Waren Sie am Sonntag wählen? Das müssen Sie mir natürlich nicht verraten. Die Frage ist allerdings, ob diese Abstimmung zum EU-Parlament überhaupt eine Wahl war. Aus meiner Sicht wäre die bessere Bezeichnung „Meinungsumfrage“. Warum?

Wahl oder unverbindliche Meinungsumfrage?

Bei der sogenannten EU-Wahl entscheidet die Bevölkerung darüber, wer im EU-Parlament sitzt. Die Abgeordneten haben allerdings denkbar wenig Einfluss: Gesetze kann nur die nicht gewählte EU-Kommission in Abstimmung mit dem nicht gewählten EU-Ministerrat einbringen. Das Parlament berät über die Gesetzesinitiativen. Entscheiden kann es aber nur im Einvernehmen mit dem (nicht gewählten) EU-Rat.

Meist wurde im Vorfeld dieser Pseudo-Wahl von „Europa“-Wahl gesprochen. Auch das ist eine Fehlbezeichnung, denn Europa besteht nicht nur aus den 27 bis 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Die exakte Bezeichnung wäre zunächst einmal  EU-Parlamentswahl.

Da das EU-Parlament so gut wie keinen Einfluss auf die Entscheidungen in der Europäischen Union hat, bevorzuge ich den Begriff „Meinungsumfrage“. Das wäre ehrlicher, würde aber der Akzeptanz des Brüsseler und Straßburger Bürokratie-Monsters zuwider laufen. Allerdings könnten wir uns dann die teuren Abgeordneten sparen. EU-Rat und EU-Kommission machen einfach weiterhin alles unter sich aus.

Wir können also wählen, was wir wollen, mehr als eine unverbindliche Meinungsäußerung kommt in der EU-Organisation davon nicht an.

Die namenlose Währung

Und selbst unsere Gemeinschaftswährung hat einen falschen bzw. keinen Namen, nämlich „Euro“-  Was soll das sein? Nach demselben Muster würde zum Beispiel die amerikanische Währung „US“ heißen. Die Währungsbezeichnung erinnert mich an die neue Angewohnheit von Jugendlichen, das Verb im Satz wegzulassen. Da heißt es dann oft: „Kann ich noch ein Eis?“ Ob haben, essen, kaufen oder kotzen, bleibt offen. Zurück zur Währung: Anscheinend können wir nur kleine Einheiten (denken?), denn für die ehemaligen Pfennige haben wir wenigstens den Euro-Cent. Immerhin. Kein Wunder also, dass eine dermaßen amputierte Währung schon aus diesem Grund ihre Kraft nicht entfalten kann.

Dass sich erneuerbare Energien nicht erneuern, geschenkt. Die Liste der Fehlbezeichnungen ließe sich unendlich verlängern. Was will ich sagen? Wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht, damit Sie die Wirkung erzielen, die Sie beabsichtigen.

Mehr sprachliche Tipps gibt es zum Beispiel in meinen firmeninternen Korrespondenz-Seminaren und in persönlichen Beratungen. Eine kurze telefonische Erstberatung ist pro Firma kostenlos. Schreiben Sie mir einfach eine kurze  E-Mail, dann vereinbaren wir einen Termin.

Die Autorin:

Gabriele Baron, seit 25 Jahren freiberufliche Texterin sowie Trainerin mit dem Schwerpunkt empfängerorientierte Korrespondenz und Kundenorientierung in der Kommunikation. Autorin u.a. des Bestsellers „Praxisbuch Mailings. Print- und Online-Mailings planen, texten und gestalten.“, mi-Verlag sowie „Glückwunsch! Passende Worte zu Jubiläum, Beförderung & Co.“, Verlag C.H. Beck.

Gabriele Baron, Text & Training, Abt-Walther-Straße 4, 94081 Fürstenzell,

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