Die Revolution ist lautlos und blinkt. Vorsichtig und mit äußerster Konzentration befestigt Michael Honold mithilfe einer Pinzette einen 100 Mikrometer dünnen Draht an seinem Demonstrator für ein zukünftiges Smartphone-Zoom. Durch einen elektronischen Stromimpuls erwärmt sich der so genannte „Formgedächtnisdraht“ und zieht sich wie von Zauberhand zusammen. Bald muss der Aufbau fertig sein, ist dieser doch ein Teil seiner Abschlussarbeit. Denn der Student mit den verstrubbelten blonden Haaren und dem Heavy Metal-T-Shirt macht gerade seinen Forschungsmaster im Studiengang „Advanced Systems Design“. „Nach meinem Abi habe ich bei Voith eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik gemacht. Anschließend wollte ich studieren, aber was Praktisches“, sagt Michael Honold. Das war ihm wichtig. Nicht nur Theorie wälzen, sondern etwas im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Etwas, wo auch die Hände zum Einsatz kommen. Einfach etwas wie dieser Demonstrator, der dann später einmal vierfach so klein in einer Handykamera verbaut sein soll.
In diesem Labor wird spürbar, wie gut die Idee des Einklangs von Kopf und Hand, Geist und Praxis im Land der Tüftler und Denker aufgegangen ist – und die vor 50 Jahren ihren Ursprung hatte. 1969 unterzeichneten die westdeutschen Ministerpräsidenten ein Abkommen, das die Hochschulen revolutioniert. Neben den Universitäten führen sie einen zweiten akademischen Ausbildungsweg ein: die Fachhochschule. Auch wer kein Abitur hat, dafür aber Fach-Abi oder Berufsausbildung, ist hier willkommen. Das Studium sollte kürzer sein als an der Universität und nicht so theorielastig, sondern anwendungsbezogener. Somit wurde die Lücke zwischen der praktischen Berufsausbildung und dem damals extrem theoretischen Universitätsstudium geschlossen. Mit der Gründung der Fachhochschulen begann eine Erfolgsgeschichte, die das deutsche Bildungssystem in den vergangenen fünf Jahrzehnten nachhaltig geprägt hat. Inzwischen gibt es weit über 200 staatlich anerkannte Fachhochschulen in Deutschland. Aktuell studieren rund eine Million junge Menschen an einer Fachhochschule bzw. an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften. Dies entspricht etwa einem Drittel aller Studierenden in Deutschland. Nirgends sonst werden sie so anwendungsorientiert und lebensnah auf die Berufspraxis vorbereitet. Davon profitieren die Studierenden ebenso wie der jeweilige Standort der Hochschule und die Wirtschaft.
Die Anfänge der Hochschule Aalen jedoch reichen weiter als 1969 zurück. Pioniergeist, Ausdauer und Weitblick sind untrennbar mit ihrer Geschichte verbunden. In den 1950er Jahre setzten sich die Gründungsväter – der damalige Landrat Dr. Anton Huber und Oberbürgermeister Dr. Karl Schübel – über viele Jahre hinweg gegen harte Widerstände für die Einrichtung einer Staatlichen Ingenieurschule ein. 1963 war es dann soweit: Die ersten 32 Studenten konnten in barackenähnlichen Provisorien auf dem Aalener Galgenberg ihr Studium aufnehmen. „Das war ein richtiges Pionierfeeling“, erinnert sich Ralf Honold, der zum ersten Maschinenbau-Jahrgang zählt. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Hochschule Aalen schnell zur größten Bildungseinrichtung im Ostalbkreis. Mit ihren fünf Fakultäten richtet sie ihr Angebot nach Themen mit hoher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz aus. Das Studienangebot ist auf mehr als 60 Bachelor- und Masterstudiengänge gewachsen. Ob Virtual Reality, Künstliche Intelligenz, 3D-Druck oder Data Science – die Themen der Zukunft bewegen die Hochschule Aalen. Heute kann die Hochschule Aalen mit Stolz auf ein dynamisches Wachstum mit 6000 Studierenden und eine rasante bauliche Entwicklung blicken.
Der starke Pioniergeist zeigt sich an der Hochschule ganz besonders auch im Bereich der Forschung – haben ihre Forscher doch den Anspruch, völlig neue Wege zu gehen. In der angewandten Forschung und Entwicklung leistet sie in vielen Bereichen Spitzenarbeit. Seit vielen Jahren ist die Hochschule Aalen die forschungsstärkste Hochschule für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Und mit Stolz kann die Hochschule Aalen auch auf die vielen erfolgreichen Innovationen blicken, die sie angestoßen hat. Denn der Gründergeist weht kräftig durch ihre Gänge: Als Gründerhochschule hat sie sich, nicht zuletzt auch mit dem Innovationszentrum und der Gründungsinitiative stAArt-UP!de auf den Weg gemacht, in Ostwürttemberg und darüber hinaus als Leuchtturm für unternehmerisches Denken und Start-up-Methoden zu wirken.
Dass aus den Hochschulen ein Erfolgsmodell werden würde, war in der Gründungsphase noch nicht absehbar. So ist im übertragenen Sinne aus dem „Start-up Fachhochschule“ ein großes Unternehmen mit großem Zukunftspotenzial geworden. Das 50-jährige Jubiläum der Hochschulen für angewandte Wissenschaften lädt dazu ein, die Hochschulen zu feiern, aber auch über ihre derzeitige und zukünftige Bedeutung im Wissenschaftssystem nachzudenken. Die Kampagne „Unglaublich wichtig“ zeigt die Relevanz und Vielfältigkeit der Hochschulen und bietet auf ihrem Portal Platz für die verschiedenen Projekte und Geschichten aus den Hochschulen – natürlich auch aus Aalen.
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