Die Industrie- und Handelskammer Magdeburg führt seit dem Frühjahr 1991 regelmäßig quartalsweise Umfragen zur gegenwärtigen und zukünftig erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung unter repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen durch und wertet sie aus.

Die wesentlichen Ergebnisse werden nachfolgend in der Zusammenfassung dargestellt.

Gesamttendenz Fortgesetzter Anstieg des Klimaindex, deutliche Aufhellung der Lagebewertung, Erwartungen für das 3. Quartal nahezu ausgeglichen

Industrie Steigende Inlandsnachfrage wirkt belebend, im Folgequartale geht die Branche auch exportseitig wieder von einer Belebung aus

Baugewerbe Ungebrochene Nachfrage, jedoch Verkürzung der Auftragsreichweiten, Aussicht auf das Folgequartal gedämpft aber weiterhin positiv

Handel Stabile Geschäftslage und steigende Umsätze, Großhändler erwarten Abkühlung im 3. Quartal und sinkende Investitionen

Gastgewerbe Auftrieb im Lagesaldo trotz verhaltener Umsatzentwicklung, im Jahresverlauf Ausweitung der Investitionen geplant

Verkehrsgewerbe Leichte Aufhellung in der Lagebewertung, Erwartungen an das Folgequartal ebenfalls mit Aufwärtstrend aber ohne positives Vorzeichen

Dienstleister Gesamtbranche mit rückläufigen Trend in den Stimmungswerten, Annahmen zur Umsatzentwicklung im 3. Quartal wenig zuversichtlich 

Tendenz: deutliche Aufhellung der Lagebewertung zur Jahresmitte / Der Klimaindex steigt erneut auf nun 115,1 Indexpunkte (von maximal 200 möglichen)

Zur Jahresmitte bleibt die Wirtschaft im nördlichen Sachsen-Anhalt weiterhin in konjunkturell guter Verfassung. Der Geschäftsklimaindex steigt um 4 Zähler auf 115,1 Punkte (von maximal 200 möglichen), und liegt damit auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahresquartal. Insbesondere die sehr gute Lagebewertung, im Saldo ist ein Anstieg um 11 auf +36 Punkte zu verzeichnen, wirkt aufhellend. Insgesamt beurteilen nur 9 Prozent aller befragten Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage mit schlecht. Mit entgegengesetztem Vorzeichen bleiben hingegen die Erwartungen an die Entwicklung der Geschäftslage im anschließenden dritten Quartal. Hier überwiegt die Anzahl derjenigen, welche weniger optimistisch in die Zukunft blicken. Im Ergebnis verharrt der Saldo in der Negativzone und beschließt das Quartal mit -2 Punkten. Dessen ungeachtet sind 74 Prozent der Befragten davon überzeugt, auch im Folgequartal eine gleichbleibend gute geschäftliche Entwicklung verzeichnen zu können. Fast ausgeglichen zeigen sich die Stimmungswerte im Hinblick auf das Exportgeschäft. Deren Saldo steigt um neun Zähler auf -1 Punkt. Knapp die Hälfte der Unternehmen rechnet mit einer gleichbleibend stabilen, 23 Prozent mit einer Erhöhung der Auslandsnachfrage. Die Beschäftigungsabsichten erfahren im vorliegenden Quartal keine Aufhellung und tendieren im Saldo mit -11 Punkten weiter in den Negativbereich. Auch die zu Jahresbeginn wieder expansiveren Investitionsabsichten geben erneut nach und beschließen die erste Jahreshälfte bei -6 Saldenpunkten.

Weiterhin unangefochten führt der Fachkräftemangel die quartalsmäßige Befragung zu den konjunkturellen Hauptrisiken an. Unverändert zum Vorquartal rangieren dahinter die Arbeitskosten als zweithäufigste Antwort. Die Rahmenbedingungen hingegen werden stärker risikobehaftet eingeschätzt als noch im Vorquartal und verdrängen die Energie- und Rohstoffpreisen auf Rang 4. Die Inlandsnachfrage folgt auf Rang 5. Sowohl der Auslandsnachfrage als auch Finanzierungsaspekten wird hingegen nur ein geringes Risikopotential bescheinigt.

Nach eingetrübtem Start melden die Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe im zweiten Quartal des Jahres einen Aufschwung in der derzeitigen Geschäftslage. Der Saldo steigt für die Gesamtbranche um +27 Zähler auf +38 Punkte und wird von gestiegenen Stimmungswerten aller Teilbranchen gestützt. Nur 10 Prozent aller Befragten empfinden die aktuelle Situation als unzureichend. In der Einzelbetrachtung der Indikatoren zeigen vor allem die Vorleistungsgüterproduzenten eine deutliche Aufwärtstendenz. Sowohl gestiegene Auftragseingänge aus dem Inland (im Saldo von -2 auf +21 Punkte) als auch stabile Umsätze (im Saldo von +28 auf +26 Punkte) stützen die konjunkturelle Aufhellung. Auch die Investitions- und Konsumgüterproduzenten verzeichnen eine Belebung der Inlandsnachfrage, so dass der Saldo für die Gesamtbranche in den Auftragseingängen insgesamt von 7 auf +18 Punkte steigt. Die Auslandsnachfrage stagniert hingegen.

