Das Kabinett hat aktuell den Entwurf für ein Digitale-Versorgung-Gesetz beschlossen. Ein zeitgemäßer, aber kein leichter Weg. Keine Branche zeigt eine stärkere Ablehnung und Unzufriedenheit gegenüber Digitalisierung als das Gesundheitswesen. Eine Bertelsmann-Studie belegt zudem: Deutschland ist lediglich Vorletzter im Ländervergleich. Dabei bergen digitale Lösungen neben der Verbesserung der Versorgung nachweislich auch erhebliches Einsparpotenzial.

Dem Thema „Digitalisierung im Gesundheitsmarkt“ widmete das AMD-Netz sein Forum am 19. Juni 2019 im Haus der Technik in Essen. Das gemeinnützige medizinisch-soziale Netzwerk führt die Veranstaltung regelmäßig mit einem interdisziplinären Teilnehmerkreis aus Vertretern der Selbsthilfe, Augenärzten, Augenoptikern, Rehabilitationslehrern und der Industrie durch. Teilnehmer und Referenten diskutierten anhand von Vorträgen und in Workshops die Bedeutung des Trends „Digitalisierung“ rund um die Augenheilkunde und die Erkrankung altersabhängige Makuladegeneration (AMD).

Die Makula-App des AMD-Netzes habe aktuell seit dem Start im September 2018 mehr als 1.100 Nutzer, berichtete Dr. Anke Tripp. Die Apps soll sensibilisieren und informieren und damit auch Arzt und Fachpersonal entlasten. Die eigenen Daten seien aktuell nur für den Nutzer einsehbar. Im Fokus der Entwicklung stand zunächst das Ziel, einen Beitrag zur Therapietreue zu leisten Unter Alltagsbedingungen werden bei der sogenannten IVOM-Therapie bei neovaskulärer AMD oft schlechtere Ergebnisse erzielt als in Zulassungs- und Real-Life-Studien. Die App könne auch dazu beitragen, die aktive Rolle von Patienten und Angehörigen bei der Terminverwaltung und -einhaltung zu stärken, damit diese sich aktiv mit der Erkrankung auseinandersetzen. In die Makula-App integriert ist seit kurzem eine Nutzerbefragung. Erste Auswertungen ergeben, dass Sehtests und Terminverwaltung als wichtig erachtet wurden. Tendenziell hätten Nutzer auch keine Bedenken, ihre Daten mit dem Augenarzt auszutauschen oder für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. 85 Prozent dieser Teilnehmer würden die App weiterempfehlen. 

Professor Dr. Daniel Pauleikhoff, Münster, beschrieb die Rolle der Digitalisierung in der AMD-Diagnostik und -Therapie im Hinblick auf IT-gestützte Qualitätsanalysen, IT-gestützte Bildauswertungen und direkte Unterstützung des Patienten. Neben der eigenen Qualitätskontrolle und der verbesserten Versorgung des Patienten, beispielsweise durch die Darstellung von Langzeitverläufen, könnten diese Daten auch zur Weiterentwicklung der Qualitätssicherung in Zusammenarbeit mit den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen genutzt werden. Professor Dr. Nikolaos E. Bechrakis, Essen, vermittelte den Aspekt Nutzen für Arzt und Forschung. Es gehe um eine optimierte Versorgung mit den Zielen, die Gesundheit der Bevölkerung sowie die gesundheitlichen Dienstleistungen zu verbessern sowie auch die Kosten im Gesundheitswesen zu reduzieren. Der Referent skizzierte den Weg der Integration digitaler Daten in klinische Abläufe. Die Augenheilkunde eigne sich gut für diese Entwicklung, da es sich um ein sehr visuelles Fach handele, insbesondere auf Grund der notwendigen Auswertung und den Austausch von Bilddaten. Die Kommunikation der Heilberufe untereinander müsse allerdings verstärkt werden, damit der Patient profitieren könne. Zudem seien hierzu Voraussetzungen für Mitarbeiter zu schaffen.

Der erste Vorsitzende des AMD-Netzes PD. Dr. Klaus Dieter Lemmen fasste zusammen: „Der Digitalisierung gehört auch in der Augenheilkunde die Zukunft.“ Der Patient müsse und solle dabei eine aktive Rolle spielen, indem er zum Beispiel Apps für Untersuchungszwecke oder zur Behandlungskontrolle nutze und nutzenstiftende Entwicklungen mit begleite. Vor diesem Hintergrund plant das AMD-Netz auch eine Weiterentwicklung seiner Makula-App. Im Mittelpunkt steht der Patient: Das AMD-Netz informiert und unterstützt Patienten und Angehörige sowie Versorger und Forscher. www-amd-netz.de

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