ließ es geschehen.

In seinem Eifer hatte Florian freilich nicht auf seine Umgebung geachtet. Er war nicht mehr allein im Park. In einiger Entfernung gingen zwei Männer vorbei und ganz in seiner Nähe hatte sich eine Frau mit einem Kind niedergelassen. Sie führten ihren Pudel aus und befreiten ihn gerade von der Leine.

Nicht der Hund – das kleine Mädchen entdeckte Rex als Erste. „Seht mal, dort sitzt ein Junge mit einem Löwen!“, rief sie.

Ihre Mutter, die in die entgegengesetzte Richtung geschaut hatte, wandte den Kopf. „Ein Löwe, du hast vielleicht Einfälle“, begann sie. Im nächsten Augenblick sprang sie aber von der Bank auf und stieß einen Schrei aus. „Um Himmels willen!“

Auch der kohlschwarze Pudel war aufmerksam geworden. Im Begriff, einen Baum zu bepinkeln, wurde er durch den Schrei der Frau abgelenkt. Er sah den Löwen und begann laut zu kläffen. Da er so einem Tier offenbar zum ersten Mal begegnete und seine Stärke nicht einschätzen konnte, stürzte er todesmutig auf Rex zu.

„Ist das ein Hund?“, fragte der Löwe.

„Ja, ein kleiner“, erwiderte Florian.

Die Frau packte ihre Tochter bei der Hand und rief mit schriller Stimme den Pudel. Der blieb fünf Meter vor Rex stehen und bellte noch wilder. Vor Eifer und Geifer schnappte seine Stimme über.

Die Männer waren nun auch näher gekommen, außerdem preschte, von dem Lärm angelockt, ein Junge mit seinem Fahrrad heran. Als er den Löwen sah, legte er eine Vollbremsung hin und landete zu Füßen der Frau.

„Dieser Hund scheint sehr aufgeregt zu sein. Was will er von mir?“, fragte der Löwe.

„Er hat nie einen wie dich gesehen“, erwiderte Florian. „Er spielt verrückt, aber er meint es nicht so.“

„Warum ist der Junge hingefallen, warum schreit die Frau?“

„Sie haben Angst vor dir“, sagte Florian.

Der Löwe überlegte. „Ich tu ihnen doch gar nichts“, murmelte er. Dann stieß er unvermutet ein kurzes heftiges Gebrüll aus.

Es hallte wie Donnergrollen durch den Park. Florian zuckte zusammen und hätte beinahe das Tamagotchi fallen lassen. Noch erschrockener waren allerdings die anderen Leute. Auch den Pudel hatte mit einem Mal aller Mut verlassen. Als sei der Teufel hinter ihm her, jagte er davon. Die Frau mit ihrer Tochter und der Junge nahmen ebenfalls die Beine in die Hand. Das Rad blieb am Boden liegen.

„Ein Löwe, da läuft ein Löwe frei herum!“, schrie die Frau.

Die beiden Männer hielten noch stand. Vielleicht nahmen sie an, dass es sich um einen zahmen Zirkuslöwen handelte. Rex-kun aber schien langsam Spaß an dem Spiel zu finden. Er trabte auf die zwei zu. Nun zögerten die Männer nicht mehr. Entsetzt hetzten sie der Frau und den Kindern hinterher.

„Bleib hier, Rex. Wo willst du hin?“, rief Florian.

„Es ist lustig, wenn sie alle so rennen“, gab der Löwe zur Antwort.

„Für dich vielleicht. Die Frau und die Männer sehen das bestimmt anders. Der Junge hat sogar sein Rad liegen lassen.“

Florian ging zu dem Rad, hob es auf und begutachtete es fachmännisch.

In diesem Augenblick ertönte von der Straße her eine Sirene. Durch die Büsche hindurch sah man einen Polizeiwagen halten. Einer der Männer, die soeben davongelaufen waren, und die Frau diskutierten aufgeregt mit zwei Uniformierten. Die Polizisten schauten herüber. Schließlich lösten sie sich von den anderen und kamen auf Rex und Florian zu. Der eine hatte seine Pistole gezogen.

Florian bückte sich hinter einen Busch, so dass er erst einmal aus dem Blickfeld war. Er winkte den Löwen zu sich. Rex war mit einem Sprung bei ihm. „Warum verkriechst du dich?“, fragte er.

„Es wäre besser, du würdest jetzt verschwinden“, flüsterte Florian. „Sonst gibt es Ärger.“

„Weshalb?“

„Das ist Polizei. Sie wollen bestimmt wissen, wo du auf einmal her kommst.“

„Was ist das, Polizei?“, fragte der Löwe, der offensichtlich nichts begriff.

Florian merkte, dass er Rex noch eine Menge erklären musste. Doch dazu war im Moment keine Zeit.

„Ich sag’s dir später“, murmelte er, „jetzt musst du erst mal zurück.“ Er holte sein Tamagotchi hervor und wählte die entsprechenden Knöpfe: drei, eins, vier. Doch nichts veränderte sich. Der Löwe saß da und schaute ihn an. Ein wenig missmutig, wie es schien.

„Verkehrt“, murrte er, „so ruft man mich.“

„Und wie schickt man dich zurück?“

„Das musst du schon selber herauskriegen“, sagte Rex nicht gerade entgegenkommend.

Man hörte bereits die Schritte der Polizisten. Florian drückte blitzschnell die Knöpfe in umgekehrter Reihenfolge: vier, eins, drei.

Es flimmerte grünlich vor seinen Augen und Rex-kun war weg. Keinen Moment zu früh, denn die Polizisten bogen gerade vorsichtig die Zweige auseinander.

„Was machst du hier?“, fragte der Polizist mit der Pistole. „In den Anlagen soll sich ein Löwe herumtreiben. Hast du ihn gesehen?“

„Ein Löwe? Hier im Park? Wo soll der her kommen?“

„Das fragen wir uns auch.“ Der Uniformierte steckte sein Schießeisen ein. „Er soll mit einem Jungen wie dir zusammen gewesen sein. Klingt alles sehr unwahrscheinlich, aber die Leute schwören übereinstimmend, dass es so war.“

Florian gab keine Antwort. Seine Finger umschlossen fest das Tamagotchi.