Die Vorschau für die kommenden Monate lässt eine Fortführung des derzeitigen Aufschwungs vermuten, wenn auch verhaltener. Der Saldo der Geschäftslageerwartungen steigt um 17 Zähler und ist mit -3 Punkten fast ausgeglichen. Die Vorleistungsgüterproduzenten blicken optimistisch auf das dritte Quartal und rechnen mit einer Zunahme im Exportgeschäft. Das gleiche gilt für die Konsumgüterproduzenten, welchen darüber hinaus eine Umsatzsteigerung annehmen. Die Beschäftigungsabsichten der Gesamtbranche tendieren mit -14 Saldenpunkten weiter ins Minus, obwohl 7 von 10 Unternehmen keine Veränderung ihres Personalbestandes planen.

Die Investitionsabsichten zeigen wenig Dynamik, der Saldo steigt leicht auf -4 Punkte (im Vorquartal -8).

Ausnahme sind 37 Prozent der Produzenten im Vorleistungsgütersegment, welche eine Zunahme planen.

Ein gewohnt erfreuliches Bild präsentiert die Baubranche zum Ende der ersten Jahreshälfte. Über zwei Drittel der Betriebe bescheinigen eine gute, weitere 19 Prozent eine befriedigende derzeitige Geschäftslage. Darauf aufbauend steigt der zugehörige Saldo auf +56 Punkte und liegt damit 12 Zähler über dem bereits sehr guten Wert des Vorjahresquartals. Eine feste Säule der Baukonjunktur ist die ungebrochene Nachfrage. Für das zweite Quartal wurde von den befragten Unternehmen ausschließlich einen stabile Auftragslage (82 Prozent) oder eine weitere Zunahme (18 Prozent) angegeben. Ein Blick in die Auftragsbücher unterstreicht die erfreuliche Lage der Branche, auch wenn die Auftragsreichweite im Vergleich zum Vorquartal kürzer geworden ist. 43 Prozent der Firmen weisen am aktuellen Rand einen Auftragsbestand von 2-3 Monaten aus, 37 Prozent sind für vier und mehr Monate ausgelastet.

Für das kommende Quartal zeigt sich die Branche verhaltener in ihren Erwartungen. Der Gesamtsaldo zur zukünftigen Entwicklung der Geschäftslage sinkt um 19 auf nun +12 Punkte, obwohl 7 von 10 der Umfrageteilnehmer mit einer Fortführung der derzeitig auskömmlichen Geschäftstätigkeit rechnen. Beschäftigungsseitig wird eine Verkleinerung der Belegschaften prognostiziert, so dass der Saldo um weitere 4 auf negative -9 Punkte nachgibt. Auch investitionsseitig sind keine expansiven Absichten zu erkennen. Insgesamt überwiegen in der Bewertung die zurückhaltenden Annahmen, im Ergebnis wechselt der Saldo das Vorzeichen und notiert bei -5 Punkten.

Die aktuellen Stimmungswerte der Branche scheinen für das zweite Quartal den zuversichtlichen Erwartungen des Vorquartals nur bedingt zu folgen. Insgesamt stabilisiert sich der Saldo zur gegenwärtigen Geschäftslage bei +24 Punkten, getragen von knapp einem Drittel der Unternehmen, welches diesbezüglich das Prädikat gut auswählt. Sowohl der Groß- als auch der Einzelhandel vermelden im Vergleich zum Vorquartal gestiegene Umsatzzahlen, der Gesamtsaldo überschreitet im Ergebnis die Nulllinie und ist mit nun +16 Punkten (-2 im Vorquartal) wieder positiv. Die Konsumneigung kann hingegen keine belebenden Impulse senden. Sie orientiert sich mit -2 Saldenpunkten in Richtung Positivbereich, allerdings empfinden 22 Prozent der Unternehmen aus dem Einzelhandel diese als rückläufig. Der branchenübliche Schlussverkauf im Zuge des Sortimentswechsels scheint demnach hinter den Erwartungen zurückzubleiben.

Gedämpft präsentieren sich die Annahmen für den weiteren Jahresverlauf. Der Saldo der erwarteten Geschäftslage sinkt um 9 auf nun +1 Punkt. Die Teilbranchen sind sich in den Annahmen uneins. Die Großhandelsunternehmen hegen positive Erwartungen an eine leichte Verbesserung der Geschäftslage (+6 Saldenpunkte), rechnen allerdings auch mit sinkenden Umsatzzahlen (-4 Saldenpunkte). Die Einzelhändler hingegen antizipieren eine schlechtere Geschäftsentwicklung (Saldo – 7 Punkte) aber steigende Umsätze (+10 Saldenpunkte). In den Beschäftigungsplänen der Branchen, schlägt sich die Zurückhaltung der Annahmen nieder, diese geben im Vergleich zum Vorquartal leicht auf -3 Saldenpunkte nach. In den geplanten Investitionen ist sich die Branche einig, beide planen eine Verkleinerung der Aktivitäten, der zugehörige Saldo stürzt auf -26 Punkte ab (Vorquartal +13).

