Nach eineinhalbjähriger Aufbauzeit sind bundesweit rund 20 schmerzmedizinische Zentren dem von der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und der BARMER ins Leben gerufenen Projekt PAIN2020 beigetreten. Ab sofort können Patienten, die schon längere Zeit an Schmerzen leiden, an dem Forschungsprojekt teilnehmen. Interessierte erhalten beim Teledoktor der BARMER unter der Telefonnummer 0800 8484 333 weitere Informationen. „Handeln, bevor Schmerzen chronisch werden – das ist der Grundgedanke des bundesweiten Projekts PAIN2020, dessen innovativer Untersuchungsansatz und dessen Behandlungsmodule nun getestet werden“, sagt Thomas Isenberg von der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses 2019 in Mannheim.

Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. und die BARMER haben gemeinsam ein Programm entwickelt, das speziell auf Patienten mit Schmerzen zugeschnitten ist. Es richtet sich an Menschen, die bereits eine längere Zeit Schmerzen haben. „Wenn Schmerzen langanhaltend sind, sprechen wir von chronischen Schmerzen, die sich stark auf alle Belange des Lebens auswirken. Neben dem Dauerschmerz können Depressionen, Angst- und Schlafstörungen sowie Konzentrationsschwierigkeiten auftreten“, weiß Professor Dr. med. Claudia Sommer, Präsidentin der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und Leitende Oberärztin und Schmerzforscherin an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg. Lange Krankschreibungen infolge der herabgesetzten Arbeitsfähigkeit folgen häufig. PAIN2020 (Patientenorientiert. Abgestuft. Interdisziplinär. Netzwerk) setzt früher an und ermöglicht eine interdisziplinäre Diagnostik und individuelle Therapieempfehlung für Risikopatienten.

„Ein Risiko für eine Chronifizierung von Schmerzen besteht, wenn diese beispielsweise länger als sechs Wochen andauern oder immer wieder zurückkehren, obwohl der Patient in fachspezifischer Behandlung ist“, erklärt Sommer. Auch wenn die Lebensqualität durch den Schmerz beeinträchtigt sei oder aufgrund der Schmerzen schon eine Arbeitsunfähigkeit bestehe, kann es sich um einen Risikopatienten handeln.

PAIN2020 wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit sieben Millionen Euro gefördert und läuft über drei Jahre. Rund 20 Kliniken, Schmerzzentren und Schmerzambulanzen sind bereits PAIN2020-Zentren und haben die ersten Patienten in das Projekt aufgenommen. Weitere Zentren kommen in den nächsten Wochen hinzu. Insgesamt sollen 6000 Patienten in das Programm aufgenommen werden.

Am Anfang der Behandlung steht ein Assessment. Der Patient wird umfassend von einem Team aus Ärzten, Psychologen und Physiotherapeuten untersucht, die im Anschluss eine interdisziplinäre multimodale Empfehlung geben. Das Team informiert und berät den Patienten gemeinsam, welche Therapie ambulant, stationär oder in einer Tagesklinik für ihn angemessen ist.

In dem Forschungsprojekt werden zwei verschiedene, jeweils interdisziplinäre und multimodale (Schmerz) Therapiemodule erprobt, die die üblichen Therapieformen in der ambulanten Versorgung ergänzen sollen: Beim Therapiemodul „Edukation (E-IMST)“ handelt es sich um eine einmalige Schulung: Der Patient erhält in einer drei Stunden dauernden Gruppenschulung Basisinformationen zu Ursachen und Formen sowie zur Bewältigung von Schmerzen und über die Bedeutung von Eigenverantwortung in der Anwendung schmerzreduzierender Strategien. Das Therapiemodul „Begleitende Therapie (B-IMST)“ umfasst 30 Stunden, verteilt über zehn Wochen. In Gruppen von acht Patienten werden die Teilnehmer ebenfalls über die Erkrankung und die Methoden der Schmerzbewältigung informiert sowie dabei unterstützt, selbstverantwortlich mit körperlichen und psychischen Bedürfnissen umzugehen und Strategien im Umgang mit Schmerzen und anderen Belastungen zu entwickeln.

Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. betont: „Mit PAIN2020 werden neue Wege beschritten: Noch bevor die Schmerzen chronisch werden und ein langer Leidesweg beginnt, wird interveniert. Das Forschungsprojekt erprobt, was der Chronifizierung am besten entgegenwirkt. Und das kann dann spätestens im Jahr 2021 allen Patienten zu Gute kommen, wenn die Behandlungsansätze von PAIN2020 in die Regelversorgung übernommen werden.“

Wenn BARMER-Versicherte sich über die Sonderhotline des Teledoktors (Telefonnummer 0800 8484 333) melden und die Voraussetzung für eine Teilnahme besteht, wird der Kontakt zum nächstgelegenen PAIN2020-Zentrum hergestellt.

Weitere Informationen:

Teilnahmemöglichkeit testen: http://www.pain2020.de/patienteninformationen/

Karte mit den teilnehmenden Einrichtungen: http://www.pain2020.de/landkarte/

Terminhinweise:
SY20 – Die Umsetzung eines frühen interdisziplinären multimodalen
Assessments in den Klinischen Alltag- Erste Erfahrungen und Update zu PAIN2020
Termin: Freitag, 11. Oktober 2019, 15.30 bis 17.00 Uhr
Vorsitz: G. Lindena (Kleinmachnow), K. Augustin (Berlin)
Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum „Ignaz Holzbauer 1“
Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

Öffentlicher PATIENTENTAG 2019
Organisation: Ch. Maihöfner (Fürth) und T. Sprenger (Wiesbaden)
Termin: Samstag, 12. Oktober 2018, 11.00 bis 14.00 Uhr
Ort: Dorint Kongresshotel, Raum „Ludwig van Beethoven“
Anschrift: Friedrichsring 6, 68161 Mannheim
Programm des Patiententages: https://schmerzkongress2019.de/…

Zum Deutschen Schmerzkongress:

Der jährlich stattfindende Deutsche Schmerzkongress reflektiert die enorme Bedeutung des Symptoms Schmerz in sämtlichen Bereichen der Medizin und das stetige Bemühen der Schmerzexperten, den Schmerz wirksam(er) zu bekämpfen. Unter dem Kongress-Motto „MitGefühl zum Schmerz“ werden aktuelle Themen der Medizin wie Telemedizin und E-Health sowie schmerzmedizinspezifische Fragestellungen wie Qualität der stationären Akutschmerztherapie, Schmerzregister, Migräneprophylaxe und neue Schmerzkonzepte behandelt.

Mit etwa 60 wissenschaftlichen Symposien und Dutzenden Workshops und Seminaren deckt der Schmerzkongress das gesamte Themenspektrum der Schmerzdiagnostik und -therapie ab. Rund 2000 Teilnehmer – Mediziner verschiedener Fachgebiete, Psychologen, Pflegende, Physiotherapeuten, Apotheker und andere – werden erwartet.

 

 

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