„Warum versteckst du dich hinter diesem Busch?“, fragte der andere Polizist.

Florian fiel zum Glück eine Ausrede ein. „Da rannte ein großer Hund herum“, erwiderte er schnell. „Einer mit Mähne. Vielleicht haben die Leute den für einen Löwen gehalten.“

„Ein Chow-Chow? So riesig ist der eigentlich nicht, aber immerhin, das wäre die Erklärung!“ Der erste Polizist schien erleichtert.

„Angeblich hat er laut gebrüllt. Ein Hund brüllt nicht“, wandte sein Kollege ein.

„Ach was. Er wird irgendwie heiser gekläfft haben.“

„Ja, er hat schrecklich heiser gebellt“, stimmte Florian zu. „Deshalb sind die Leute weggerannt und ich habe mich hinter dem Busch versteckt.“

„Da hörst du’s“, sagte der erste Polizist. „Und wir schleichen hier herum, als wären wir hinter Schwerverbrechern her. Hab mir doch gleich gedacht, dass alles Spinnerei ist.“

Die beiden gingen zu ihrem Wagen zurück. Am Parkrand diskutierten sie noch eine Weile mit der Frau und den Männern, dann stiegen sie ein. Florian wartete nicht ab, bis das Auto davonfuhr. So schnell er konnte, lief er nach Hause.“

Erstmals bereits 1964 brachte Herbert Otto im Aufbau-Verlag Berlin sein Buch „Griechische Hochzeit“ heraus: Katherina fährt nach jahrelanger Abwesenheit zurück auf die heimatliche Insel zur Hochzeit ihrer Schwester Sofia. Sie freut sich über das Meer und das Wiedersehen mit den Verwandten. Aber auch die Erinnerung an die Ermordung ihres kommunistischen Vaters vor der Mutter und den Kindern in ihrem Elternhaus taucht vor ihrem Auge auf. In ein leer stehendes Haus war ein Kriegsinvalide gezogen. Der Fremde erweckte wegen seiner Verkrüppelung Mitleid, bis das Versteck eines Fischers verraten wurde. Nun begegnen die Einheimischen ihm mit Vorsicht, lauschen aber gebannt, wenn er sich mit seinen Taten brüstet, wie viele Menschen er mit bloßen Händen ohne Blutvergießen getötet hat. Da erkennt Katherina ihn trotz seiner Verunstaltung als den Mörder ihres Vaters. Ein dramatisches Buch über Griechenland in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, über den Weißen Terror in den vierziger Jahren. Hier ein längeres Stück aus dem vierten Kapitel:

„Drei Söhne hatte Anastas, und alle drei trugen ihr Weniges zum Unterhalt der Familie bei.

Der Älteste kam nur selten nach Hause, aber er kam nie mit leeren Händen. Gleich nach der Heimkehr legte er stets ein paar Scheine in den Krug, der auf dem Regal neben dem Herd stand, und immer so, dass ihn niemand dabei sah. Er lebte weit entfernt von der Insel, viele Stunden Bootsfahrt nördlich, wo am Fuße des Berges Athos (Auf der gleichnamigen Halbinsel besteht eine Mönchsrepublik, die etwa 5000 männliche Bewohner in 20 Klöstern umfasst.) die Mönche in alten Klöstern wohnen. Dort hatte er Arbeit als Holzfäller gefunden, verdiente wenig, gab noch weniger aus, zumal die Gottesknechte weder Frauen noch Mädchen noch sonstwelche Zerstreuung am heiligen Berge duldeten.

Der mittelste der Söhne half schon seit Jahren dem Vater beim Fischfang. Er war lang aufgeschossen und mager, ernst und wortkarg nach Art der Fischer. Überhaupt lebte er leise, fast unbemerkt.

Der jüngste, knapp fünfzehnjährig, hieß Nikolas, und auch er war bereits unwiderruflich ein Mann des Meeres. Jede Minute seiner freien Zeit brachte er an der Küste oder auf See zu, fischte mit dem Wurfnetz oder mit Köder und Leine, saß abends an der Mole bei den Alten und hörte mundoffen die großen Geschichten von Sturm und Segeln und Männermut auf allen Wassern, unter allen Winden dieser Erde.

Ein Zufall hatte ihn reich beschenkt: Eines Morgens frühzeitig, weit außerhalb des Städtchens, dort wo das Ufer flach und freundlich ist, fand Nikolas ein Boot, das der nächtliche Sturm an Land geworfen hatte. Es trug fremde Schriftzeichen am Bug, war stark beschädigt und lag müde da. Wer weiß, aus welchem Jahrzehnt es herübergekommen war. Es lag da, und Nikolas tanzte um das Boot, befühlte das Holz, und dann sogar umarmte er das verwundete Fahrzeug, so gut das gehen wollte.

Er wählte zwei seiner Freunde aus. Drei Tage arbeiteten die Jungen, schleppten Holz und Werkzeug, sägten und hämmerten bis zum Anbruch der Nacht und fuhren am vierten Tag im eigenen Boot in den Hafen ein. Sie strichen ihr Fahrzeug und tauften es auf den Namen „Awghi“. Morgenlicht.

Schon bald nach Katherinas Ankunft hatte Nikolas gesagt: „Soll ich dir die Insel zeigen? Von draußen, meine ich. Denn ich habe ein kleines Boot. Wir haben es zu dritt, also hat jeder das Boot. Du brauchst es nur zu sagen, und wir fahren.“

Doch der erste Tag war mit Freude über das Wiedersehen voll, mit Frage und Bericht. In sieben Jahren geschieht viel, und was wäre der Mensch ohne das Brot der Erinnerung, das er mit sich trägt als einen dauerhaften Vorrat, immer wieder davon speisend, ohne ihn je aufzubrauchen.

Außerdem stand das Fest bevor, die Hochzeit Sofias. Man besuchte die Eltern des Bräutigams, arme Weinbauern am Rand des Städtchens, die zehn Schafe besaßen und zwanzig Ölbäume hinterm Haus. Die beiden Schwestern lagen sich fortwährend im Arm und weinten. Was mag nur so traurig sein an einer Hochzeit?