Erwartungsgemäß hebt sich die Stimmung des Gastgewerbes mit Beginn der Frühjahrsmonate. Getragen durch eine überwiegend positive Bewertung der Geschäftslage, 42 Prozent der Befragten wählen das Prädikat gut, steigt der Saldo um 24 auf +39 Punkte und liegt damit nur zwei Punkte unter dem Wert des Vorjahresquartals. Die Umsatzentwicklung zeichnet hingegen ein abweichendes Bild, deren Saldo steigt zwar um 19 Zähler, bleibt mit -1 Punkt jedoch im Negativbereich. Die Zimmerauslastung ist zufriedenstellend, im Saldo überwiegen deutlich die positiven Aussagen und 29 Prozent der Unternehmen berichten steigende Buchungszahlen.

Die Prognose für das Folgequartal bleibt trotz der Hochstimmung am aktuellen Rand ohne weiteren Aufwärtstrend. Der Saldo zur Geschäftslageentwicklung steigt marginal auf +7 Punkte (Vorquartal +6) und notiert das zweite Quartal in Folge im Positivbereich. 72 Prozent erwarten eine gleichbleibend positive Entwicklung. Auch die expansiveren Investitionsplanungen lassen einen zuversichtlichen Ausblick zu. 27 Prozent der Umfrageteilnehmer planen eine Ausweitung ihrer Ausgaben innerhalb der kommenden 12 Monate. Auch die Annahmen eines nahezu unveränderten Personalbestandes lassen darauf schließen, dass die Branche mit keiner akuten Verschlechterung rechnet.

Das Verkehrsgewerbe erfährt im 2. Quartal des Jahres eine konjunkturelle Aufwärtsentwicklung. Der Saldo der aktuellen Geschäftslage steigt um 13 Zähler auf + 28 Punkte und liegt damit deutlich über dem Wert des Vorjahresquartals (+16 Punkte). 41 Prozent der Unternehmen bewerten die momentane wirtschaftliche Situation mit gut und weitere 46 Prozent immerhin noch mit befriedigend. Die Umsätze bzw. Beförderungsvolumina weisen im Saldo mit – 10 zwar weiterhin einen negativen Wert aus, können sich im Vergleich zum Vorquartal jedoch wieder nach oben orientieren.

Auch in diesem Quartal ist die Fortsetzung des seit Endes des letzten Jahres bestehenden Aufwärtstrend der Erwartungshaltung im Verkehrsgewerbe zu erkennen. Der Saldo schafft mit – 13 Punkten jedoch nicht den Sprung über die Nulllinie, so dass derzeit von keiner weiteren Belebung im Folgequartal auszugehen ist. Auch die Annahmen zur Beschäftigungszahl bleiben gedämpft und im Saldo mit -3 Punkten eher degressiv ausgerichtet. Die Investitionspläne der Branche sind zur Jahresmitte ausgeglichen, jeweils 16 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen in den kommenden 12 Monaten ihre Ausgaben erhöhen oder senken.

Das Dienstleistungsgewerbe bestätigt im zweiten Quartal eine gute gegenwärtige Geschäftslage. Die Salden beider Teilbranchen, unternehmensnahe Dienstleister +27 Punkte und personennahe Dienstleister+32 Punkte, liegen im Plus, verzeichnen jedoch einen rückläufigen Trend im Vergleich zum Jahresbeginn. Insgesamt sinkt der Lagesaldo im Ergebnis um 12 Zähler auf +34 Punkte. An dieser leichten Abkühlung scheinen vor allem die rückläufigen Auftragseingänge und Umsatzentwicklungen einen Anteil zu haben. Insbesondere die personennahen Dienstleister erfahren einen merklichen Nachfragerückgang, so berichten dies 38 Prozent aus dieser Teilbranche. Eine ähnliche Entwicklung melden auch die unternehmensnahen Dienstleister, wenn gleich mit einer weniger starken Ausprägung.

Im Ausblick für das dritte Quartal ist sich die Gesamtbranche einig, dass eine merkliche Eintrübung der Geschäftslage eintreten wird. Im Ergebnis gibt der Erwartungssaldo um 29 Zähler auf -12 Punkte nach. Er bleibt damit deutlich unter dem Wert des Vorjahresquartals (+11 Punkt). Auch die als rückläufig erwartete Umsatzentwicklung trägt zur zurückhaltenden Prognose bei. Dieser fällt um 11 auf +8 Punkte. Sowohl die Beschäftigungs- als auch Investitionspläne der Gesamtbranche sind deutlich negativ ausgerichtet und unterstreichen damit den wenig zuversichtlichen Ausblick.

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