Während das Angebot groß ist, suchen allein schon demografisch bedingt immer weniger junge Erwerbstätige – die derzeit zudem lukrative Jobangebote am Arbeitsmarkt finden – das Unternehmerrisiko. „Wer dennoch über einen Firmenkauf den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, trifft heute auf eine große Auswahl an attraktiven Unternehmen“, sagt Holger Fischer, Unternehmensberater bei Ecovis in Würzburg.
Fachkompetenz und Erfahrung
Wer aber hat das Zeug zum Unternehmer? „Zu den Mindestvoraussetzungen gehört ein gewisses Startkapital“, sagt Fischer. Wer es nicht hat, muss oft schneller aufgeben als gedacht. Nicht minder wichtig, so Fischer, ist gerade bei kleineren Firmen die eigene Fachkompetenz. Die Selbstständigkeit bringt ohnehin genug Neues mit sich. „Man muss Risiken tragen, um Aufträge kämpfen und darauf achten, dass wichtige Mitarbeiter im Unternehmen bleiben“, sagt Ulf Knorr, Steuerberater bei Ecovis in Rostock. Dafür lassen sich Vorkehrungen treffen. So kann im Übernahmevertrag eine Minderung des Kaufpreises vereinbart werden, wenn ein leitender Mitarbeiter den Betrieb innerhalb der nächsten 24 Monate verlässt.
Die Angebote genau prüfen
Wie aber findet sich überhaupt die passende Firma? Hinweise geben das geschäftliche Beziehungsumfeld von Branchenkollegen über die Bank bis zum Steuerberater. Auch digitale Nachfolgebörsen können ein Weg sein. Zeichnet sich ein Ziel ab, ist eine genaue Analyse unverzichtbar. Die Geschäftsberichte helfen dabei ebenso weiter wie ein Blick auf das Image der Firma, etwa auch in den sozialen Netzwerken, und nicht zuletzt Gespräche mit den Mitarbeitern. Noch wichtiger als die Bestandsaufnahme sind die Zukunftschancen unter der neuen Führung des Käufers. „Der Businessplan darf nicht einfach die Vergangenheit fortschreiben“, sagt Fischer. Ein solcher Plan hilft auch bei der Beurteilung, ob ein angedachter Preis gerechtfertigt ist, und wird unverzichtbar beim Bankgespräch.
Die Form der Übernahme abwägen
Ganz entscheidend ist die Art der Übernahme. Bei einem Asset Deal etwa erwirbt der Käufer nur die werthaltigen Bestandteile des Unternehmens, beispielsweise Maschinen, Gebäude oder Patente. Er übernimmt damit keine alten Verbindlichkeiten oder Risiken, wie etwa in der Vergangenheit vom Unternehmen gewährte Garantien für seine Leistungen.
Bei einem Share Deal dagegen, bei dem der Käufer die Anteile eines Unternehmens erwirbt, sind steuerliche und rechtliche Risiken aus früheren Verträgen und Aufträgen genau unter die Lupe zu nehmen. „Aus steuerlicher Sicht ist beispielsweise zu prüfen, ob zum Unternehmensvermögen Grundstücke gehören und beim Erwerb eine Grunderwerbsteuer anfällt“, sagt Ulf Knorr.
Fördermittel nutzen
Öffentliche Förderprogramme helfen beim Unternehmenskauf, indem sie insbesondere die Unterstützung durch professionelle Unternehmensberater mitfinanzieren. So kann die Hälfte der Beratungskosten aus dem Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ des Bundesamts für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erstattet werden. Der Zuschuss beträgt maximal 4.000 Euro. Die Beratung kann durch die Landesförderbanken unterstützt werden.
Im Fall von Haftungsfreistellungen sind auch Förderdarlehen interessant. Sie bieten ebenso wie die Einbindung von Bürgschaftsbanken die Möglichkeit, der Hausbank einen Teil ihres Ausfallrisikos abzunehmen. Die Finanzspritzen der Förderbanken sind immer über die Hausbank zu beantragen. „Diese ist auch bei der Kauffinanzierung insgesamt der erste Ansprechpartner, da sie den Käufer aus der bisherigen Geschäftsbeziehung in der Regel gut kennt“, sagt Knorr. Um die Konditionen zu vergleichen, können dann noch weitere Kreditinstitute angesprochen werden.
Nachfolgezentrale Mecklenburg-Vorpommern: Wie Unternehmer und Übernahmewillige zueinanderfinden
Im Internet gibt es bereits einige Börsen für den Kauf und Verkauf von Unternehmen wie nexxtchange (www.nexxt-change.org) oder Deutsche Unternehmerbörse (www.dub.de), die von Banken oder der öffentlichen Hand betrieben werden. Ein ganz besonderes Portal ist die „Nachfolgezentrale MV“ in Mecklenburg-Vorpommern. Das von der Bürgschaftsbank des Landes initiierte und gemeinsam mit dem Steuerberaterverband des Landes weiterentwickelte Projekt bringt Unternehmer mit Nachfolge interessierten über eine nicht öffentlich einsehbare Matching-Datenbank zusammen. Nachdem sich die potenziellen Käufer und Verkäufer online registriert haben, erfolgt anhand bestimmter Basiskriterien – vom Standort über die Firmengröße und Branche bis zum Nachfolgerprofil – per Software die Suche nach dem passenden Partner. Der direkte Kontakt wird danach nur mit ausdrücklicher Zustimmung der jeweiligen Teilnehmer hergestellt. „Unternehmer können sich auf Wunsch auch über ihren Steuerberater in die Datenbank eintragen lassen“, sagt Ulf Knorr von Ecovis, der auch Mitglied im Präsidium des Steuerberaterverbands Mecklenburg-Vorpommern ist. www.nachfolgezentrale-mv.de
Holger Fischer, Unternehmensberater bei Ecovis in Würzburg
Ulf Knorr Steuerberater, bei Ecovis in Rostock
Das Beratungsunternehmen Ecovis unterstützt mittelständische Unternehmen. In Deutschland zählt es zu den Top 10 der Branche. Etwa 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in den mehr als 100 deutschen Büros sowie weltweit in Partnerkanzleien in über 75 Ländern. Ecovis betreut und berät Familienunternehmen, inhabergeführte Betriebe sowie Freiberufler und Privatpersonen. Um das wirtschaftliche Handeln seiner Mandanten nachhaltig zu sichern und zu fördern, bündelt Ecovis die nationale und internationale Fach- und Branchenexpertise aller Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und Unternehmensberater. Jede Ecovis-Kanzlei kann auf diesen Wissenspool zurückgreifen.
Darüber hinaus steht die Ecovis Akademie für fundierte Ausbildung sowie für kontinuierliche und aktuelle Weiterbildung. All dies gewährleistet, dass die Beraterinnen und Berater ihre Mandanten vor Ort persönlich gut beraten.
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