Aber für heute war es ausgemacht: Vier Uhr nachmittags, wenn die Sonne anfängt müde zu werden, sollten sie in See stechen. Nikolas wartete auf das Boot; denn die Freunde waren zum Fischen gefahren und hatten sich verspätet. Er wollte, sobald er sie kommen sah, zum Haus hinüberlaufen, um Katharina zu holen.

Inzwischen stand er, eingezwängt ins Häufchen der Neugierigen, und sah einer fremden Dame zu, die in einer schattigen Ecke des Platzes vor einem Gestell saß und mit einem Pinsel farbige Striche und Kleckse auf ein weißes Tuch machte. Jedes Mal zwischen Klecks und Strich äugte sie aus verkniffenen Lidern auf die Landzunge hinten, auf eines der Boote im Hafen, auf die grelle Fassade der Taverne oder auf das Kirchlein über der Stadt. Aber nichts davon war wiederzufinden auf dem Tuch, mit Ausnahme des Himmels vielleicht. Allerdings war er viel zu dunkel geraten, grünlich violett, und wirkte etwa wie ein Gewitter mit starkem Südost, und die Dame schien selbst unzufrieden, denn sie pinselte weiter an ihrem Unwetterhimmel, und es konnte sein, sie änderte ihn noch vollkommen, weil ihr ein ganz anderer Himmel eingefallen war, vielleicht ein gelber.

Sie trug ein sehr weißes Kleid und eine Brille mit dunklen Gläsern, wie Ausländer und Reiche sie tragen. Sie gehörte zu der weißen Motorjacht, die heute Morgen im Hafen festgemacht hatte. Es gab Radio an Bord und Stühle und Betten, wo der Mann, der mit ihr gekommen war und auch eine dunkle Brille und weiße Kleider trug, jetzt vielleicht schlief.

Nikolas vergaß die Dame und die weiße Jacht und alles andere in dem Augenblick, als er in der Ferne die Freunde mit dem Boot kommen sah.

Er rannte zum Haus, rief Katherina und ging mit ihr zur Mole hinüber, und er kam sich vor wie ein Freier, der seine Schöne in ein fernes Land entführt, wo keine Felsen sind, nur Früchte, keine Tränen, nur Lieder, keine Reichen, nur Glückliche, und jeder kann satt werden vom Werk der Hände.

Er half Katharina ins Boot wie ein Mann, machte die Leine los und ruderte kräftig ein gutes Stück. Dann setzte er das Segel, das Mutter aus allerlei Resten zusammengenäht hatte, und steuerte im Nordost unweit der Küste.

Und jeder Handgriff geschah für Katherina. Die Insel existierte nur, damit er sie ihr zeigte, der Falke flog, damit sie seinen Flug bewunderte; nur ihretwegen gab es Boot und Meer und Brise.

Nikolas liebte Katherina in einer kindlich sehnsüchtigen Weise und mit allen Zeichen der Bruderschaft. Damals, knapp acht Jahre alt, hatte er sie gelehrt, wie man schwimmt und taucht und unter Wasser die Augen öffnet. Sie war zurückgekehrt in ihr Dorf und ihm nahegeblieben wie eine Schwester. Als man von ihrem Leid erfuhr, nahm er es an wie eigenes Leid. Er ahnte die Schwere ihres Verlustes und der Bürde, die sie trug, und achtete still ihre stille Tapferkeit. Sie schien eigens gekommen, damit er, Nikolas, ihr beistehe, sie ermuntere und ihr alles Brüderliche übergebe, das er aufgespart.

Von allen Mädchen, die er gesehen, war sie die schönste. Konnte es weicheres Haar geben und schwärzeres und eine lichtere Stirn? Sie hatte sehr helle Augen, glänzend und groß und von unbestimmbarer Farbe: einfach hell wie das Meer und ebenso tief und unantastbar.

Sie hätte immer nur sprechen sollen, weil er ihre Stimme liebte, und er sah dann ihre Zähne, weiß und gleichmäßig. Es gab nichts an ihr, das er nicht liebte, und sie musste so sein, wie sie war, denn die äußere Schönheit Katherinas schien hervorgegangen aus ihrer inneren Schönheit.

„Siehst du den Weg am Steilufer?“, fragte er.

„Ja“, sagte sie.

„Und siehst du die Stelle, wo er ansteigt und dann wieder abfällt und aussieht wie ein Giebel? Dort ist eine Höhle im Felsen, und dort wohnen die Falken. Habt ihr Falken in eurem Dorf?“

„Ich glaube, wir haben keine“, sagte sie.

„Wenn du willst, gehen wir morgen dorthin. Sehr frühzeitig. Ich zeig dir die Wohnung der Falken, und wir beobachten sie. Es sind starke Vögel, sie fangen ihre Nahrung im Flug. Und sie fliegen schneller als der Wind. Die alten Götter, heißt es, haben sie als Boten benützt.“

Er trug eine Mütze wie sein Vater. Aber sie war ihm noch zu groß, obwohl Mutter versucht hatte, sie enger zu machen. Die Mütze war tief ins Gesicht gezogen, und Katherina sah im Schatten seine Augen.

Sie lächelte und sagte: „Aber morgen geht es nicht. Morgen ist die Hochzeit.“

„Dann übermorgen, ja?“

„Du wirst mich schon überreden“, sagte sie und nickte ihm ermunternd zu.

Später zeigte er ihr das einsame Haus auf den Klippen und erzählte, was er über den Einäugigen wusste. Er wusste so viel, wie alle auf der Insel. Doch er verschwieg einiges, vor allem das sonderbare Gebrechen des Mannes und die hässlichen Narben und wie er Mädchen und Frauen mit Hass verfolgte. Nikolas brachte es nicht über die Lippen. Katherinas Gegenwart schien zu verbieten, dass man von einer Kröte sprach.

m fernen Horizont standen Wolken über dem Wasser, und der Junge sagte, es werde Regen und Wind geben, nicht allzu heftig, wie er meinte, und wahrscheinlich erst im Laufe der Nacht.

Er steuerte das Boot bis zu der Stelle, wo er eines Morgens das verwundete Fahrzeug gefunden hatte. Dann wendete er und kreuzte gegen den Wind.

