1919 gründete Richard Walter die „Metallurgische Gesellschaft Richard Walter“ als kleinen Familienbetrieb. Schnell entwickelte Walter mit seinem Unternehmen innovative Metallwerkzeuge und meldete über 200 Patente an. 100 Jahre später gehört die Walter AG zu den international führenden Unternehmen in der Metallbearbeitung und beschäftigt weltweit mehr als 3.500 Mitarbeiter. Anlass genug, den Ursprüngen zu gedenken und die lange Tradition in den Mittelpunkt zu stellen. Hierfür hatte die Walter AG D.I.E. Firmenhistoriker aus Aalen beauftragt.
100 Jahre Firmengeschichte aufzubereiten braucht eine gewisse Vorlaufzeit. Die ersten Gespräche mit der Geschichtsagentur fanden bereits 2014 statt. Zunächst war nur eine Archivierung geplant, aber welche spannenden Details sich in der Firmengeschichte verbergen, wird oft erst während der Recherchen sichtbar. „Wenn man an einem Faden zieht, bringt man eine ganze Menge anderer Fäden ans Tageslicht – jede Menge Stories“, begeistert sich Dr. Rainer Lächele, der mit seinem Team schon seit fast zwei Jahrzehnten die Geschichte von Unternehmen erforscht und aufbereitet. „Wir bringen bei den Recherchen so interessante Fakten ans Tageslicht, die das Unternehmen oft in völlig neuem Licht erstrahlen lassen.“
Fast fünf Jahre recherchierten, digitalisierten und konzipierten die Firmenhistoriker nun für die 100-Jahrfeier des Tübinger Werkzeugspezialisten. „Begonnen haben wir mit der Sichtung der Materialien“, erklärt Roman Krüger, Projektleiter bei D.I.E. Firmenhistoriker. Schnell wurde klar: Hier ist Potenzial, um mehr daraus zu machen. Ein Firmenmuseum sollte die facettenreiche Entwicklung des Traditionsbetriebs zeigen.
Spannende Geschichte und Geschichten konnten die Firmenhistoriker so zusammentragen. Die Geschichten beginnen mit der Schul- und Studienzeit Richard Walters, erzählen von seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg, von der Firmengründung zunächst in Düsseldorf, einem Patentstreit mit Krupp, von einer kurzzeitigen Emigration während der NS-Zeit und dem Aufschwung während der Wirtschaftswunderjahre. Nicht immer lief alles glatt: Walter hatte mit dem Generalstreik während der französischen Besatzungszeit 1923 zu kämpfen. Aber immer wieder schaffte es das Unternehmen, die Krisen zu bewältigen und mit weiteren Innovationen weit vorne am Markt zu sein.
„Historische Bilder, Gewerbeanmeldungen, Patente und unzählige Metallbauteile aus allen Epochen der Firmengeschichte – geradezu prädestiniert dazu, in einem Firmenmuseum dargestellt zu werden.“ (Dr. Rainer Lächele, D.I.E. Firmenhistoriker)
Die firmeneigenen Fundstücke reichten aber nicht aus, um die ganze Geschichte zu erzählen. Deshalb recherchierte das Firmenhistoriker-Team auch an anderen Stellen, zum Beispiel in Stadtarchiven oder im Firmenarchiv von Krupp, um den Kontext zu erarbeiten. Mit ehemaligen Mitarbeitern führten sie zahlreiche Zeitzeugeninterviews, die auch in der Ausstellung gezeigt werden.
„Wir sind ja keine Spezialisten in der Metallbearbeitung, deshalb haben wir uns die historischen Werkzeuge von pensionierten Walter-Mitarbeitern erklären lassen“, so Dr. Lächele. Dabei erfährt er als externer Historiker oftmals mehr, als die firmeneigenen Recherchen ergeben. „Uns treten die heutigen und ehemaligen Mitarbeiter oft unbefangener entgegen“, bestätigt auch Roman Krüger. Bei der Vorbereitung des Walter-Museums wurden die Firmenhistoriker tatkräftig vom langjährigen Partner com-a-tec unterstützt, mit denen sie schon seit mehr als 10 Jahren gemeinsam Ausstellungsprojekte betreuen. Schon allein technisch gesehen ist das Museum etwas Besonderes. So wurden hier erstmals Vitrinen mit transparenten Touchscreens, Schiebemonitore mit RFID-Produkterkennung und ein 98-Zoll-Monitor für ein perfektes Filmerlebnis eingesetzt.
Zu der Ausstellung entstand ein Jubiläumsbuch, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde – schließlich ist Walter heute ein international agierendes Unternehmen. In mehreren Unternehmensfilmen, die Idee dazu hatte das Team der Firmenhistoriker, wurde die Geschichte der Person Richard Walter und seiner Firma nachgestellt und wird so für den Museumsbesucher erlebbar (>Video).
Am 14. Mai wurde das neue Firmenmuseum in einem Festakt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Firmenchef Richard Harris konnte dabei feststellen: „Walter Mitarbeiter haben die zahlreichen Innovationen und Patente des Gründers Richard Walter nicht nur weiterentwickelt, sondern immer wieder neue Werkzeuge, Beschichtungen und Produktionsverfahren erfunden. Unser Museum ist ein Denkmal dieses Erfindergeistes und wird zukünftige Generationen von Ingenieuren und Technikern inspirieren.“
Der Artikel dokumentiert die Arbeit der D.I.E. Firmenhistoriker GmbH aus Aalen, die seit 2001 als eine der großen Geschichtsagenturen Deutschlands im Bereich des History Marketing tätig ist. Immer mehr Wirtschafts- und Versorgungsunternehmen, Banken, Gemeinden und Verbände sind sich dem Wert der eigenen Geschichte bewusst, der nicht nur Identität stiftet, sondern auch für das Marketing strategisch eingesetzt werden kann. So übernehmen die Firmenhistoriker die Aufgabe, sich durch Unternehmensarchive zu arbeiten, diese zu strukturieren und ihnen längst vergessen geglaubte Schätze zu entlocken. Aufbereitet werden sie in medialer Form von Büchern, Ausstellungen und Imagefilmen, die Mitarbeitern und Kunden ein Zeugnis von der Tradition und Zuverlässigkeit ihres Unternehmens liefern.
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