Die Kinderklinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe trägt einen Namen, der auf ihren ersten Klinikdirektor zurückgeht: Dr. Franz Lust. 1920 angetreten, war Lust weithin für sein großes kinderheilkundliches Fachwissen bekannt. Ihm zu Ehren haben Vertreter des Klinikums und der Karlsruher Rotary Clubs am 10. Oktober eine Gedenktafel im Wartebereich der Kindernotaufnahme enthüllt.

„Sein menschlicher Umgang mit den jungen Patienten ist uns auch heute noch ein Vorbild“, betonte Professor Joachim Kühr, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendmedizin. 1931 gehörte Lust daneben zu den Gründungsmitgliedern des Rotary Club Karlsruhe. „Auf Druck der Nationalsozialisten wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung aber schon wenige Jahre später aus dem Club ausgeschlossen“, berichtete Professor Christof Müller, Präsident des Rotary Club Karlsruhe und Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Orthopädische Chirurgie.

Dass Lust jüdischer Abstammung war, führte 1933 auch zu seiner Absetzung als Klinikdirektor. Im Anschluss praktizierte er noch bis zum Berufsverbot 1938 in seiner Privatpraxis. Nach einem kurzen Aufenthalt im Konzentrationslager Dachau besaß Lust aber keinen Lebenswillen mehr und tötete sich 1939 selbst.

Mit der Gedenktafel, gestaltet von dem bekannten Maler und Bildhauer Joachim Czichon, wollen das Klinikum Karlsruhe und die Karlsruher Rotary Clubs deshalb an das Werk und Schicksal des fachlich und menschlich herausragenden Pädiaters Franz Lust erinnern. Die Initiative für die Gedenktafel ging von Klinikdirektor Kühr aus, die fünf Karlsruher Rotary Clubs haben das Vorhaben gerne unterstützt.

In seiner Rede ging Müller auch auf den Terrorakt in Halle ein: „Noch vor zwei Tagen hätten wir uns die Vorkommnisse, wie sie in Halle geschehen sind, nicht vorstellen können. Daher ist es heute mehr denn je geboten, den Populisten und Demagogen mit Entschlossenheit entgegenzutreten. Intoleranz, Diskriminierung und Hass haben weder bei Rotary noch am Klinikum einen Platz.“

Hintergrundinformationen:

Die Karlsruher Kinderklinik eröffnete 1920 zunächst im Gebäude des ehemaligen Viktoria-Pensionats in der Karl-Wilhelm-Straße am Durlacher Tor. Vom Uniklinikum in Heidelberg kommend, war Franz Lust bereits ab 1918 als Geschäftsführer des Badischen Landesverbands für Säuglings- und Kleinkinderfürsorge in das Vorhaben involviert. Mit der „Diagnostik und Therapie der Kinderkrankheiten“ schrieb er eines der wichtigsten Lehrbücher im Bereich Kinder- und Jugendmedizin. Bereits 1950 wurde die Einrichtung am Durlacher Tor in “Franz Lust-Kinderklinik“ umbenannt. In der Nachfolge gibt es nun auf dem Klinikums-Campus an der Moltkestraße die Franz-Lust-Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.

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