Etwa in Höhe der Falkenhöhle sagte Katherina: „Du könntest mich hier an Land bringen, und ich laufe den Weg zurück.“ Sie versuchte, ihr Gefühl für das Meer zu erklären und weshalb sie eine Stunde lang mit dem Wasser allein sein wollte.

Der Junge, selbst unlöslich dem Meer verbunden, verstand sie sofort und achtete ihren Wunsch. Sie wurde ihm davon noch vertrauter, denn er sah: Auch diese Verwandtschaft war zwischen ihnen. Was mag sie mit dem Meer zu besprechen haben, dachte er. Aber er fragte nicht. In einer winzigen Bucht unterm Steilufer, das Boot vorsichtig zwischen den Felsen steuernd, legte Nikolas an, stieg selbst ins Wasser, um Katherina trocken an Land zu bringen.

„Wenn du willst, hole ich dich hier wieder ab“, sagte er. „Ich fange unterdessen einen Fisch für dich. Du kannst auch zu Fuß in die Stadt, immer diesen Weg an der Küste entlang. Aber der Weg ist beschwerlich, und ich komme mit dem Boot wieder hierher, wenn du willst.“

Es war ihm anzumerken, wie viel ihm daran lag, Katherina wieder abzuholen. Es hätte nach Verlust und Niederlage ausgesehen, ohne sie, mit leerem Boot in den Hafen zurückzukehren. Er gab sich Mühe, nichts davon zu zeigen, doch Katherina spürte es.

„Gut“, sagte sie. „Lass mich eine Stunde hier und komm dann.“

Er legte ab und ruderte und rief noch: „Wenn etwas sein sollte, schick einen Falken, und ich komme sofort!“

Sie sah ihm lange nach, bis er dann direkt hineinfuhr ins Silberfeuer der Sonne, die schon tief stand, aber noch kräftig war und den Augen wehtat.

Sie saß auf einem Felsen, der aus dem Wasser ragte, und manchmal kam eine Welle herauf, schwamm bis zu ihren Füßen und kehrte dann eilig um. Katherina hörte das Flüstern der See. Sie konnte tief hinunterblicken: vielerlei Grün und Braun und Blau und blinkende Fische. Siehst du: Ich bin gekommen. Die Sehnsucht muss nur stark genug sein. Und ich bin nicht allein gekommen. Der ganz Kleine ist bei mir. Vielleicht nimmst du ihn eines Tages und lehrst ihn das Fischen und das Steuern gegen den Wind. Es wird ihm sicher nicht schaden, wenn ich zu dir komme. Du wirst ihm nichts tun. Du bist auch eine Mutter, voller Leben und Geburt und Nahrung.

Katherina zog das Kleid aus und legte es auf den Felsen neben die Schuhe. Mit dem Gürtel des Kleides band sie das Haar hoch. Das weiße Unterhemd ließ sie an. den Geboten der Keuschheit gehorchend, obwohl niemand, außer den Tieren des Wassers und der Luft, sie sah. Dann glitt sie vom Felsen hinunter, das Meer nahm sie auf und umarmte sie ganz. Sie wunderte sich, dass sie das Schwimmen nicht verlernt hatte nach so langer Zeit. Oder schwamm sie nicht, und. das Meer trug sie?“

Zunächst 2014 und erneut 2017 in einer zweiten, stark überarbeiteten Auflage veröffentlichte Hardy Manthey bei der EDITION digital den 15. Teil seiner nur als E-Book erschienenen Zeitreisenden-Reihe „Flug durch die Zeit mit unbekanntem Ziel“. Ein fantastischer Roman“: In den Teilen 12, 13 und 14 hat die Zeitreisende im 20. Jahrhundert den Kampf ihrer Vorfahrin Afra gegen die Minoser fortgesetzt und deren Hinterlassenschaften vernichtet. Diese Abenteuer haben schwer an Aphrodites Kräften gezehrt. Sie sehnt sich nach Ruhe und möchte einfach nur glücklich sein. Doch die Ereignisse überschlagen sich. Von den Herren der Zeit muss sie erfahren, dass die Existenz der Erde in Gefahr ist. Eine längst untergegangene Zivilisation hat vor vielen hunderttausend Jahren überall im Weltall Zeitmaschinen zurückgelassen, die als Relaisstationen dienten. Diese krümmen bei ihrer unkontrollierten Selbstzerstörung die Raumzeit so stark, dass daraus ein schwarzes Loch entsteht, in das der die Zeitmaschine tragende Planet unweigerlich hineingezogen wird. Die Herren der Zeit haben den Verdacht, dass auch die Erde so eine Relaisstation besitzt. Ein Flugzeug, das Mitte der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts spurlos verschwunden ist, könnte zu dieser Zeitmaschine führen. Weil auch eine Frau mitgeflogen war, soll die Zeitreisende für diese Frau an Bord gehen. Folgen Sie im 15. Teil Aphrodite auf ihrem Flug und finden Sie heraus, was wirklich damals geschah. Gibt es eine Verbindung zwischen dem Verschwinden des Flugzeugs und der mysteriösen Zeitmaschine? Wird Aphrodite die Erde vor der Vernichtung bewahren können? Welchen Preis muss sie dafür zahlen? Hier ein Stück aus der fantastischen Geschichte, in der es wieder viel Arbeit für Aphrodite gibt:

„Ein neuer Auftrag – Ausgang ungewiss

Etwas benommen steigt Aphrodite aus dem Sarkophag. Sie fühlt sich trotzdem gut und geht gleich unter die Dusche. Marotti ist nicht zu sehen. Wurde sie zu früh geweckt? Muss sie wieder zurück? Als die junge Frau die Dusche verlässt, steht Marotti vor ihr und begrüßt sie: „Schön, dass du dich so gut erholt hast!“

Aphrodite greift nach dem Morgenmantel, streift ihn sich über, nimmt in einem großen Sessel Platz und fragt: „Okay, es geht mir gut. Aber bei allen Göttern, was ist los, dass es keinen Aufschub duldet? Dabei habe ich mich auf ein paar besinnliche Tage auf einer tropischen Insel gefreut. Wohin willst du mich heute so dringend schicken?“

Marotti wird sehr ernst: „Wir haben wirklich keine andere Wahl, Aphrodite. Ich fühle mich dabei so schrecklich schuldig. Heute verlange ich etwas nahezu Unmögliches von dir.“

„Du hast schon, bevor ich in den Sarkophag gestiegen bin, um den heißen Brei herumgeredet. Rede jetzt endlich Klartext mit mir!“, schimpft Aphrodite.

„Okay, kommen wir zu den Fakten. Wir haben auf einem Planeten im Sternenhaufen C 4 eine uralte Zeitmaschine entdeckt. Wir schätzen deren Alter auf über vierhundert Millionen Jahre. Eine uns völlig unbekannte Zivilisation muss die Zeitmaschine erschaffen und dort installiert haben. Mit riesigem Aufwand gelang es uns, die hochkomplizierte Anlage zu entsichern und gefahrlos zu zerstören. Was wir dabei erfahren haben, ließ uns den Atem stocken. In dem uns bekannten Universum haben die Urahnen der Raumfahrt auf ausgewählten Planeten solche Zeitmaschinen als Relaisstationen installiert.“

„Ich ahne es, so ein Ding steht auch auf der Erde“, behauptet Aphrodite und lächelt dabei erleichtert.

Marotti ist weiter sehr ernst: „Ja und nein. Wir wissen es wirklich nicht!“

„Wenn ihr es nicht wisst, kann ich es doch erst recht nicht herausfinden. Strengt euch an und findet den Apparat!“, fordert Aphrodite.

„Diese Zeitmaschinen sind, wie du ja jetzt weißt, uralt. Wirklich groß sind sie auch nicht. Keiner würde sich an ihnen stören, wenn sie nicht höchst unangenehme Eigenschaften, Nebenwirkungen der besonderen Art, entwickeln könnten.“

„Was stellen die Oldie-Zeitmaschinen denn so an?“, fragt Aphrodite neugierig.

„Wir sind bei der entdeckten Zeitmaschine auf etwas Ungeheuerliches gestoßen. Viele der Fixsterne, auf deren Planeten so eine Zeitmaschine installiert wurde, gibt es nicht mehr.“

„Das soll in einer Zeit von vielen Hundertmillionen Jahren schon das eine oder andere Mal vorkommen“, meint Aphrodite unbeeindruckt.

„Nicht bei jungen Sternen, die heute schwarze Löcher sind. Nur noch unsere Erde und der von uns entdeckte Planet existieren trotz dieser Zeitmaschine noch, wenn wir den gewonnenen Informationen glauben schenken!“

Aphrodite lächelt bitter: „Nun glaubt ihr, dass die Erde samt Sonne durch diese altertümliche Anlage auch noch zum schwarzen Loch wird!“

„So ist es. Die Zeitmaschine bezieht ihre Energie aus einer Kernfusionsanlage, die einen Minikosmos darstellt. Kollabiert die Anlage, entsteht ohne jeden Zweifel am Ende ein schwarzes Loch. Wir müssen diese Anlage auf der Erde finden und sauber abschalten, bevor die Katastrophe ihren unaufhaltsamen Lauf nimmt. Wenn nicht, ist irgendwann Schluss für alles Leben auf der Erde und das im Bruchteil einer einzigen Sekunde!“, behauptet Marotti mit ernstem Gesicht.

Aphrodite lächelt bitter: „Das ist ja schrecklich! Doch ich bin für euch die falsche Adresse!“

„Nur du alleine kannst diese Zeitmaschine finden. Wir haben schon eine sehr vage Spur. Nur du kannst ihr nachgehen. Finde sie, du brauchst sie dann aber nicht per Hand ausschalten und zerstören. Das notwendige Wissen und die Technik für die komplizierte Zerstörung geben wir dir mit. Du weißt, welche Folgen ein Fehler beim Herunterfahren der Maschine hätte.“

„Was für eine Spur? Ich bin kein Spürhund für Zeitmaschinen. Du kannst doch gehen. Wozu habe ich dabei geholfen, dass du wieder ein echtes Lebewesen wirst? Das ist dir wohl zu gefährlich, da schickst du mich lieber?“ Aphrodite ist wütend und sträubt sich gegen den gefährlichen Auftrag.

„Ich selbst bin noch auf C 4 und habe die dort von mir entdeckte Zeitmaschine schon entschärft. Die Belastung eines dreifachen Zeitsprungs würde ich nicht überleben. So robust, wie du bist, kannst du zwei Zeitreisen kurz hintereinander viel besser aushalten. Eine gute Nase brauchst du dafür nicht, nur genügend Todesverachtung. Den Rest erledigst du mit unseren Hilfsmitteln!“

„Du willst mich auf ein Himmelfahrtskommando schicken? Erklär mir das bitte genauer!“

„Das hatte ich eben vor. Also hör gut zu! Am 20.12.1964 ist von Seattle aus ein Flugzeug der US-Luftwaffe nach Nenana am Tandana River in Alaska gestartet. Die Maschine ist über dem Tandana River kurz vor Nenana vom Radar verschwunden und hat ihr Ziel nie erreicht!“

„Soll schon vorkommen, dass so etwas passiert. Es gibt sicher Tausende Flugzeuge, die für immer verschwunden sind. Was hat das mit einer Zeitmaschine zu tun?“, fragt Aphrodite aufgebracht. Sie kann seinem Gedankengang nicht folgen, zu verworren klingt ihr alles.

„Sicher, viele Flugzeuge sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden. Doch bei dieser Maschine ist einiges ganz anders.

Erstens, der wesentlichste Unterschied besteht in der Tatsache, dass das Flugzeug über den Bergen, Sümpfen und Wäldern in Alaska verschwunden ist. Die meisten ungeklärten Fälle, wo Flugzeuge verschwinden, gibt es über dem offenen Meer. Speziell über dem Bermudadreieck.

Zweitens, so eine notlandende Maschine reist unweigerlich eine riesige Schneise in das Waldgebiet, in dem die Maschine gelandet oder abgestürzt sein muss. So ein Absturz könnte sogar bei Trockenheit und etwas Wind einen Waldbrand auslösen. Nichts dergleichen wurde danach aber beobachtet und auch später nicht registriert.

Drittens, nach der Maschine wurde mit viel Aufwand gesucht, weil ein Militärtransporter mit Waffen an Bord nicht einfach so verschwinden durfte. Was transportiert wurde, ist geheim. Vielleicht waren sogar Atombomben dabei? Denn man hat auffallend viele Monate nach der Maschine suchen lassen. Wir meinen, so einen Aufwand betreibt man nicht für konventionelle Waffen. Ein riesiges Gebiet wurde dabei gründlich unter die Lupe genommen, ohne jedes Ergebnis.

Viertens liegen Berichte von Augenzeugen vor, die unseren Verdacht einer Zeitreise noch bestätigen. Wir gehen davon aus, dass die Maschine tatsächlich in ein Zeitloch geraten ist. Ein Raum- und Zeitloch, das nur unsere Uraltzeitmaschine erzeugt haben könnte. Das ist unsere einzige verwertbare Spur!“

„Dann könnt ihr das Gebiet doch nach der Zeitmaschine absuchen. Was habe ich also damit zu tun?“, fragt Aphrodite verärgert.

„Das verdächtige Gebiet haben wir längst erfolglos mit unserer Technik abgesucht. Die Zeitmaschine hat wahrscheinlich nicht nur das Flugzeug verschwinden lassen, sondern hat sich damit selbst in eine andere Zeit katapultiert. Das verschwundene Flugzeug war zur falschen Zeit am falschen Ort. Wohin die Zeitreise ging, das weiß niemand. Ging es in die Vergangenheit? Oder hat die Zeitmaschine sich und das Flugzeug in die Zukunft geschickt? Wir wissen es nicht!“

Aphrodite überlegt und meint: „Wenn die Zeitbombe jetzt weg ist, dann ist doch unser Problem gelöst. Oder etwa nicht?“

„Die Gefahr ist damit nicht gebannt. Jemand muss mit dem Flugzeug und der Zeitmaschine mitreisen. Du musst mitfliegen, dann wissen wir, nein, dann weißt du, wo sich die Maschine befindet!“, klärt Marotti sie auf.

„Ich soll in das Unglücksflugzeug steigen? Seid ihr jetzt wahnsinnig geworden?“ Aphrodite springt entsetzt von ihrem Sessel auf.

Marotti nickt und erklärt: „Nur so erfahren wir, wohin die Zeitreise ging. Uns können Jahrtausende in jeder Richtung von der Zeitmaschine trennen. Es kann genauso in die ferne Zukunft gehen wie in die unendlich ferne Vergangenheit. Wir wissen es einfach nicht!“

„Ihr wisst nicht, wohin es geht? Es gibt auch nicht den geringsten Verdacht?“

„Nein“, erwidert Marotti trocken.

„Was wisst ihr dann?“

„Wir wissen nur, dass eine junge Frau mit in der Maschine saß. Sie ist die Verlobte eines hohen Offiziers und wollte gemeinsam mit ihm Weihnachten auf dem Stützpunkt in Nenana feiern. Du sollst mit ihr den Platz in der Maschine tauschen!“

„Ich gehe also zu ihr und sage, dass die Maschine abstürzen wird. Wir tauschen deshalb freudig erregt die Plätze. Auf so eine verrückte Idee können nur Männer kommen!“

„Ja“, sagt er nur.

„Wann soll das passiert sein?“

„Am 23.12.1964. Du musst diese Frau ein oder zwei Tage vorher davon überzeugen, dass es für sie nicht gut ist, in die Maschine nach Nenana zu steigen!“

„Aber für mich ist es gut. Toll!“

„Ob die Maschine überhaupt abgestürzt ist, wissen wir nicht. Selbst wenn, überlebst du es auf jeden Fall. Dein wirkliches Problem ist nicht das Flugunglück!“

„So, was ist denn mein Problem?“ Aphrodite wird immer wütender.

„Den Sturz durch die Zeit und das Unglück selbst überstehst du durch unseren Schutz, den wir dir natürlich mitgeben. Die Risiken für dich wollen wir so gering halten, wie es uns nur irgend möglich ist. Deine Probleme fangen danach erst an. Du kannst auf eine Erde kommen, die noch oder wieder ganz ohne Menschen ist. Die Zeitmaschine zu finden, ist dann nicht sehr schwer. Dir wird auch Hilfe mitgegeben, die dir sagt, wie diese Maschine zu steuern ist. Du musst mit ihr nämlich wieder zurückreisen. Allerdings, mindestens ein halbes Jahr musst du ausharren. Diese gefährliche Zeit musst du vielleicht zwischen Dinosauriern überstehen. Das wird dein Problem sein!“

„Ihr habt also wirklich keine Ahnung, wohin die Zeitreise in dem Unglücksflugzeug gehen könnte?“

Marotti nickt und erklärt weiter: „Das macht uns die größten Sorgen. Ich will ganz ehrlich zu dir sein, da ist noch etwas anderes. Es kann sein, dass die Zeitmaschine schon so stark beschädigt ist, dass du sie vor Ort zerstören musst. Was das für dich bedeutet, muss ich dir nicht noch extra erklären!“

„Irrtum, das musst du mir doch erklären, denn vorhin hörte ich noch, dass ihr euch um die Zeitmaschine kümmert. Das stimmt also nicht mehr? Es kann also tatsächlich sein, das ich für immer und bis zu meinem Ende in einer fernen unbekannten Zeit leben muss?“, fragt Aphrodite und will nicht glauben, dass es so kommen kann.

„Das können wir leider nicht ganz ausschließen. Dich nicht darüber aufklären, dir die Wahrheit nicht sagen, ist nicht unsere Art. Auch wenn es am Ende nicht so schlimm kommen muss!“

„Wie stehen meine Chancen, von euch gerettet zu werden, wenn die Zeitmaschine doch vor Ort zerstört werden muss?“, fragt Aphrodite. Angst kommt in ihr auf, wie schon lange nicht mehr.

„Das kommt ganz auf die Zeit an, in der du gelandet bist. Lebst du unter Menschen, sind die Chancen für eine Rückkehr schon deutlich besser!“

„Bin ich unter Menschen, wüsste ich schon, wie ich auffallen könnte. Zum Beispiel als Tyrannin oder als Frau mit vielen Männern“, spottet Aphrodite.

„Okay, das sind Alternativen. Doch Tyranninnen und berühmte Huren gibt es viele in der Geschichte. Du hast dir doch geschworen, dich niemals mehr zu prostituieren. Hast du wieder Lust, eine Hure zu sein?“

„Natürlich nicht. Eine Tyrannin will ich auch nicht sein. Aber was soll ich machen, damit ihr mich findet?“, fragt Aphrodite.

„Dich zu finden, dürfte wirklich schwer werden. Ich dachte eher an etwas anderes. Zum Beispiel, dass du an Kultstädten eine Zahlen- und Wortkombination zurücklässt. Wir brauchen dann nur die Funde der Archäologen auswerten. Allerdings, zeitbeständige Kultstädten finden sich nur in Mittel- und Südamerika. Aber auch hiervon haben sich nicht alle erhalten. Wir können nur hoffen, dass du der Lage angepasst eine Lösung findest. Irgendwelche technischen Geräte zu nutzen, ist sehr riskant. Die Zeitreise ist ein gefährlicher Störfaktor. Nur der Stab bietet dir den Schutz, den du zum Überleben brauchst!“

„Also ist alles völlig offen und möglich zugleich. Ich lasse mich auf Sachen ein, die voll daneben gehen können. Muss ich wirklich mitmachen?“

„Nur du kannst es durchstehen und hast auch die größte Chance zurückzukehren. Einen Misserfolg können wir uns nicht leisten. Ich glaube an dich!“

„Genug der vielen Worte. Ich zieh das Ding durch. Wie geht es nun weiter?“

„Du bist jetzt schon im Jahr 1964, drei Tage vor dem Start der Maschine. Ich halte es für völlig unsinnig, dass du dich lange Zeit vor dem Flug schon dort aufhältst. Es genügt, dass du die Frau überredest, ihr die Papiere abkaufst und dann für sie in die Maschine nach Nenana steigst!“

„Was ist, wenn sie nein sagt?“ fragt sie.

„Biete ihr viel Geld an. Wenn das nicht hilft, bleibt nur ihr Tod. Zuviel steht auf dem Spiel.“

„Ich soll sie töten?“, fragt entsetzt Aphrodite.“

Und zum Schluss noch das angekündigte Buch zum Supersonderpreis von nur 99 Cents. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Manfred Kubowsky seinen Briefroman aus der Zeit der Schlacht um Moskau „Hellblaue Blitze vor rotem Himmel“: 23 Original-Feldpostbriefe, die eine junge Berliner Pianistin ihrem Liebsten an die Front vor Moskau schickte, haben sich von 1941 bis heute erhalten. Erschütternde Zeugnisse tiefer Liebe, verbunden mit angstvoller Sorge um den geliebten Mann, der zunächst noch in naivem Vertrauen, bald aber erfüllt von Zweifel und Wut, für Hitlers Wahnsinns-Blitzkriegs-Idee vor Moskau in Dreck und Schnee steckt …

Die Briefe reflektieren zunehmend und erstaunlich offen auch die Gräuel des Naziregimes und Kriegserscheinungen wie Rationierung von Lebensmitteln und Bombenangriffe an der „Heimatfront“ Berlin. Die Kapitel zwischen den Briefen aber erzählen realistisch und packend vom Frontgeschehen, vom siegessicheren Beginn des Moskau-Feldzuges bis zu seinem sehr bitteren Ende nach nur wenigen Monaten …

Hier ein längerer Ausschnitt. Der Geliebte der jungen Pianistin ist bereits auf dem Wege an die Front. Mit ihm reist ein Geheimnis, ein absolutes Geheimnis:

„2 Der Zug

Das laute Treiben seiner Abteilkameraden hatte ihn nicht aus seiner grüblerischen Versenkung reißen können. Er war vielmehr in eine Art Trancezustand verfallen, die ihn weder Hunger noch Durst noch die harten Stöße spüren ließen, die von den Schienenabsätzen herrührten, welche sich über die schlechte Federung des 3.-Klasse-Waggons bis in das Rückgrat fortsetzten. Wurde er angesprochen, so winkte er nur mit einer apathischen Handbewegung ab, und nachdem dies das dritte oder vierte Mal geschehen war, ließ man ihn in Ruhe.

Hans Treskatis war in Gedanken bei Elchen. Immerzu dachte er ihren Namen, den kein Fremder hätte verstehen können, denn sie war ja nur als Elisabeth bekannt. Wie vieles, so war auch dieser seltsame Name ihrer beider absolutes Geheimnis.

Blicklos sah er auf die vorbeiziehenden Felder und Wälder, er nahm nichts von dem wahr, was jetzt um ihn war, vielmehr drängte sich einzig Elchens Bild vor seine Augen, wie sie auf dem Schlesischen Bahnhof am Vormittag ein letztes Mal in seinen Armen gehangen hatte, schlaff, zitternd, wie zerrüttet von ihren Ängsten. Sah sie immer noch, wie sie mit dem anfahrenden Zug mitlief, schwankend, versuchend, immer schneller zu laufen, dass ihn Angst überkroch, es könnte zu einem Unfall kommen; die Arme hatte sie erhoben, die Hände zu ihm gestreckt, wie wenn sie ihn gewaltsam und im letzten Augenblick noch aus dem Zuge reißen wollte.

Hans, Geliebter, komm, komm heraus, herunter zu mir, ich will nicht, dass du getrennt bist von mir …

Mit jeder Sekunde, mit der stetigen Beschleunigung des Zuges, dem immer hastiger werdenden Zischen und Schnaufen der Lok wurde die Trennung größer, immer größer – Schreibe mir, rief sie ihm mit letzter Kraft zu, schreibe, so schnell du kannst, schreibe, schreibe …

Hörst du, Liebster, um Himmels Willen, schreibe mir bloß gleich, schreibe mir, ja, hörst du!?

Dann war Hans für sie nicht mehr da, wie sie für ihn plötzlich, nach einer Kurve, in Dampf und Rauch verschwunden war …

Sie ahnte nicht, dass die Trennung endgültig war.

In Fürstenwalde hielt der Zug das erste Mal. Aus den Bahnhofslautsprechern schnarrte die Information, dass der Zug hier mindestens eine halbe Stunde Aufenthalt haben würde.

Es war um die Mittagszeit, die Zeiger der Bahnhofsuhren zeigten viertel nach zwölf, und, wie es sich am Morgen in Berlin schon angedeutet hatte, war der Tag wieder heiß geworden, die Sonne brannte ihr Feuer auf die Dächer der Waggons, auf die Soldaten, die Hitze erzeugte unangenehme Gerüche von Uniformtuch und Metall, von Schweiß und Stiefelleder. Das Sonnenfeuer trieb sie, wie ein späteres, noch schlimmeres Feuer, in die Deckung des Bahnhofes, in den Schatten, wo man im Kühlen rauchen und eine Flasche Schultheiß-Bier an dem Kiosk kaufen konnte. Hans begnügte sich mit Selterswasser. Er lehnte sich an das kühle Klinkergemäuer des Aufsichtshäuschens, durch dessen offenes Fenster Radiostimmen hinausdrangen.

Der Kommentator erinnerte ihn daran, dass heute der 7. August 1941 war. Eine Woche war seit Elchens zweiundzwanzigstem Geburtstag vergangen. Er hatte von seiner Ausbildungseinheit südlich von Berlin Ausgang erhalten und musste erst am nächsten Tage um zehn Uhr wieder in der Kaserne sein. So waren Elchen und er am frühen Abend zunächst zu Kempinski gegangen, er hatte sie eingeladen, denn er wusste, wie gern sie es hatte, wenn sie hin und wieder an seinem Arm als Dame ausgehen konnte, sie genoss es, wenn man ihnen nachschaute, bemerkte die Neugier der anderen aus den Augenwinkeln, lächelte vergnügt vor sich hin, ließ sich, zierlich und dennoch aufrecht am fein gedeckten Tisch sitzend, von dem sehr zuvorkommenden, sehr vornehmen Ober bedienen und mit Gnädige Frau anreden. Hans spöttelte manchmal ein wenig über sie, aber es gefiel ihm auch, dass sie sich in Gesellschaft bewegen konnte, dass sie bei anderen Menschen Eindruck hinterließ.

Natürlich hatten sie, es war sehr teuer bei Kempinski, ihre gastronomischen Wünsche etwas eingeschränkt. Hans konnte sich nicht mit den befrackten Herren der Hochfinanz, der Geschäftswelt, mit den herausgeputzten Offizieren vergleichen, die hier regelmäßig verkehrten. Und Elchen war nun mal auch nur eine kleine, angehende Pianistin und keine von den Divas, die man hier antreffen konnte.

Später hatten sie es sich in Elchens kleiner Wohnung am Pariser Platz, gleich nahe dem Brandenburger Tor, gemütlich gemacht, und gegen acht waren Thomas und Sybille noch gekommen, vier, oder waren es fünf Flaschen Champagner?, hatten sie leer gemacht, Sybille und Elchen waren von einem reizenden Schwips befallen, Hans flirtete mit beiden, aber schließlich waren die beiden gegangen und er hielt Elchen in seinen Armen, und sie versanken ineinander und hatten überhaupt nicht daran gedacht, das Geschirr und die leeren Flaschen im Wohnzimmer fortzuräumen. Ihre Liebe war tief und grenzenlos und voller jugendlicher Leidenschaft, und es gab keinen Krieg und keine Kaserne und keinen Führer für sie in diesen Augenblicken …

Der 7. August. Nun stand er hier in seinem Feldgrau und dem umfänglichen Marschgepäck, wie verloren, wie vergessen, und harrte der kommenden Dinge. Ob der Krieg gegen Russland so schnell vorbeigehen würde wie der Polenfeldzug?

Die Zeitungen und Radiosender propagierten den Blitzkrieg der Deutschen Wehrmacht.

Ja, der Krieg wird blitzschnell beendet sein. Ja, er wird nach kurzer Zeit, vielleicht nach zwei, drei Wochen wieder bei Elchen am Pariser Platz sein. Nein, Elchen muss sich nicht sorgen. Ihm wird nichts, gar nichts passieren. Vielleicht vergehen noch nicht einmal drei Wochen bis zu seiner glücklichen Heimkehr.

So waren die Gedanken von Hans Treskatis. Und der Völkische Beobachter hatte doch schließlich umfangreich berichtet von der wichtigen Besprechung, die der Führer am 4. August in Borissow, nördlich von Minsk, mit den Oberbefehlshabern der Armeen der Heeresgruppe Mitte abgehalten hatte.

In kürzester Frist wolle er in Moskau sein, das hatte der Führer verkündet. Der bisherige Verlauf des Feldzuges bestätigte doch, dass der Führer recht hatte. Minsk war ja schon beim schnellen Vorstoß der deutschen Armeen am 28. Juni gefallen, die geballten Panzerkräfte, unterstützt von der Luftwaffe, hatten die schwachen Widerstände kurzerhand gebrochen. Auf die Worte und Vorhersagen des Führers war Verlass. Die Russen waren gelaufen, gelaufen … und wie sie gelaufen waren!

Hans Treskatis überlegte, wie er Moskau erleben würde. Niemals hatte er erwartet, einmal in Moskau zu sein. Immerhin, Moskau, die Hauptstadt des Bolschewismus, der Kreml, Stalin würde wohl Reißaus nehmen und sich hinterm Ural in den Wäldern vergraben.“

Aber es kommt anders, wie wir schon von Anfang an durch die Geschichte wissen, wie die an ihren Geliebten gerichteten Feldpostbriefe der jungen Frau aus Berlin in die Hände von Manfred Kubowsky gelangten. Anhand dieser seltenen Original-Dokumente ist dem Autor ein menschlich berührendes und aufrüttelndes Anti-Kriegs-Buch gelungen, das zu lesen lohnt und auf seine Art dazu aufruft, für eine friedliche Welt zu kämpfen.

Viel Vergnügen bei den Entdeckungen dieses Newsletters, weiter einen schönen und nicht zu kalten Frühling und bis demnächst.

Über die EDITION digital Pekrul & Sohn GbR

Die EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot, das unter www.edition-digital.de nachzulesen ist, derzeit fast 1.000 Titel (Stand April 2019).

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